Zuständig fürs Wohlbefinden
Referentin Astrid Pichler über die ThermengemeindE
An der Etschbrücke in Kompatsch wurde die Thermalwasserleitung am Brückenkörper verankert.
Bei Grabungsarbeiten in Naturns.
Christof Tappeiner, Präsident der Tourismusgenossenschaft Naturns
Tourismus- und jetzt auch Thermenreferentin Astrid Pichler

Für das Wohlbefinden aller

Eine ungewöhnliche Partnerschaft kommt allen Naturnsern zugute.

Publiziert in 9-10 / 2021 - Erschienen am 18. März 2021

Naturns - Die Jahresversammlung 2016 des Tourismusvereins Naturns war beim Ausklingen, als der damalige Direktor Ewald Brunner das Strategiepapier 2020 vorstellte. Ein Punkt darin war überschrieben „Thermalgemeinde Naturns für aktive Genießer und Familien“. Es wurde als Vision präsentiert und veranlasste den damaligen Bürgermeister Andreas Heidegger ans Mikrofon zu treten und feierlich aus einem Schreiben des „Ministero della Salute“ zu zitieren: „Sono riconosciute le proprietá terapeutiche… des natürlichen Mineralwassers Kochenmoos II…“ Die Geschichte hat mit dem Tunnelbau in Staben vor 20 Jahren und der Entdeckung einer Warmwasser-Quelle begonnen. Das 17,4°C warme Wasser soll aus der Wellness-Gemeinde Naturns eine Thermen-Gemeinde Naturns machen – zum Wohlbefinden aller Bürger. der Vinschger hat dazu mit Astrid Pichler, der zuständigen Gemeindereferentin, gesprochen.

der Vinschger: Seit 25. Jänner 2021 wird konkret an der Thermalleitung Staben-Naturns gearbeitet. In einer Aussendung stand zu lesen, dass „dieses Wasser“ im Erlebnisbad allen Bürgern von Naturns zugutekommen soll. Das klingt großartig und großzügig. Zieht das denn nicht langwierige Baumaßnahmen und hohe Investitionskosten nach sich?

Astrid Pichler: Das Erlebnisbad von Naturns verfügt über einen großzügigen Wasserbereich mit mehreren Becken und Pools. Davon werden wir im Innenbereich voraussichtlich zwei dem Thermalwasser widmen und im Außenbereich und in der Sauna neue Attraktionen schaffen, die aber allesamt im Bau nicht sehr aufwendig sind.

Muss man sich jetzt vorstellen, dass jeder Bürger ins Erlebnisbad gehen und sich seine Glieder- und andere Schmerzen zum üblichen Eintrittspreis heilen lassen kann?

Es ist unsere Absicht, das Erlebnisbad mit derselben Preisgestaltung wie bisher für alle zugänglich zu machen. Das Thermalwasser ist Gemeingut der Gemeinde und soll unseren Bürgerinnen und Bürgern als Angebot für die Gesundheit und das Wohlbefinden zur Verfügung stehen. 

Wird sich im Erlebnisbad viel ändern; wird es umgebaut? Man spricht von einer Sanierung.

Wir planen gemeinsam mit unserem Partner, der Tourismusgenossenschaft, in der jetzigen ersten Phase überschaubare Umbauten und einige kleinere Eingriffe für die Attraktivierung des Erlebnisbads und des Saunabereichs, dies in der Umbauzeit, die uns im Moment zur Verfügung steht. Vorrangig sind aktuell auch die interne Verlegung aller neuen Leitungen und die eigene Wassertechnik für das Thermalwasser. In einer zweiten Phase sollen dann erweiterte Modernisierungsarbeiten folgen. 

Kann man davon ausgehen, dass das Wasser ganzjährig zur Verfügung steht?

Das Thermalwasser wird zu den Öffnungszeiten des Erlebnisbads zur Verfügung stehen, das unter normalen Umständen ganzjährig geöffnet ist.  

Dürfen die Stabener zu einem günstigeren Preis in ihr Heilwasser „hupfen“?

Die Stabener sind wie wir alle Naturnser, also gibt es die gleichen Bedingungen im Erlebnisbad. Wir sind aber auch schon am Überlegen, ob es im öffentlichen Raum sowohl in Staben als auch entlang des Leitungsnetzes bis in den Hauptort noch Möglichkeiten gibt, das Thermalwasser unserer Bevölkerung für die schnelle Erfrischung und zum Genießen frei zugänglich zu machen. 

Wie der genannten Aussendung zu entnehmen ist, beteiligt sich die Tourismusgenossenschaft an der Finanzierung. Heißt das, alle Hotels bzw. Genossenschaftsmitglieder bekommen einen Anschluss?

Innerhalb der Tourismusgenossenschaft wurde ein Beteiligungsmodell ausgearbeitet, für das sich interessierte Betriebe melden konnten. Es sind 10 Betriebe, die das Thermalwasser in das eigene Haus bringen und anteilsmäßig die Gesamtinvestition für Hauptleitung und Nebenstränge tragen. Die Investitionen ins Erlebnisbad laufen über die Genossenschaft direkt und die kleineren Betriebe nutzen für ihre Gäste diesen Zugang zum Thermalwasser.  

Darf man wissen, wie groß anteilsmäßig die finanziellen Beteiligungen der Tourismusgenossenschaft und der Gemeinde sind? 

In der jetzigen ersten Phase investiert die Tourismusgenossenschaft über das genannte Beteiligungsmodell 1 Mio. Euro in die Thermalwasserhauptleitung und weitere 250.000 Euro in die Anpassungen im Erlebnisbad. Für die zweite Phase der Investitionen im Erlebnisbad stehen die Planungen noch nicht, wir haben in der Vereinbarung festgehalten, dass dann weitere 250.000 Euro von der Tourismusgenossenschaft finanziert werden sollen, wenn die Gemeinde 500.000 Euro einbringt. Das ist eine Partnerschaft, die ihres gleichen sucht und die ein großer Beitrag für die Dorfgemeinschaft ist. 

Gibt es andere Finanzierungsquellen, gibt es Landesbeiträge?

Nein, diese Investitionen sind lokal zu tragen, deshalb ist die Tourismusgenossenschaft ein wichtiger und geschätzter Partner für uns, nicht zuletzt auch weil sie ja ihrerseits für viele Betriebe in unserer Gemeinde steht. Wir werden uns gemeinsam bemühen, für das Erlebnisbad die Anerkennung als übergemeindliche Struktur zu bekommen, was es speziell für den Hallenbadbereich ja auch eindeutig ist. Vielleicht eröffnen sich dann Möglichkeiten zum Ansuchen um einen Landesbeitrag für die Weiterentwicklung des Projekts, um Naturns insgesamt als Thermalgemeinde zu etablieren.  

Gibt es einen ungefähren Zeitplan, innerhalb dessen das Heilwasser ins Erlebnisbad fließen wird?

Wenn alles normal läuft, ist der Leitungsbau bis ca. April fertiggestellt. Die neue Leitung ist ja schon an der Außenmauer des Erlebnisbads angekommen, ein großes Lob dafür gilt allen beteiligten Unternehmen. Jetzt geht es innen weiter. Wenn alles gut läuft, dann hoffen wir, das Thermalwasser bis zur Öffnung für den Sommerbetrieb ab Mitte Mai zugänglich zu haben. Das wäre eine tolle Sache. Immer vorausgesetzt, dass wir dann hoffentlich unser Erlebnisbad laut Verordnungen wieder öffnen dürfen. 

Was erwarten Sie sich vom Thermal-Wasser aus Staben?

Christof Tappeiner: „Unsere Wellness-Aktivitäten können früher beginnen und im Herbst verlängert werden. Da das Wasser auch ins öffentliche Schwimmbad geleitet wird, kommen auch die Gäste kleinerer Tourismusbetriebe in den Genuss des Heilwassers.“ 

Günther Schöpf
Günther Schöpf
Vinschger Sonderausgabe

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