Geänderte Vorzeichen
Publiziert in 6 / 2012 - Erschienen am 15. Februar 2012
Mit Beschluss Nr. 142 vom 19. 12. 1977 beauftragte der Gemeinderat von Graun Ingenieur Karl Trojer (Terlan) mit der „Planung zur Erschließung eines Gletscherskigebietes von Langtaufers-Kaunertal für den Sommerskilauf“. Im selben Jahr gab „Die Tiroler Tageszeitung“ dem Kaunertal die größten Chancen, zum Ganzjahresskigebiet erschlossen zu werden, und führte eine mögliche Verbindung mit Südtirol als „zusätzliches Argument“ an. Während im Kaunertal die Gletscherbahn gebaut, die Maut der Panoramastraße mit dem Skipass kombiniert wurde und unter den Verantwortlichen die Verbindung zu den Südtiroler Nachbarn immer angestrebt wurde, formierte sich auf Grauner Seite Widerstand. Man sorgte sich um das kleine Skigebiet Maseben, hatte Angst vor der Konkurrenz für Schöneben und Haideralm, bangte um die Ruhe im Toul und stellte sich gegen die Erschließung einer Gletscherregion, gegen überbordenden Verkehr, gegen Fremdkapital und Fremdbestimmung. Bei einer Urabstimmung 1994 waren zwei Drittel der Langtauferer gegen das Projekt. Nachdem Maseben still gelegt worden war und der Kastelbeller Unternehmer Burkhard Pohl ein zehn Punkte umfassendes Gesamtprojekt präsentiert hatte, waren vier Jahre später 75,5 Prozent der Talbewohner für den Zusammenschluss. In Graun war aber lange zuvor die Rettung der Haideralm und deren Verbindung mit Schöneben zur politischen Chefsache erklärt worden. Mit dem Bau der Karlesjochbahn 2008 haben sich inzwischen einige Vorzeichen verändert: von einer Gletschererschließung auf Langtauferer Seite kann keine Rede mehr sein; die Bergstation einer möglichen Verbindungsbahn besteht bereits; das Projekt Haideralm-Schöneben ist seit 15 Jahren festgefahren und Maseben kann nur mit Fremdkapital aufrecht erhalten werden. In Langtaufers und in der Arbeitsgruppe zur touristischen Entwicklung der Gemeinde Graun wird das Thema Kaunertal gemieden. Laut Zitat des Grauner Bürgermeisers in der Südtiroler Wirtschaftszeitung vom 4. November 2011 seien nicht nur die Verantwortlichen der drei Skigebiete, sondern die ganze Bevölkerung der Gemeinde gegen einen Zusammenschluss. Den aktuellsten Hinweis auf die wirtschaftliche Bedeutung der Verbindung mit dem Kaunertal haben vor einem Jahr Langtauferer Hoteliers schriftlich in Graun hinterlegt.
Es kam keine Reaktion und die Betreffenden sind daher aus allen Gremien ausgestiegen. Unabhängig davon sind Gespräche und Treffen zwischen Vertretern der Gletscherbahnen Kaunertal/Pitztal und den Betreibern von Maseben weiter gegangen.
Günther Schöpf