Auf Tappeiner folgt Prugger
„Im Obervinschgau könnten rund 1.000 Hektar an Grünflächen als Obst-, Gemüse- oder Beerenkulturen genutzt werden“, sagt der scheidende Bauernbundbezirksobmann Andreas Tappeiner.

„Im Obervinschgau liegt noch viel Potential“

Publiziert in 1 / 2014 - Erschienen am 15. Januar 2014
Der scheidende Bauernbundbezirksobmann Andreas Tappeiner blickt zurück und nach vorn Vinschgau - Der neue Obmann des Bauernbundbezirks Vinschgau heißt Raimund ­Prugger. Der 65-jährige Bauer aus Tschengls wurde am 7. Jänner vom ebenfalls neu bestellten Bezirksbauernrat zum Nachfolger von Andreas Tappeiner gewählt. Tappeiner, seines Zeichens auch Bürgermeister von Laas und Präsident der Bezirksgemeinschaft Vinschgau, gab dieses Amt nach 14 Jahren ab. Zu den zwei neuen Stellvertretern wurden Markus Stocker vom Montecinhof in Tartsch sowie Simon Mair aus Tschars bestellt. Raimund ­Prugger hatte bereits bei der Neuwahl des Bezirksbauernrates am meisten Stimmen bekommen. Diesem neu bestellten Gremium gehören 9 gewählte Mitglieder an, 3 kooptierte Mitglieder sowie je ein Rechtsmitglied in Vertretung der Bauernjugend, der Bäuerinnenorganisation und der Seniorenvereinigung. Die 40 Ortsgruppen im Einzugsgebiet des Bauernbundbezirks, der von Tschars bis Reschen reicht, hatten bereits am 1. Dezember 2013 neue Ortsbauernräte bestellt. „Es wurden viele neue, junge und engagierte Personen als Führungskräfte in die Ortsgremien gewählt“, so Tappeiner. Mit Erika Kaserer aus Reschen wurde auch wieder eine Frau als Leiterin einer Ortsgruppe gewählt. Viele erfreuliche Entwicklungen Zu den einschneidensten Ereignissen seiner Amtszeit gehört laut Tappeiner unter anderen das Mitwirken und Mitdenken bei der Erstellung des Gewässernutzungsplans. Der Bezirk Vinschgau, wo das Thema Wasser seit jeher eine große Rolle spielt, sei dabei auch zu einer Anlaufstelle für Landespolitiker geworden. Mit Genugtuung zur Kenntnis nimmt der scheidende Bezirksobmann auch die vielfältigen Entwicklungen in der Vinschger Landwirtschaft: „Ich denke etwa an den gut funktionierenden Bauernladen, an die Produktveredelung auf Höfen oder an den Urlaub auf dem Bauernhof. Solche Initiativen bereichern das Bild der Landwirtschaft, sie sind wie Blüten auf dem Feld.“ Allerdings, schränkt Tappeiner ein, können solche Nischen sicher nie großflächige Lösungen sein: „Es wird sich immer um Nischen in begrenztem Rahmen handeln.“ Das treffe für die hofeigenen Käsereien ebenso zu wie für den Getreideanbau und Spezialkulturen. Derzeit gebe es aber noch potentielle Spielräume für die Veredelung regionaler Produkte an den Höfen: „In manchen Bereichen ist eine Steigerung um 10 bis 20 Prozent möglich.“ „Abwehrende Haltung im Obervinschgau“ Was Tappeiner kritisiert, ist die „teils ablehnende und abwehrende Haltung seitens der Gesellschaft im Obervinschgau gegenüber einer Spezialisierung in der Landwirtschaft.“ Im Obervinschgau könnten rund 1.000 Hektar an Grünflächen als Obst-, Gemüse- oder Beerenkulturen genutzt werden. Man müsse diese Möglichkeiten ganz nüchtern und auch losgelöst vom Bauernbund betrachten: „Der Vinschgau ist peripher gelegen, Arbeits­plätze sind Mangelware und wenn die HOPPE eine Niederlassung außerhalb des Tals schließt, kommen wir schnell ins Zittern.“ Die Spezialisierung in der Landwirtschaft im Obervinschgau sei daher schlicht und einfach als Wirtschaftsfaktor zu sehen: „Ein Viehbauer mit 5 Hektar setzt im Jahr ca. 30.000 Euro um, im Obstbau lassen sich mit derselben Fläche ca. 120.000 Euro umsetzen.“ Zusätzlich zu einem höheren Einkommen für die Bauern würden auch Arbeitsplätze in den Genossenschaften geschaffen. Derzeit beschäftigen die Genossenschaften im Vinschgau über 700 Mitarbeiter. „Mals würde sich selbst abstufen“ Klar ist die Einstellung von ­Tappeiner auch zum Thema Pestizide: „Ich kann dieses Wort schon gar nicht mehr hören. Man muss hier von Pflanzenschutzmitteln reden. Diese sind da, um Pflanzen vor Schädlingen und Pilzkrankheiten zu schützen. Vom Einsatz gesetzlich zugelassener Pflanzenschutzmittel kann die moderne Landwirtschaft nicht absehen. Das ist übrigens auch in der Medizin so. Auch diese ist ohne den Einsatz bestimmter Mittel nicht mehr denkbar. Das heißt aber keineswegs, dass Details wie etwa die Ausbringtechnik oder die Abstandsregelungen nicht tiefgründig zu klären sind.“ Und was geschieht, wenn bei der Volksabstimmung, die in der Gemeinde Mals in Bezug auf den Einsatz von Pestiziden stattfinden soll, die Mehrheit sagt, dass solche Mittel in Mals nicht mehr eingesetzt werden sollen? Tappeiner: „Dann wird die Gemeinde Mals sozusagen isoliert. Sie stuft sich selbst ab.“ Solange in diesem Bereich weiterhin Ängste geschürt und die Menschen verunsichert werden, sei es schwierig, zu einer friedvollen Lösung zu kommen. Bioregion ist mehr als nur ein Schlagwort Mit der Schaffung einer „Bioregion Obervinschgau“ meint es der Bauernbund laut Tappeiner durchaus ernst. Es werde schon seit geraumer Zeit daran gearbeitet, dieses Projekt in ein Leader-Programm einzubetten: „Was es braucht, ist Geld und eine Person, die sich voll hineinkniet“. Nicht sonderlich skeptisch wertet Tappeiner die für den April 2015 vorgesehene Aufhebung der Milchquotenregelung: „Die Südtiroler Milchwirtschaft steht mit seinen Produkten insgesamt gut da. Die Qualität ist hoch. Noch zu steigern gilt es den Grad der Veredlung.“ Auch eine noch engere Zusammenarbeit der milchverarbeitenden Genossenschaften und Betriebe sei erstrebenswert. Unbedingt zu halten bzw. noch auszubauen seien die Direktförderungen zugunsten der Berglandwirtschaft. Dass die meisten Bergbauern die Höfe nicht verlassen haben, sei nicht zuletzt darauf zurückzuführen, „dass vor allem der ehemalige Landeshauptmann Luis Durnwalder von Anfang an die Erschließung der Höfe vorangetrieben hat.“ Wertvolle Dienste biete den Bergbauern neuerdings auch der Beratungsring für die Berglandwirtschaft, kurz BRING. Nachholbedarf gebe es speziell in St. Valentin in Sachen Beregnung. Die dortige Anlage ist veraltet und kann derzeit nicht mehr genutzt werden. Zur Berglandwirtschaft insgesamt sei auch festzuhalten, dass das Leben am Berg trotz aller Mühen und Schwierigkeiten sowie des teilweisen Zwangs zum Neben- und Zuerwerb auch Lebensqualität bedeutet: „Vor allem bei jungen Menschen wird dieser Aspekt vermehrt positiv empfunden“. Als durchaus erfolgreich wertet Tappeiner im Rückblick auch die stete Weiterentwicklung der landwirtschaftlichen Fachschulen in Burgeis (Fürstenburg) und in Kortsch bis hin zu Matura führenden Schulen sowie auch das zusätzliche, breitgefächerte Aus- und Weiterbildungsangebot für die Landwirtschaft über die Fachschulen hinaus. Stabübergabe am 27. Jänner Die offizielle Stabübergabe von Andreas Tappeiner auf Raimund Prugger erfolgt bei der Bezirks­tagung des Bauernbundes, die am 27. Jänner 2014 um 9 Uhr im Kulturhaus in Schlanders beginnt. Geleitet wird die Tagung noch vom scheidenen Bezirksobmann. Als Referenten werden der ehemalige Landeshauptmann Luis Durnwalder sowie der neue Landesrat für Landwirtschaft, Arnold Schuler, erwartet. Der neue Bezirksobmann Raimund Prugger kann auf viele Erfahrungen zurückblicken. Er hat als Viehbauer begonnen, stellte auch Gemüsebau um, wurde Obstbauer, hat im Nebenerwerb bei der Firma HOPPE gearbeitet und hat auch Erfahrungen im Bereich Urlaub auf dem Bauernhof. In punkto Landwirtschaft ist der Bezirk Vinschgau insgesamt gesehen nicht schlecht aufgestellt. Abgesehen vom gut funktionierenden Bezirksbüro mit Johann Wallnöfer an der Spitze werden auch Schlüsselfunktionen auf Landesebene von Vinschgern besetzt, man denke etwa an Martin Pazeller, den Direktor der Landesabteilung Landwirtschaft, oder an den Bauernbunddirektor ­Siegfried Rinner. Und auch politisch hat die Vinschger Landwirtschaft mit Arnold Schuler und Sepp Noggler zwei starke Verbündete. Einen besonderen Dank zollt Tappeiner auch seinen scheidenden Stellvertretern Erich Schweitzer und Heinrich Thöni. Sepp
Josef Laner
Josef Laner

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