In Kastelbell-Tschars ist vieles in Bewegung
Bürgermeister Gustav Tappeiner mit den tief hängenden Wolken an der westlichen Gemeindegrenze Latschander, der ehemaligen Hendl-Burg, dem Radweg an der Etsch als „roten Teppich“ und mit der nie endenden Blechlawine durch Kastelbell.

„Gemeinsam mit Rat und Ausschuss gelang es …“

Publiziert in 33 / 2014 - Erschienen am 24. September 2014
Bürgermeister Gustav ­Tappeiner ist seit 24 Jahren in der Gemeindepolitik aktiv. Seit 2010 ist er Bürgermeister der Gemeinde Kastelbell-Tschars. Kastelbell-Tschars - Es gibt zwei Sichtweisen: Bürgermeister Gustav Tappeiner hat sich als Referent und Vizebürgermeister einen 17 Jahre dauernden Anlauf zum wichtigsten Sessel seiner Gemeinde geleistet. Oder: Er ist seit Eintritt in den Gemeinderat im Jahre 1990 bis heute die große Konstante in der Kastelbell-Tscharser Gemeindepolitik. Seine Vorliebe für die Begriffe „gemeinsam“ und „zusammen“, das Verweisen auf die politischen Gremien und die Verwendung des unpersönlichen „man“, verdeutlichen: Bürgermeister Gustav Tappeiner will auf keinen Fall als großer Macher dastehen, sondern im Sinne eines bekannten Sprichwortes höchstens als „Erster unter Gleichen“ wahrgenommen werden. der Vinschger: War es das, Herr Bürgermeister? War das das Amt, das Sie sich vorgestellt haben? Gustav Tappeiner: Ich hab schon seit 1993, seit ich Referent und ­Vizebürgermeister war, gewusst, was auf mich zukommt. Jetzt konnte ich selbst etwas gestalten, bewegen und ein Programm, das gemeinsam mit anderen entwickelt worden ist, auch durchsetzen. Direkt gefragt. Treten Sie 2015 wieder an? Man hat in dieser Amtsperiode viel erreicht und viel umgesetzt. Man hat bestimmte Programme und Ideen entwickelt, die man noch umsetzen möchte. Man wird mit den politischen Gremien beraten, wie die Zukunft aussehen wird. Ich interpretiere: Sie treten wieder an. Von den Aufgaben her gesehen und von den Schwerpunkten, die ich noch umsetzen möchte, und wenn man die Unterstützung der Bevölkerung und der politischen Gremien hat, kann man sich vorstellen weiterzumachen. Was meinen Sie unter Gremien? Darunter verstehe ich vor allem die Ortsgruppen der Südtiroler Volkspartei und darin auch die verschiedenen Richtungen und Bewegungen. Wären das die Stände? Von Ständen würde ich eher nicht reden. Es gibt auf allen Seiten Personen, die eigene Interessen vertreten und verfolgen. Wie überall gibt es aber auch moderate Leute, mit denen man reden kann. Ich spiele auf die Zusammensetzung des Ausschusses an. Damals wollten die Arbeitnehmer, moderat ausgedrückt, nicht der Linie des Bürgermeisters folgen. Ich glaube, man hat unter meiner Führung gemeinsam ein Programm ausgearbeitet, von dem man überzeugt war, es gemeinsam in dieser Amtsperiode umsetzen zu können. Man ist im Rat und im Ausschuss gemeinsam vorgegangen. Nun kann die Bevölkerung entscheiden, ob sie mit dem, was man gesagt und getan hat, auch zufrieden ist. Hat sich mit der Lösung – zur Halbzeit Bäuerin raus, Arbeitnehmer hinein – alles wieder eingerenkt? Es hat gegen meine Entscheidung Bedenken gegeben; aber es war die richtige. Man hat versucht, einen Ausgleich zu schaffen, einmal über die Ortsteile, aber auch, indem man versucht hat, in den einzelnen Gremien die Gesellschaft widerzuspiegeln. Letzten Endes war es entscheidend, sich für die gesamte Bevölkerung einzusetzen. Es wird in Zukunft nicht mehr so einfach werden. Die Geldmittel werden ja nicht mehr. Jeder, der sich bemüht, sachlich zu argumentieren, ermöglicht irgendwann eine Mehrheitsentscheidung. Schwierig wird es, wenn es emotional zugeht. Es ist uns gelungen, gemeinsam mit Ausschuss und Gemeinderat die Ziele zu erreichen, die man sich gesetzt hat, und dazu hat jeder seinen Beitrag geleistet. Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit der Opposition? Ich muss sagen, die ist sehr positiv. Die Vertreter der Union und der Freiheit für Südtirol bringen sich ein und versuchen konstruktiv mitzuarbeiten. Sie haben in einem Interview zu Beginn Ihrer Amtszeit den Satz gesagt: „Viele Bürger haben mich in meinen Zielsetzungen unterstützt“. Sind diese Zielsetzungen erreicht oder umgesetzt worden? Man ist die Schwerpunkte des Programms angegangen oder hat sie auf den Weg gebracht oder sie können demnächst angegangen werden. Ein Schwerpunkt war der Wohnbau. In Tschars wird in der Zone Runstacker gebaut. Die Zone Kartheinanger hat man auf den Weg gebracht. In Kastelbell wurde eine Wohnbauerweiterungszone ausgewiesen und demnächst der Durchführungsplan genehmigt. Es war für unsere Gemeinde wichtig, in diesem Bereich aktiv zu werden. Und was geschieht mit dem Leerstand, z.B. mit der Möbelfarm in Kastelbell? Da wurde die Gemeinde ebenfalls tätig. Im Falle der Möbelfarm soll eine Bauleitplanänderung das Objekt einer öffentlichen Verwendung zuführen. Aber zurück zum Wohnbau. Hier ist auch die Schaffung von Arbeitsplätzen durch die Ansiedlung neuer Betriebe in der Handwerkerzone zu erwähnen. Viel Augenmerk widmen wir der Mobilität. Den Bergzufahrten ebenso wie dem Radwegabschnitt zwischen Galsaun und Tschars und der Erweiterung der Brücke über die Etsch zwischen den Ortsteilen Kastelbell und Marein. Natürlich sind wir parallel immer mit der Umfahrung Galsaun-Kastelbell beschäftigt. Zur Mobilität zähle ich auch den genehmigten Masterplan zur Versorgung der Ortskerne mit den Glasfaserleitungen fürs schnelle Internet. Wie könnte man Ihre Verwaltung von der Ihrer Vorgänger unterscheiden? Ich bin es auf meine Art und Weise angegangen, die Vorgänger auf ihre. Da möchte ich mich nicht näher darüber äußern. Auf jeden Fall bieten Sie viel Sprechstundenzeit. Sogar der Samstag wird hergenommen. Man soll für den Bürger da sein. Natürlich nicht nur bei den Sprechstunden. Wie es die Unwetterschäden mit dem Steinschlag aus den Tscharser Leiten gezeigt haben, kann es ein 24-Stunden-Job werden. Aber noch einmal zu den Schwerpunkten. Auch für die Sanierung und den Umbau des Kindergartens in Tschars wird das Ausführungsprojekt fertig gestellt, dasselbe gilt für das Parkdeck in Tschars. Sicher gestellt und erneuert wurde die Trinkwasserversorgung durch Sanierung und wo notwendig durch Erweitern der Quellen und Verlegen neuer Leitungen. Da zum Zeitpunkt meines Amtsantrittes keine Projekte im Laufen waren, mussten Vorhaben mit bestimmten Vorlaufzeiten neu angegangen werden. Nochmals zur Umfahrung. Wie geht es weiter? Bauherr ist ja die Autonome Provinz sprich Landesregierung, die Gemeinde Kastelbell-Tschars wird zum Partner. Gemeinsam ist es gelungen, das Projekt auf den Weg in die Endphase zu bringen. Der Projektant hat den Auftrag, bis Mitte November 2014 das Ausführungsprojekt zu hinterlegen. Wenn dies geschehen ist, werden Grundablöse und Grundbesetzung eingeleitet. Gespräche mit den Grundeigentümern hat es bereits im Vorfeld gegeben und man hofft, sie im Laufe des Frühjahrs oder Sommers 2015 abzuschließen, um die Auftragsvergabe angehen zu können. Vorausgesetzt, die Finanzierung, laut Prioritätenliste der Südtiroler Landesregierung, steht. Beschäftigt sich der Tourismusverein noch mit Fusionsgedanken Richtung Naturns? Davon hat man in letzter Zeit wenig gehört. Bekanntlich haben ja unser Einwirken und das Nachdenken über eine mögliche ­Fusionierung die Vermarktung des Vinschgaus zumindest beschleunigt, wenn nicht erst angestoßen. Jetzt zwei Jahre nach der Gründung von Vinschgau Marketing muss man schauen, was es gebracht hat. Im Tourismus wird es aber immer Bewegung geben; es werden neue Perspektiven auftauchen oder andere Formen der Zusammenarbeit. Man könnte davon ausgehen, dass gerade ein Tourismusverein im Grenzland zwischen den Verwaltungsbezirken Vinschgau und Burggrafenamt von beiden Seiten profitieren könnte. Von einem Grenzland würde ich auf keinen Fall sprechen… Sind Sie also Großvinschger? …weil der Gast, der sich bei uns wohl fühlt, keine Grenzen oder Übergänge wahrnimmt. Meine touristische Vision war immer, das Tal vom Reschen bis zur Töll zu bewerben. Derzeit kann ich sagen, dass man mit allen Nachbarn gute Beziehungen pflegt. Im Tourismus muss man auf jeden Fall über den Tellerrand hinausblicken. Was soll ein Bürger der „Drei-Dörfer-Gemeinde“ nach den maximal möglichen 15 Jahren Bürgermeister Gustav Tapppeiner sagen? Gut, dass er endlich weg ist? Man muss sehen, ob es 15 Jahre werden. Er soll sagen können: Er hat Programme entwickelt und sie gemeinsam mit dem Gemeinderat umgesetzt. Er hat Verantwortung übernommen und Schwerpunkte gesetzt. Kurz: Es hat sich etwas in unserer Gemeinde Kastelbell-Tschars bewegt. Interview Günther Schöpf
Günther Schöpf
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