Die Bahn wird elektrisch
Die ersten Bauarbeiten, hier am Bahnhof Schlanders, haben bereits begonnen.

Elektrifizierung der Bahnlinie Meran-Mals ist angelaufen

Publiziert in 41 / 2016 - Erschienen am 16. November 2016
Viel mehr Kapazität, gut für die Umwelt, Halbstundentakt, Direktverbindung bis Bozen und modernste Technik. Busersatzdienst vom 8. bis zum 11. Dezember. Vinschgau - Mit Gesamtkosten in Höhe von rund 66 Millionen Euro wird die Vinschgerbahn elektrifiziert. Nach eingehender Planung und Vorbereitung geht die Südtiroler Transportstrukturen AG (STA) nun daran, die Elektrifizierung auch sichtbar umzusetzen. Es handelt sich um sehr umfangreiche Arbeiten, die von der Verlängerung und Umgestaltung aller Bahnhöfe bis hin zum Einbau einer hochmodernen Signaltechnik und zur Anschaffung neuen Rollmaterials reichen. Strom statt Diesel Als einen der Hauptgründe für die Elektrifizierung der Bahn nennen Mobilitätslandesrat Florian Mussner und die Verantwortlichen der STA die Einsparung von CO2. Durch die Umstellung von Diesel auf Strom können jährlich bis zu 7.800 Tonnen an Kohlen­dioxid-Ausstoß vermieden werden. Welcher Stellenwert diesem Umweltaspekt zukommt, wird sofort klar, wenn man sich vor Augen führt, dass mit dem derzeitigen Bahnbetrieb jährlich rund 2 Millionen Liter Diesel „verbrannt“ werden. Während man für den Elektroantrieb mit Betriebskosten, Wartung und Energie in Höhe von knapp 5 Millionen Euro im Jahr rechnet, beliefen sich die Betriebskosten bei Halbstundentakt mit gleicher Platzkapazität auf fast 13 Millionen Euro. Elektrozüge sind außerdem leiser als Züge mit Dieselantrieb. Aber es gibt noch weitere, viel gewichtigere Gründe, die eine Elektrifizierung rechtfertigen. An erste Stelle ist hier die Fahrgastkapazität zu nennen, die in den vergangenen Jahren immer mehr an ihre Grenzen gestoßen ist. Belief sich die Zahl der Fahrgäste vor 10 Jahren noch auf ca. 1,5 Millionen, sind wir mittlerweile bei ca. 2 Millionen angelangt. Die Zahl der Fahrgäste ist seit der Wiederinbetriebnahme der Bahnlinie Meran-Mals im Mai 2005 nahezu ununterbrochen angestiegen. Doppelte Kapazität Hand in Hand mit der Elektrifizierung soll die Fahrgastkapazität nahezu verdoppelt werden. Derzeit stehen in den maximal 80 Meter langen Zügen durchschnittlich 150 Sitzplätze zur Verfügung. Bei 50 Fahrten sind dies 7.500 Sitzplätze pro Tag. Diese Sitzplatzkapazität soll nun durch längere Züge (ca. 107 Meter mit 276 Sitzplätzen) und zusätzliche Fahrten auf 16.500 angehoben werden. Heute gibt es 3 Züge in 2 Stunden mit dem Umstieg in ­Meran. Der neue Fahrplan sieht nicht nur einen Halbstundentakt vor, sondern auch eine Durchbindung nach Bozen. In Zukunft kann man somit direkt von Mals nach Bozen fahren oder umgekehrt. Auf diese Direktanbindung im Halbstundentakt freuen sich die Fahrgäste ganz besonders, denn die derzeitige „Umsteigepflicht“ in Meran ist nicht selten mit Unannehmlichkeiten verbunden, speziell mit Zeitverlust. Arbeiten an allen Bahnhöfen Damit in Zukunft die sechs­teiligen FLIRT-Züge verkehren können, müssen alle Bahnsteige längs der Linie Meran-Mals verlängert werden. Auch die Errichtung von Unterführungen mit Aufzügen ist geplant. Das Hauptunterwerk für den Elektrobetrieb entsteht bei Goldrain. Bei Laas müssen drei Kurven begradigt werden, damit die Geschwindigkeit der Züge von derzeit 70 auf 100 km/h gesteigert werden kann. Entlang der gesamten Bahnstrecke von Meran bis Mals werden rund 1.500 Oberland­masten aufgestellt. Bezüglich der Form, die Farbe und das Aussehen der Masten hat es bereits Aussprachen mit dem Heimatpflegeverband gegeben. Zusätzlich zu den genannten Arbeiten kommt noch eine ganze Reihe technischer Neuerungen dazu, etwa an den Kreuzungsstellen oder am Signalsystem. Neue technische Standards In punkto Eisenbahntechnologie streben das Land und die STA den neuesten europäischen Standard an. Hierfür wird u.a. auch auf das Knowhow der italienischen Betreibergesellschaft für das Schienennetz RFI zurückgegriffen. Hand in Hand mit der technischen Aufrüstung werden auch die Weichen für eine eventuelle künftige Weiterentwicklung bzw. für einen möglichen weiteren Ausbau des Bahnnetzes gestellt. Der Bahnhof Mals erfährt übrigens einen größeren Umbau. Auch diese Arbeiten wurden mit Blick auf eine eventuelle Bahnverbindung mit dem Engadin in der Schweiz geplant. Das neue leistungsfähige Stromnetz der Vinschgerbahn (25 Kilovolt) wird an das konventionelle Netz der Meraner Bahnlinie (3 Kilovolt) mit einem speziellen Übergangssystem angeschlossen, unter dem die Züge während der Fahrt die Spannung wechseln. Dank der Installation der neuen Steuerungs- und Kontrollsysteme können weiterhin sehr hohe Sicherheitsstandards sowie Pünktlichkeit gewährleistet werden, und zwar auch bei dichtem Taktverkehr. ETR 170 FLIRT Serie 200 Auf der Meraner und Vinschgerbahn-Linie sollen mit der Elektrifizierung hauptsächlich ETR 170 FLIRT Serie 200-Zuggarnituren eingesetzt werden. Diese sind im Besitz der STA oder werden derzeit über den Verkehrsdienstvertrag mit Trenitalia beschafft. Um die bestehende Flotte von ETR 170 FLIRT, im Besitz der STA, am besten zu nutzen und um Durchbindungen aus dem ­Meraner Land in Richtung Eisacktal zu fahren, werden die 5 Züge der Serie 100 (Lieferung 2013) mit 25 kV und ETCS aufgerüstet („Retrofit“). Damit entsteht die neue Serie 200. Die Zuggarnituren ATR 100 sollen verkauft werden. Der Zeitplan Die ersten sichtbaren Arbeiten im Zuge der Elektrifizierung sind mittlerweile angelaufen, und zwar an den Bahnhöfen Schlanders, Laas und Spondinig. Insgesamt ist eine Bauzeit von über 4 Jahren vorgesehen. Läuft alles nach Plan, dürften die Arbeiten bis Ende 2019 fertiggestellt sein. Um die Unannehmlichkeiten betroffener Anrainer möglichst in Grenzen zu halten, ist vorgesehen, dass lärmintensive Arbeiten tagsüber ausgeführt werden. Großen Wert legt die STA auch auf die laufende Information und Kommunikation mit den Fahrgästen bzw. der gesamten Bevölkerung. Busersatzdienst vom 8. bis zum 11. Dezember Eine erste Unterbrechung des Zugverkehrs wird es in der Zeit vom 8. bis zum 11. Dezember 2016 geben. Dies deshalb, um in Spondinig und Laas die Fußgängerunterführungen fertig zu stellen, wobei die Unterführungen als Ganzes unter die Gleise geschoben werden. Für den Zeitraum der Unterbrechung wird ein Busersatzdienst eingerichtet. Im Laufe der weiteren Arbeiten wird es in Zukunft zu zwei weiteren Unterbrechungen mit einer Dauer von jeweils rund 3 Monaten kommen. Auch hierüber wird die STA rechtzeitig informieren. Sepp
Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.