Elektrosmog - unheimliches Monster
Publiziert in 14 / 2002 - Erschienen am 18. Juli 2002
Elektrosmog ist ein amerikanisches Kunstwort, es bedeutet soviel wie "elektromagnetischer Wellennebel".
Hochspannungsleitungen, Richt- und Rundfunksender, Mobil- und Funktelefone, ja selbst Haushaltsgeräte und Computer hüllen uns in einen unsichtbaren Nebel elektromagnetischer Strahlung ein.
Wir können diesen Elektrosmog weder riechen, schmecken, hören noch tasten.
Mit ziemlicher Sicherheit schädigt er aber unseren Körper.
Wenn wir von Elektrosmog sprechen, meinen wir Niederfrequenz- und Hochfrequenzstrahlung. Zur Hochfrequenzstrahlung zählen beispielsweise die Strahlung von Radio- und Fernsehsendern, Mobilfunkstrahlung, Radar und Mikrowellen. Niederfrequente elektrische und magnetische Felder entstehen durch Eisenbahnelektroleitungen, Hochspannungsleitungen, Transformatorstationen und Elektrogeräte.
Jeder kann sehen, was passiert, wenn ein Schnitzel in die Mikrowelle gelegt wird.
So stellen sich viele die Wirkung des Elektrosmogs auf den Menschen vor.
Die Gefahr, dass wir langsam aber sicher gebraten werden, ist jedoch das, was wir beim Elektrosmog zuletzt zu fürchten hätten.
Die gesundheitlichen Risken liegen vor allem, was den hochfrequenten Mobilfunk betrifft, nach Aussagen besorgter Wissenschaftler auf einer ganz anderen Ebene.
In den europäischen Ländern werden mehrere hunderttausend Sendeanlagen für digitale GSM-Mobil-funknetze errichtet, um eine flächendeckende und engmaschige Versorgung für die Handy-Benutzer zu sichern. Dadurch sind wir ständig an jedem Ort einer gepulsten hochfrequenten Strahlenbelastung ausgesetzt, die es in dieser Art und Intensität bisher nicht gegeben hat und deren Langzeitwirkung auf den menschlichen Organismus sowie auf Flora und Fauna erst nach und nach, sozusagen in einem Großversuch an der Bevölkerung erkennbar wird.
Das Gefährliche an dieser allgegenwärtigen Hochfrequenzbelastung besteht darin, dass auch unser körpereigenes Informationssystem mit natürlichen elektromagnetischen Signalen arbeitet, wie jeder weiß, der im Spital schon einmal ein EKG machen lassen musste. Dass die Überflutung durch technische Hochfrequenzwellen vielfältige biologische Störungen verursachen kann, ist heute allgemein bekannt.
Forscher der Universität Zürich konnten beispielweise nachweisen, dass elektromagnetische Felder von Handys die Hirnfunktionen beeinflussen. Rückschlüsse auf gesundheitliche Folgen können noch nicht mit letzter Gewissheit gemacht werden, die Wissenschaftler vermuten jedoch dass tieferliegende Hirnstrukturen beeinflusst werden.
Das britische Gesundheitsministerium hat eine Studie über die Gefahren von Mobiltelefonen in Auftrag gegeben, in dem die Wissenschaftler zum Schluss kamen, dass die von Handys ausgesandten Strahlen zu einer störenden Erwärmung des Gehirns führen können. Nach wenigen Minuten Handy-Benutzung kann die Blut-Hirn-Schranke durchlässig werden, was zur Zerstörung von Nervenzellen durch eindringende Eiweiße und Gifte führen kann. Zusätzlich könne es zu einem erhöhten Kopf- und Augentumor-Risiko kommen. Handys sollten deshalb, ähnlich wie Zigaretten mit Gesundheitswarnungen versehen werden.
Die internationale Gesellschaft für Elektrosmogforschung(IGEF) hat aktuelle Forschungsarbeiten und über 6000 Fälle untersucht, in denen über unerklärliche gesundheitliche Beschwerden nach Inbetriebnahme eines nahegelegenen Mobilfunksenders berichtet wurde.
Es wurde eine Zunahme folgender Beschwerden festgestellt:
Kopfschmerzen, Überreiztheit, erhöhter Blutdruck, Schlafstörungen, chronische Müdigkeit, depressive Verstimmung, Ohrensausen (Tinnitus), Herzrhythmusstörungen, Augenreizungen, Grauer Star, Lernstörungen, Migräne, Potenz- störungen, Blutbildveränderungen und anderes mehr.
Übereinstimmend wird von allen kritischen Wissenschaftlern die störende Einwirkung magnetischer Felder auf das System der Drüsen und der Hormonproduktion als die gefährlichste Auswirkung des Elektrosmogs angenommen. Dadurch können eine Reihe wichtiger Drüsen in ihrer Funktion beeinträchtigt werden: Schilddrüse, Keimdrüsen, Bauchspeicheldrüse, Zirbeldrüse, Thymusdrüse und andere mehr.
Schnurlose
Heimtelefone
Leicht vergessen wird, dass die modernen so praktischen schnurlosen Heimtelefone für die Wohnung auch nicht ungefährlich sind. Sie sind meist ebenfalls gepulst und schießen ähnlich wie Handys einhundert Energieblitze in der Sekunde weg. Das Schlimme daran ist, dass rund um die Uhr gepulste Wellen abgestrahlt werden, auch wenn man nicht telefoniert. Die Feststation beginnt ununterbrochen zu senden, sobald sie an das Stromnetz angeschlossen ist.
Elektrosmog
im Vinschgau?
Derzeit wird an einem Elektrosmogkataster für ganz Südtirol gearbeitet, der demnächst in der Öffentlichkeit vorgestellt werden soll. Dann können sich alle interessierten Bürgerinnen und Bürger über besondere Gefahrenstellen besser informieren. Nach Auskunft des Vorsitzenden der Umweltschutzgruppe Vinschgau, Peter Gasser, hat sich die Umweltschutzgruppe bereits des Öfteren mit dem Thema Elektrosmog befasst. In Prad hat sich im Zuge der Errichtung eines Sendemastens im Dorfzentrum seit längerem eine Bürgerinitiative gebildet, der es mit einer Unterschriftenaktion gelungen ist, die Errichtung einer zweiten Sendeanlage vorerst zu stoppen. „Unser Ziel ist es immer noch“, meinte ein führendes Mitglied der Bürgerinitiative, „auch die Sendeanlage vom Dorfzentrum wegzubekommen; allerdings sind wir nur wenige und haben übermächtige Kontrahenten. Zu Vorwahlzeiten waren viele auf unserer Seite, auch die Gemeindeverwaltung. Jetzt fühlen wir uns etwas allein, auch wenn wir feststellen, dass das Bewusstsein für die Gefährlichkeit des Elektrosmogs im Wachsen ist und wir immer wieder von der Bevölkerung aufgefordert werden, weiterhin aktiv zu bleiben.“
In der Gemeinde Prad liegen unserem Wissen nach derzeit fünf Anträge auf Errichtung von Sendeanlagen. Sollten diese verwirklicht werden, bräuchte es einen Sendemast von über 40 Meter Höhe. Dieser wäre nicht nur eine Umweltverschandelung, so die Meinung in der Bürgerinitiative Prad, sondern brächte auch eine gewaltige Verstärkung der schädlichen Strahlung: Wir schlagen daher vor, es sollte für die Erschließung mit Sendeanlagen ein übergemeindliches Bezirkskonzept ausgearbeitet werden, in dem die Wohngebiete strikt geschützt und vor schädlicher Strahlung verschont werden.
Was können wir tun?
Wichtig ist es in jedem Fall kritisch zu bleiben und sich nicht für blöde verkaufen zu lassen, wenn mit dem Hinweis auf völlige Unschädlichkeit Geräte verkauft oder Sendeanlagen errichtet werden. Betreibergesellschaften arbeiten auch mit falschen oder ungenauen Angaben, meint Sybille Kramer, Vertreterin der Bürgerwelle in Südtirol: Nicht alles gleich glauben, sondern vorher überprüfen. (kf)
[F]Gespräch mit Dipl. Ing. Otto v. Aufschnaiter[/F]
Der Vorsitzende des Stadtviertelrates Bozen Zentrum, Dipl.Ing. Otto v.Aufschnaiter, unterstützt von den Präsidenten der anderen Stadtviertelräte hat kürzlich an den Bozner Bürgermeister, Avv. Giovanni Salghetti Drioli, einen beschwörenden Brief gerichtet, in dem eine Reihe von Forderungen bezüglich der Verringerung und Verhinderung von Elektrosmog, im Besonderen was die durch den Mobilfunk entstehenden Strahlungen betrifft, erhoben werden.
• Ausführliche und genaue Information der Bevölkerung zum Problemkreis Elektrosmog
• Handy-Verbot an allen Schulen, Bildungseinrichtungen, Schülerheimen, Erholungsheimen, Krankenhäusern, Kliniken und allen Gemeindegebäuden.
• Einbringen eines Gesetzesvorschlages zur Absenkung der Grenzwerte im Falle von Dauereinwirkung elektromagnetischer Felder von 6Volt/m auf 0,019 Volt/m
• Auflösung bestehender Verträge mit Mobilfunkbetreibern sowie Beratung und Unterstützung der Bürger in rechtlichen Belangen bezüglich der Vermeidung von Elektrosmog
„Der Vinschger“: Was hat Sie bewogen sich als Stadtpolitiker aktiv und massiv gegen Elektrosmog einzusetzen?
V. Aufschnaiter: Am meisten beunruhigt hat mich die Aussage von Prof. Fiorenzo Marinelli aus Bologna bei einer Tagung, die kürzlich in Bozen stattgefunden hat.
Er wies darauf hin, dass jede Zelle des Körpers eine leichte elektrische Ladung hat, die durch ein Magnetfeld verändert werden kann. Dadurch kann die körperinterne Nachrichtenübermittlung empfindlich gestört werden, sodass die Zellen beginnen sich anders zu verhalten bzw. verrückt zu spielen. Diese Erkenntnisse sind nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Denken wir nur an das Beispiel Ozon, dessen Schadwirkungen lange verschwiegen wurden und über dessen Gefährlichkeit es heute keine Diskussionen mehr gibt.
Haben Sie nicht den Eindruck, dass die beschriebenen Gefährdungen wissenschaftlich doch sehr umstritten und wenig abgesichert sind?
Durchaus nicht. Es gibt eben Wissenschaftler, die sehr sensibel sind und als Warner auftreten. Ebenso gibt es andere, die das Gegenteil vertreten.
Denken wir nur an das Rauchen. Bis vor kurzem hat es noch Wissenschaftler gegeben, die behauptet haben, das Rauchen schade nicht. Und was heißt schon "wissenschaftlich nachweisbar"? Beim Elektrosmog ist es heute vor allem ein Problem der Messinstrumente. Nur weil wir es derzeit noch nicht exakt messen können, heißt das noch lange nicht, dass Strahlungen, die von Handys und deren Umsetzern ausgehen ungefährlich sind.
Wie gut stehen die Chancen für die Umsetzung ihrer Forderungen?
Ich bin optimistisch. Wichtig für mich ist, dass ich als Stadtviertelrat meiner Informationspflicht nachgekommen bin, denn ohne gute Information keine Demokratie. Die Bevölkerung selbst ist allarmiert und akzeptiert es nicht mehr, einfach vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden. Ich bin ja aktiv geworden in dieser Sache, weil wir von den Betroffenen aufgefordert worden sind, etwas zu unternehmen, da derzeit keine Umweltverträglichkeitsprüfung für Umsetzer zwingend vorgeschrieben ist. Aber den Menschen muss bewusst werden, dass die Handys selbst, vor allem bei Dauerbelastung, viel schlimmer und gefährlicher sind als die Umsetzerantennen. Wenn dieses Bewusstsein gewachsen ist – und es gibt dafür positive Signale – werden wir auch die anderen Forderungen durchsetzen. Die Stadt Salzburg hat ein Büro für Umweltmedizin. Das ist für uns beispielhaft. In diese Richtung wollen wir gehen.
Redaktion