Wird Schloss Goldrain bald von Obervinschgern geführt?

„Eine Hauruckaktion ist fehl am Platz“

Publiziert in 11 / 2010 - Erschienen am 24. März 2010
Goldrain – Doppelgleisigkeiten vermeiden, Kräfte bündeln und eine gemeinsame Bildungslandschaft im Vinschgau schaffen: Dies sind die Ziele der Arbeitsgruppe, die sich aus Vertretern der Genossenschaft Bildungshaus Schloss Goldrain und der Genossenschaft für Weiterbildung und Regionalentwicklung (GWR) in Spondinig zusammensetzt. Am 16. März traf sich die Gruppe im Schloss Goldrain. Zu einem konkreten Ergebnis kam es vorerst nicht, die Meinungen gehen auseinander. von Sepp Laner „Ich hätte mir ein anderes Ergebnis erwartet“, sagt etwa Armin ­Pinggera (im Bild), Mitglied der Gruppe und auch Mitglied des Vorstandes des Bildungshauses Schloss Goldrain. „Ein gemeinsames Vorgehen ist unser aller Ziel, doch eine Hauruckaktion halte ich für nicht gerechtfertigt. Wir stehen erst am Anfang der Gespräche.“ Auch Hermann Schönthaler, geschäftsführender Obmann des Bildungshauses, teilt diese Meinung: „Schloss Goldrain ist bestrebt, mit anderen Bildungsanbietern im Vinschgau eine gemeinsame Plattform bzw. eine gemeinsame Bildungslandschaft im Vinschgau zu bilden, auch und vor allem um Synergien zu schaffen, allerdings kann das nicht von heute auf morgen geschehen.“ Der Latscher Vizebürgermeister Christian Stricker, Mitglied im Vorstand des Bildungshauses, drängt hingegen auf eine schnellere Gangart und schlägt als ersten Schritt die Auslagerung der Geschäftsführung vor. Wenngleich das Treffen im Bildungshaus Schloss Goldrain mehr als ent­täuschend verlaufen sei, ließ sich Hermann Schönthaler (im Bild) bei der Sitzung, zu der sich der Vorstand des Bildungshauses am vergangenen Freitag getroffen hat, überreden, bis zur Vollversammlung am 24. April, bei der das Thema der Zusammenarbeit zwischen GWR und Schloss aufs Tapet kommt, Interims-Obmann zu bleiben. Alles eher als förderlich für das Bildungshaus und die Motivation der Mit­- arbeiter/innen werten Schönthaler und Pinggera die regelmäßig wiederkehrenden Diskussionen rund um den rein wirtschaftlichen Aspekt des Bildungshauses. ­Pinggera: „Der Vinschgau gilt landesweit als intellektuell und geistig schöpferisch gut aufgestellt. Mein Wunsch ist es, dass der Vinschgau dies auch beim Schloss Goldrain unter Beweis stellt.“ Das Schloss sei eine einzigartige, mit viel Geld restaurierte Struktur, für welche die Gemeinde Latsch als Besitzerin, alle Vinschger Gemeinden und auch die Bezirksgemeinschaft Verantwortung tragen sollten. Nicht tragbar sei, dass der Obmann für Verbindlichkeiten, die entstehen könnten, persönlich haftet. Dass die Gemeinde Latsch nicht bereit ist, für eine Darlehensaufnahme zur Deckung des Defizits der Jahre 2006 und 2007 zu bürgen, sei bedauerlich. Das Bettenhaus könne nicht mit einer Hypothek belastet werden, denn der entsprechende Vertrag mit der Gemeinde schließe das aus. Frage der Haftung noch nicht geklärt Etwas schärfer drückt diesen Sachverhalt der langjährige Obmann Ernst Steinkeller aus: „Nachdem die Genossenschaft Bildungshaus Schloss Goldrain das Schloss mit 8 Millionen Euro an öffentlichen Beiträgen mühevoll restauriert hat, wäre es jetzt das Mindeste, dass die Gemeinde als Eigentümerin bereit ist, eine begrenzte Haftung zu übernehmen, um damit den ehrenamtlich tätigen Vorstand zu ent­lasten.“ Gemäß vereinbarter Konvention zwischen Genossenschaft und Gemeinde wird das restaurierte Schloss zuzüglich neu erbautem Bettenhaus in einigen Jahren kostenlos an die Gemeinde Latsch über­gehen. Selbstverständlich, so Ernst Steinkeller (im Bild), sollten auch die übrigen Gemeinden des Vinschgaus beim Projekt „Bildungshaus des Vinschgaus“ ihren Beitrag leisten, wie dies von Anfang an mit dem Landeshauptmann bzw. der Landesregierung vereinbart worden war. In diesem Zusammenhang, so Steinkeller weiter, müsse die Aussage des Latscher Bürgermeisters Karl Weiss bei der letzten Aussprache mit Vertretern des Bildungshauses aufs Schärfste zurückgewiesen werden, wonach man „bei diesen nie ganz genau wisse, was sie wollen.“ Vielmehr sei diese Aussage laut Steinkeller der Beleg dafür, dass der derzeitige Bürgermeister von Latsch für Bildung und Kultur nicht viel übrig habe. „Die Vertreter des Bildungshauses haben - wenn sie um eine Aus­sprache ersuchten - bisher immer sehr wohl gewusst, was sie vorzubringen hatten und sie haben dabei ihre Anliegen gezielt und sachlich formuliert.“ Investitionen in Bildung und Ausbildung sind laut Armin Pinggera nachhaltig und auf lange Sicht auch wirtschaftlich ren­tabel. Gegen die Schaffung von Synergien zwischen den Bildungsanbietern im Vinschgau sei nichts einzuwenden: „Im Gegenteil, das ist unser erklärtes Ziel. Gelingen wird das aber nur schrittweise.“ Nicht zielführend sei es, übereilte Maßnahmen zu setzen wie etwa die Auslagerung der Geschäftsführung, „denn ich kann mir das Schloss ohne einsatzbereite Verwaltung vor Ort nicht vorstellen.“ Die Frage, ob er den Eindruck habe, dass im Hintergrund das Bestreben da sei, die Direktorin Claudia Santer zu entlassen, bejahte Pinggera: „Diesen Eindruck habe ich, möchte aber klar festhalten, dass die Direktorin gute Arbeit geleistet hat und leistet.“ „Mit Bildung kann man nicht Geld verdienen“ Zum Thema Weiterbildung insgesamt hält Schönthaler fest, „dass Schloss Goldrain schon von Anfang an mit der Schwierigkeit zu kämpfen hatte, dass das Verständnis für Weiterbildung und die Notwendigkeit von lebenslangem Lernen bei einem Gutteil der Bevölkerung, nicht aber bei allen Verantwortungsträgern im Tal gegeben ist.“ Claudia Santer (im Bild) ist seit 2002 Direktorin. Auch sie befürwortet grundsätzlich die Schaffung von Synergien mit anderen Bildungsanbietern im Tal: „Ich stehe einer Zusammenarbeit sehr positiv gegenüber. Es braucht ein zukunftsweisendes Bildungskonzept für die ­nächsten zehn bis zwanzig Jahre. Allerdings müssen die Dinge in aller Ruhe überlegt und überdacht werden, damit der beste Weg für das Schloss gefunden und dann auch beschritten werden kann. Sollten die Verantwortlichen des Bildungshauses befinden, dass eine Auslagerung der Geschäftsführung tatsächlich der beste Weg sei, so werde ich das zur Kenntnis nehmen.“ Was Santer bedauert, sind die regel­mäßigen Schlagzeilen in verschiedenen Medien, wobei fast immer nur der rein wirtschaftliche Aspekt hervorgekehrt wird. Sie erinnert an das 2005 genehmigte Konsolidierungskonzept. Darin wurde festgeschrieben, dass innerhalb von 5 Jahren eine Konsolidierung erfolgen soll. Nach dem „Durchhänger“ der Jahre 2006 und 2007 - 2005 war von der Politik vorgegeben worden, das Restaurant auszulagern, was Besucherrückgänge zur Folge hatte, sodass ein Defizit von insgesamt rund 150.000 Euro entstand - ging es 2008 und 2009 kontinuierlich aufwärts. Santer: „Wir haben unsere Hausaufgaben erfüllt. Außerdem läuft das Konzept erst im heurigen Jahr aus.“ Was die Direktorin am meisten vermisst, ist der ideelle und verlässliche politische Rückhalt. Laut Christian Stricker (im Bild) sei es ihm grundsätzlich nie darum gegangen, Claudia Santer „abzusageln“. Er bemühe sich darum, Einsparungen vorzunehmen: „Wenn es gelingen würde, die zwei Genossenschaften zusammen zu führen, in welcher rechtlichen Form auch immer, könnte die Auslagerung der Geschäfts­führung nach Spondinig ein erster Einsparungs-Schritt sein. Wenn überhaupt, wird darüber aber im Bildungshaus in Goldrain entschieden.“ Das sei nicht mehr und nicht weniger als ein Vorschlag seinerseits, „der nicht über das Knie gebrochen werden darf, sondern über den diskutiert werden soll.“ Stricker: „Die Bilanz 2009 ist positiv und um das Defizit, das wir seit Jahren nachziehen, loszuwerden, denke ich an Einsparungen.“ Das große Problem sei die Frage der Haftung. Die Gemeinde Latsch sei für eine Bürgschaft nicht bereit: „Latsch ist nicht für die Weiterbildung im Vinschgau zuständig.“ Von den anderen Gemeinden sei derzeit kein Geld zu erwarten. Dies könnte sich laut Stricker ändern, wenn ein neues Führungskonzept zustande käme. Was er befürchtet, sind lange Diskussionen, die am Ende zu keinen Ergebnissen führen. Positive Bilanz 2009 Für das Jahr 2009 kann das Bildungshaus Schloss Goldrain auf eine positive Bilanz verweisen, wie es sie in der Vergangenheit noch nie gab. Es sind 3.787 Teilnehmertage zu verzeichnen, 15.416 Essen und 5.696 Übernachtungen. Das Soll von 3.500 Teilnehmertagen konnte wiederum erreicht werden, die Zahl der Übernachtungen und Essen stieg im Vergleich zu 2008 deutlich. Über 50 Prozent der Besucher von ­Weiterbildungsveranstaltungen kommen aus dem Vinschgau, die restlichen aus anderen Landesteilen bzw. Ländern. Die Buchungen für 2010 und zum Teil bereits für 2011 sind viel versprechend. Der Mitarbeiterstab mit der Direktorin an der Spitze hat laut dem Obmann sehr gute Arbeit geleistet, obwohl das Bildungshaus Ausgaben zu bestreiten hatte, die mit ­Weiterbildung an und für sich nichts zu tun haben, so etwa Restfinanzierungen für Reparaturen und Instandhaltungen im Bettenhaus, Wartungsdienste, Gebäudesteuer zugunsten der Gemeinde Latsch, IRAP-Steuer und weitere Ausgaben mehr.
Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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