Bauer mit Leib und Seele
Die Familie Stecher: Martin und Petra mit den Kindern (von links) Jonas, Vera und Simon.

„Es gibt wirklich Bauern, die gerne Vieh haben“

Publiziert in 15 / 2009 - Erschienen am 22. April 2009
Mals – Der 39-jährige ­Martin Stecher aus Mals ist Voll­erwerbsbauer. Dies bedeutet, dass er und seine Familie ausschließlich von der Landwirtschaft leben. Und das Schönste ist, dass sie dabei glücklich sind. „Der Vinschger“ hat Martin Stecher und seine ­Familie am Schmiedhof am Dorfausgang von Mals, Richtung ­Burgeis, besucht. Von Daniela di Pilla Stocker (dany) Der Hund, besser gesagt die Hündin Puma, wie später ­erklärt wird, empfängt die Journalistin als erste am Schmiedhof mit einem kräftigen Bellen. Bald darauf erscheint Martin, der Bauer. In der Küche sitzen seine Frau Petra und seine drei Kinder: Simon (14), Vera (10) und Jonas (8). Alle warten gespannt, was denn da kommen wird. Allmählich weicht die Spannung, und ein ­lockeres Gespräch entsteht, es wird richtig gemütlich. Petra und Martin sind sich der gleichen Meinung und äußern diese abwechselnd. Die Kinder sind weiterhin anwesend und hören einfach zu. Die Familie gibt ihre Harmonie preis, die sicherlich mit ihrer Arbeit zu tun hat, jene einer Vollerwerbsbauerfamilie. Petra sagt gleich vorweg: „Es gibt wirklich Bauern, die gerne Vieh haben, auch Junge unter ihnen werden dies noch haben, es kommt ja alles von Herzen, vielleicht bin ich auch blauäugig“. Martin stimmt zu und bekräftigt: „Das muss man sein, Bauer mit Leib und Seele. Wir sind hier auf 1000 Metern Höhe. Ich könnte mir etwas anderes gar nicht vorstellen“. Sicher heiße es ab und zu, sie sollten doch mit Äpfeln beginnen. Er hingegen erwidert: „Wir sollen doch auch unterstützt werden. Ich bin kein Bergbauer, aber auch kein Obstbauer auf dem Land. Ich bin zwischendrin.“ Er habe sich Gedanken gemacht, wie denn beispielsweise ein Bauer mit durchschnittlich 10 bis 15 Kühen sich noch große Investitionen in der heutigen Zeit leisten könne für eine Kirschanlage, die ­frühestens in ein paar Jahren Ertrag abwerfe. Woher sollte dieser denn das Geld nehmen? Petra fügt hinzu: „Alle ­sollen miteinander leben und nicht gegeneinander“. Dann beginnt Martin zu erzählen, als er noch auf dem heimatlichen Hof im Ortskern von Mals, in der Martinsgasse wohnte und mit bereits 18 Jahren diesen übernommen hatte mit sieben Kühen und 2,5 Hektar eigenen Grund. Er ist der Jüngste von fünf Kindern (vier Buben und ein Mädchen). „Für mich war es immer klar, ich wollte Bauer werden“. Eine kurze Zeit habe er nebenher gearbeitet, aber es war nicht seine Welt. „Die Kühe müssen gepflegt werden. Ich könnte nicht noch auf die Arbeit gehen“, sagt Martin bestimmt. Für Martin war alsbald klar, dass er etwas ändern musste. So entschloss er sich, eine neue größere Hofstelle zu errichten. Er brauchte genügend Grund, um den Hof dann auch schließen zu können. Es ergab sich Jahre später die Ge­legenheit, am Ortsrand von Mals. 1995 begann der Bau von Stall und Scheune, am 30.Oktober 1996 konnte die Familie in das neue Wohnhaus einziehen. Martin wird einen Augenblick nachdenklich: „Wir wissen nicht, was unsere Kinder einmal machen wollen…“ Gleich danach kommt wieder der Satz: „Ich bin nach wie vor felsenfest von meiner Wahl überzeugt.“ Der Tag eines Vollerwerbsbauers ist lang, vor allem im Sommer. Im Winter wird gewisse Zeit zum Beispiel für das Instandhalten von Maschinen genützt. Die landwirtschaftlichen Maschinen haben es Martin immer schon angetan. Und Martin hat noch ein schönes Hobby: Pferde, er besitzt deren zwei, Haflinger. Und Simon hat sich drei Schafe zugelegt und Jonas zeigt erfreut auf eines der schwarzbunten Kälber im Stall und sagt: „Du, das gehört mir“. Die Begeisterung ist da, man sieht sie, man spürt sie. Martin Stecher hat einen schönen Laufstall, in dem sich seine vielen Kühe, Schwarzbunte und Braune, und auch das viele Jungvieh, echt wohlfühlen. Jede Kuh ist sehr gepflegt und sie scheinen allesamt „zufrieden“. Bereitwillig gehen sie dem Ruf ihres Bauern nach in den Melkstand, einem Fischgräten-Melkstand Zwei mal Fünf. Dies bedeutet, zehn Kühe können auf einmal gemolken werden. Ob er alle seine Kühe kenne, ohne auf Nummern und Namen zu schauen? „Ich würde sagen, ja, jede hat ihr Merkmal“. Petra, die übrigens gar nicht aus der Landwirtschaft kommt, sie stammt aus Agums bei Prad und war lange Jahre Sekretärin, geht auch mit in den Stall, wenn Martin sie braucht, selbst­verständlich. Inzwischen gehören zum Schmiedhof fünf Hektar eigener Grund und 17 Hektar Grund Pachtfläche. Im Durchschnitt sind es dreimadige Wiesen. Ein Garten, ein paar Hühner, Truthähne, im Sommer einige Schweine gehören ebenso zum Hof. „Wir können von der Landwirtschaft leben. Wir brauchen nicht ,wunderwas’. Wir sind zufrieden mit dem, was wir haben. Und wir wollen so weitermachen. Natürlich müssen wir fleißig sein“, sagen Petra und Martin überzeugt. Die Tiere, der Grund und Boden, der Hof zählen viel für die junge Familie Stecher. Am meisten aber legen sie Wert auf das Familienleben. Trotz der vielen Arbeit, wird versucht, dreimal am Tag gemeinsam zu essen und im Winter, eher als im Sommer, die Freizeit miteinander zu gestalten. „Wenn zum Beispiel Petra einmal nicht da ist bei der ‚Marend’, dann kommt’s mir komisch vor…“, sagt Martin.
Daniela di Pilla
Daniela di Pilla
Vinschger Sonderausgabe

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