„Eure Sorgen sind auch unsere Sorgen“
Publiziert in 17 / 2016 - Erschienen am 4. Mai 2016
Land beantragt in Rom eine Ausnahme für die Geburtshilfe in Schlanders.
Vinschgau/Schlanders - Das Bangen um den Erhalt der Geburtshilfe im Krankenhaus Schlanders scheint nun endlich ein Ende gefunden zu haben. Das Land hat am 28. April in Rom eine Ausnahme für die Schlanderser Geburtshilfe beantragt. Für den Erhalt der Geburtenstation spricht laut Landeshauptmann Arno Kompatscher vor allem die große geografische Distanz. Das Land arbeite hart daran, dass Rom der Ausnahme für die Geburtshilfe in Schlanders zustimmt, auch wenn dort die Zahl der Geburten pro Jahr die 500-Grenze nicht erreicht.
Sicherheitsstandards
sind einzuhalten
Fest steht, dass die staatlichen Sicherheitsstandards mit einer 24-Stunden-Betreuung an 7 Tagen in der Woche durch Gynäkologe, Anästhesist, Pädiater und Hebamme einzuhalten sind. Anders gelagert sind die Dinge übrigens in Sterzing. Weil dort die 500 Geburten erreicht werden, liegt die Entscheidung beim Land. Die seit Jahren anhaltenden Sorgen, Unsicherheiten, Ängste, Ungewissheiten und Befürchtungen im Zusammenhang mit dem Erhalt aller Abteilungen und Dienste des Krankenhauses Schlanders, ganz speziell aber der Geburtenabteilung, waren am 26. April bei einer in mehrerlei Hinsicht außergewöhnlichen Aussprache am Sitz der Bezirksgemeinschaft in Schlanders aufs Tapet gebracht worden.
Außergewöhnliche Aussprache
Dem Bezirksausschuss mit Präsident Andreas Tappeiner, dem Vizepräsidenten Dieter Pinggera und den weiteren Ausschussmitgliedern Roselinde Gunsch Koch, Helmut Fischer und Ulrich Veith saßen bzw. standen Dutzende Mütter, viele mit Kindern, Ärzte, Hebammen, Pfleger, anderweitige Krankenhaus-Mitarbeiter sowie viele Vertreter der „Freunde Krankenhaus Schlanders“ gegenüber. Wenngleich Andreas Tappeiner die Pressevertreter zu Beginn der Aussprache zum Verlassen des Saales eingeladen hatte und deren Anwesenheit erst zu einem späteren Zeitpunkt duldete, lässt sich der Grundtenor an die Adresse der Bezirkspolitiker wie folgt zusammenfassen: nach mehreren Jahren des bangen Zuwartens besteht noch immer keine Klarheit darüber, ob die Geburtenstation erhalten bleibt oder nicht; es wird nun seit drei Jahren geredet, aber wirkliche Sicherheiten gibt es nach wie vor nicht; wenn schwangere Frauen aus dem Obervinschgau bis nach Meran müssen, sind ihre Gesundheit und die ihrer Kinder in Gefahr. Vorgeworfen wurde den Bezirkspolitikern auch, den Leistungsprofilen für das Krankenhaus Schlanders zugestimmt zu haben, ohne sicher zu sein, dass die Geburtenstation bestehen bleibt. Es brauche endlich Klarheit, „denn uns im Krankenhaus laufen die Leute davon, und auch euch laufen sie davon.“
Die Frage des Vertrauens
Auch die Frage des Vertrauens wurde aufgeworfen: „Wir glauben dem Landeshauptmann nicht, vertraut ihr ihm?“ Dieter Pinggera, Ulrich Veith und weitere Bezirksausschussmitglieder sagten, dass sie für alle Unsicherheiten und Ängste im Krankenhaus und in der Bevölkerung Verständnis haben: „Eure Sorgen sind auch unsere Sorgen“, so Dieter Pinggera, „und wir sind die ersten, die sich für unsere berechtigten Forderungen einsetzen und die sich gegen den Abbau wesentlicher Dienste wehren.“ Wie schon Pinggera gab sich auch Veith überzeugt, „dass wir gute Argumente für den Erhalt der Geburtenstation haben. Wir sind sicher, dass sie nicht geschlossen wird.“ Trete das Gegenteil ein, „werden wir Konsequenzen ziehen. In Bozen wissen die Zuständigen, was das bedeutet.“ Pinggera sagte: „Wir vertrauen dem Landeshauptmann. Arno Kompatscher wird noch in dieser Woche eine Erklärung abgeben und zusichern, dass die Geburtenabteilung in Schlanders offen bleibt.“ Laut Tappeiner und Pinggera habe man sich im Vinschgau schon vor einiger Zeit darauf geeinigt, den Weg der Verhandlungen zu gehen, und nicht den der offenen Konfrontation oder des Austragens von Polemiken über die Medien. Die Hauptherausforderung sieht Pinggera im Ärztemangel: „Es fehlen in vielen Abteilungen Ärzte, zum Beispiel auch in der Chirurgie und Pädiatrie in Schlanders.“ Heinrich Fliri, der die Aussprache moderierte, zog im Namen der „Freunde Krankenhaus Schlanders“ folgendes Resümee: „Es gab zwar einige Kritik an die Adresse der Bezirkspolitiker, aber ich glaube, dass die Aussprache richtig, konstruktiv und fruchtbringend für alle war.“
„Kompatscher hat Wort gehalten“
Bei der Gemeinderatssitzung am 28. April konnte Pinggera bereits mitteilen, dass der Landeshauptmann zu seinen Zusagen und Zusicherungen gestanden ist und weiterhin steht. Er habe nie daran gezweifelt. Die Verhandlungsposition mit Rom sei gut, „und wir sind zuversichtlich, dass diese fast schon nicht enden wollende Geschichte endlich mit einem guten Ergebnis endet.“ Es sei höchst an der Zeit, dass wieder Ruhe einkehrt, „denn Ruhe und Sicherheit sind die Grundvoraussetzungen dafür, dass weitere Fachärzte angeworben werden können.“ Sepp

Josef Laner