Jahresrückblick
Publiziert in 24 / 2002 - Erschienen am 19. Dezember 2002
[F] Ausgestanden. [/F] Nun dürfte die unendliche Geschichte doch ein Ende gefunden haben. Im Stromtstreit zwischen dem Land und den Vinschger Gemeinden - insbesondere Graun - ist ein Schlussstrich gezogen worden. Grauns Bürgermeister Albrecht Plangger hat im letzten Augenblick eingelenkt und auf die Unterschrift der EDISON verzichtet. Dafür mussten Energielandesrat Michl Laimer und Landeshauptmann Luis Durnwalder einen einklagbaren Vetrag unterzeichnen, in dem Graun und den Vinschgern die 8 Prozentbeteiligung an der Stromproduktion am Reschensee zugestanden und ein Umweltplan - mit einem Investitionsvolumen von 30 Millionen Euro auf 20 Jahre aufgeteilt - genehmigt wird.
Zu viel Porzellan wurde in den letzten Jahren zwischen dem Land und den Vinschger Gemeinde in Folge des Stromstreites zerdeppert, als dass man mit einem einfachen Beschluss zufrieden gewesen wäre. Das Vertrauen in Energielandesrat Laimer war schon seit geraumer Zeit nicht mehr gegeben. Die Vinschger weigerten sich sogar zu verhandeln, sollte das Land den Energielandesrat in eine gemeinsame Delegation entsenden. Eine derart massive Ablehnung gegen einen „eigenen Landesrat“ hat es wohl noch nie gegeben. Zu den härtesten Laimer-Kritikern zählt vor allem Bezirkspräsident Sepp Noggler, der im Hintergrund die Vinschger Gemeinden auf Linie hielt. Interessant wird auch deshalb die kommende Landtagswahl, bei der sich zeigen wird, ob die Vinschger Laimers Verhalten, das teilweise auch von Durni unterstützt wurde, „honorieren“.
[F] Ausgefuxt. [/F] Sie kommen aus der Gemeinde Kastelbell und haben einen besonderen Sinn für die Demokratie.
Wie ein Fels in der Brandung stand Monika Prister schon bei der Wahl vor drei Jahren bei den Frauen im Vinschger SVP-Bezirk und trotzt allen Angriffen - vor allem von Seiten der Schlanderser Frauenschaft - heuer galt es nur noch zu ernten und sich für eine weitere Periode bestätigen zu lassen.
Ähnlich standhaft ist der Kastelbeller Bürgermeister Josef Alber. Er gehört zu jenen Verwaltern, die Gemeinderatssitzungen als lästiges Übel empfinden. Heuer brachte er es bisher auf mickrige drei Sitzungen. Wenn er die dadurch gewonnene Zeit fürs Arbeiten verwendet, wird ihm dies das Wahlvolk 2005 sicherlich nicht übel nehmen.
[F] Aufstieg. [/F] Vinschgaus bestes politisches „Anbaugebiet“ befindet sich ohne Zweifel im Bereich Latsch - Vet-zaner Industriezone. Von dort kommen jene Urgewächse, die im Herbst für das Tal in den Landtagswahlkampf gehen sollen.
Der Aufstieg von Richard Theiner ging Hand in Hand mit dem Abstieg vom SVP-Rechtsaußen Roland Atz, der nach mehreren Skandalen seinen Posten als Regionalratsvizepräsident räumen musste. Obwohl Theiner über Jahre hindurch das Treiben von Atz mitgetragen hat, konnte der Latscher den Bozner beerben und sogar als großer Saubermann aus der Krise der Region aussteigen. Gelernt hat Theiner sein Handwerk schnell. Mit einem Batzen Geld im Rücken spielt er in der Zwischenzeit den “Durni” in der Region.
Geschafft - so scheint es - hat es auch Manfred Pinzger, der Vetzaner Autohändler. Auch er nicht ganz „Atz-frei“ -Stichwort: gestohlene Autos der Region in Budapest - hat es nun als Landeskandidat der Hoteliers zur Nominierung gebracht. Strategisch geschickt eingefädelt, fehlt nur noch das “Ja” des SVP-Bezirkes Vinschgau.
[F] Auferstanden. [/F] Sie sind Nachbarn. Vielleicht hängt es damit zusammen. Jedenfalls die „Auferstehung“ ihrer Gemeinde konnten beide feiern. Arnold Schulers Plaus hat laut Landesstatistikamt mit Abstand die größten Bevölkerungszuwachsraten im ganzen Land. Dies kann Walter Weiss von Naturns noch nicht vermelden, doch mit der Realisierung der Umfahrung wird auch der „Untervinschger“ Hauptort profitieren. Spätestens im April bei der feierlichen Einweihung der Tunnels wird auch für Weiss die große Stunde der “Auferstehung” schlagen.
[F] Aufriss. [/F] Dass Bildungsleiter auf Schloss Goldrain etwas ganz Besonderes sind, braucht nicht extra erwähnt zu werden. Eines ist sicher: Ein Beispiel müssen sich alle Vergangenen und Zukünftigen an Gerwald Wallnöfer nehmen. Der Laaser, der dem Bildungshaus kaum Impulse geben konnte, hat es jedenfalls zum Dekan an der Bildungsuni in Brixen gebracht - wie ihm der nunmehrig geschasste Ex- Rektor Alfred Steinherr attestiert - mit ähnlich bescheidenem Erfolg wie auf Schloss Goldrain. Eines muss Wallnöfer in der kurzen Zeit im Bildungshaus gelernt haben: Wie man den eigenen Platz verteidigt. Diese Fähigkeit ist hingegen seinem Nachfolger Friedrich Haring abgegangen, der im Vorjahr die Segel streichen musste und sogar im Frühjahr aus der Genossenschaft Bildungshaus Schloss Gol- drain ausgeschlossen wurde. Eine Empfehlung für Haring: Vielleicht sucht man noch jemanden an Wallnöfers Uni in Brixen.
[F] Hauruck. [/F] Markus Pircher hat seinen besonderen Platz in der Vinschger Kommunalpolitik schon sicher. Der Latscher Bürgermeister wird auch nach seiner Amtszeit den Menschen im Apfeldorf in Erinnerung bleiben als einer, der keinen Prozess gescheut hat und mit eisernem Besen gegen unliebsame Gemeindeangestellte und Präsidenten aufmüpfiger Vereine vorgegangen ist. Nur das Pech des Markus Pircher (links) war es im abgelaufenen Jahr, dass er an der Prozess-Front - öfter als es ihm lieb sein muss - den Kürzeren gezogen hat. Im Streit mit den Eisstadionbetreibern hat den Latscher Bürgermeister das Verwaltungsgericht gestoppt. Die Auflösung der Konvention mit Reinhart Pedross’ (rechts) Kunsteisgenossenschaft war nicht rechtens. Auch im Rechtsstreit gegen Gemeindeangestellte blieb er auf der Strecke. Das Arbeitsgericht entschied für Franz Josef Fieg. Soweit nicht schlimm: Gezahlt wird aus der Gemeindekasse.
[F] Hoppala. [/F] Wenn man das Messer an der Kehle spürt, überlegt man es sich keine zwei Mal, was zu tun ist. So muss es jedenfalls den Betreibern des Skigebietes Kleinboden ergangen sein. Auch heuer wieder mit ein paar Tausend Euro in den Miesen stehend, fand der Stilfser Bürgermeister Josef Hofer (oben) eine klasse Lösung. Die paar Schulden übernahm der Unternehmer und Stilfser Ehrenübrger Walter Klaus (unten). Der Betreiber der Suldner Lifte und des Vorarlberger Skigebietes Montafon legte noch ein paar Zerquetschte drauf und nun gehören ihm nicht nur die Lifte, sondern auch die dazu gehörenden Liegenschaften in Trafoi. Ein Geschäft sozusagen ohne großes Risiko. Passts weiterhin in Trafoi mit den Zahlen nicht, dann wird Klaus wohl auch noch Bus-unternehmer werden. Skigäste in Trafoi kann man kurzerhand nach Sulden kutschieren. Und die Sache mit der Verbindung auf das Joch: Darüber werden wir bei den kommenden Jahresrückblicken berichten oder auch nicht.
[F] Hinkebein. [/F] Der Nationalpark hat auch heuer wieder für Furore gesorgt. Eine Hass-Liebe hat sich mittlerweile herausgebildet. Während der Tourismus drauf und dran ist, den Nationalpark werbemäßig auszuschlachten, wollen ein Großteil der im Nationalpark lebenden Bauern die Grenzen des Parkes dorthin versetzt wissen, wo sie ihrer Meinung nach hingehören: Raus aus der Talsohle und wenn möglich raus aus den Bergbaugebieten. Obwohl sich rund 85% der Bevölkerung in einer repräsentativen Umfrage, von der Eurac durchgeführt, für den Nationalpark geäußert haben, gehen die Wogen hoch, wenn es ums Eingemachte geht. Wolfgang Platter (links), Präsident des Führungsausschusses auf Südtiroler Seite, und Alois Karner (rechts), Außenamtsleiter in Glurns, sind nach einigen Verhedderungen im Gestrüpp der Nationalparkführung mit seinen Gremien dabei, die schon lange geforderte und von der Landesregierung auch beschlossene Ausklammerung dingfest zu machen. Mittlerweile sind die e-xakten Grenzvorschläge festgehalten. Als Hinkebein der Ausklammerung bleibt vorerst die Prader Sand, die man, vorerst zumindest, lieber im Parkraum sehen würde, bis eine Lösung gefunden ist, die die Sand vor dem Zugriff der Golfplatz-lüsternen Tourismus-Wirtschaft bewahren soll.
[F] Hosanna. [/F] Reinhold Messner war ohne Zweifel der Mann des Jahres. Der König der Achttausender meisterte nicht nur gekonnt den Yak-Auftrieb bei hundsmiserablem Wetter, sondern fand auch noch Gefallen an der Ehrenbürgerschaft, die ihm die Gemeinde Stilfs verlieh. Doch die höchsten Weihen hat sich Südtirols bekanntestes Gesicht im Ausland heuer durch sein Bergmuseum auf Schloss Sigmundskron geholt. Über Wochen hindurch von Toni und Michl Ebners Presse nach Strich und Faden zerlegt und zur Unperson schlechthin gemacht, bewies Messner ein ungeheueres Stehvermögen. Am Ende konnte er noch richtig lachen. War der Europaparlamentarier der Grünen doch der einzige Kandidat, der seine Bewerbungsunterlagen für ein Museumskonzept auf Schloss Sigmundskron einer Landeskommission vorlegte. Übrigens für die baulichen Sanierungsarbeiten auf Sigmundskron ist der Morterer Architekt Werner Tscholl zuständig.
[F] Huckepack. [/F] Kuno wurde freigesprochen, Thomas eingeweicht. Die Brüder Kaserer aus Partschins hatten ein durchaus wechselvolles Jahr zu durchleben. Kuno Kaserer (links), der sich dem Tourengehen verschrieben hat, wurde „von der Piste weg“ verhaftet. Zur Last gelegt wurde ihm, auf der Basis eines nicht mehr ganz taufrischen „codice rocco“, fahrlässig eine Lawine ausgelöst zu haben. Der Freispruch im Schlanderser Gerichtssaal fand unter großer Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit statt. Gegen diesen Freispruch wurde allerdings Rekurs eingereicht. Thomas Kaserer (rechts), der ältere Bruder und Rablander Rösslwirt, als Partschinser HGV-Ortsobmann eher der Tourismus-Piste zugetan, ist in eine Hanswirt-Brunnenfalle getappt. Eine Zeit lang hat er seinen eigenen HGV-Stuhl wanken lassen. Schließlich ist er doch auf der „Piste“ geblieben.
[F] Hipphopp. [/F] Unter der Rubrik Innigkeit läuft das Verhältnis zwischen dem Malser Bürgermeister und Bezirkspräsidenten Sepp Noggler (oben) und seinem Prader Amtskollegen Herbert Gapp (unten). Im heurigen Jahr hat sich diese Beziehung noch intensiviert. Ging es um die Umfahrungen des Obervinschgaus von Prad aufwärts, oder ging es um eine gemeinsame Rechnungslegung bei den Abwasserverbänden oder hatte man sich etwas in Sachen Park zu sagen, Noggler und Gapp bildeten immer ein Gegensatzpaar. Dass es dem Prader Geometer dann zu bunt wurde, bezeugt allein die Abwesenheitsliste bei den Bezirksausschusssitzungen, die “Der Vinschger“ veröffentlichte. Die Begründungen weshalb er - Gapp - so oft gefehlt habe, klangen dann auch eher wie die Ausreden eines ertappten Schulbuben, der die Hausaufgaben nicht gemacht hat.
[F] Interessen. [/F] Auch im Jahr 2002 bewegte der Marmor die Gemüter im Tal. Auffallend aktiv wurde nicht nur die Schlanderser Gemeindeverwaltung, auch von Landesseite kamen viele Signale. Dabei stellte sich mit zunehmender Jahresdauer heraus, dass die Vinschger Akteure um den Schlanderser BM Johann Wallnöfer, den Göflaner Fraktionsvorsteher Erhard Alber, den Laaser Bürgermeister Wolfgang Platter und den Präsidenten der Laaser Separatverwaltung Paul Tröger nur Komparsenrollen besetzen, die Big-Players sitzen woanders: In Bozen Landeshauptmann Luis Durnwalder und in Meran der Ingenieur schlechthin Siegfried Unterberger. Ihr Ziel ist es, irgendwie die Hand auf den Marmor zu bekommen. Voraussetzung dafür ist aber eine Straße zum Bruch. Bisher ist nur die Lasa Marmo der Betty Sanzogno in der Lage, das „weiße Gold“ auch ins Tal zu bringen. Daher wurde in den vergangenen Wochen gehöriger Druck auf die Separatverwaltung Laas ausgeübt, die Voraussetzungen für eine Straße über Tarnell zu schaffen. Dies käme einem Tabubruch gleich. Bisher galt es immer, dass in Laas der umweltschonende Bremsberg erhalten bleiben muss.
[K] Johann Wallnöfer, Erhard Alber, Landeshauptmann Luis Durnwalder, Hobbybauer und Marmorunternehmer Ingenieur Siegfried Unterberger, Paul Tröger sowie Wolfgang Platter [/K]
[F] Infektion. [/F] Von den Auszahlungspreisen her konnten die in der ViP zusammen- geschlossenen Vinschger Obstgenossenschaften heuer mit einem Bombenergebnis aufwarten. Doch hinter der schönen Fassade verbirgt sich eine weitere Bombe, die bereits scharf gestellt ist: Nämlich die Infektionskrankheit Feuerbrand.
Die mit großem Marketingaufwand gepushte Apfelsorte Pinova erwies sich im Nachhinein als „Selbstmordattentäter“. Im Juli und August mussten im Vinschgau fast zwei Dutzend Anlagen mit Pinova-Beständen gerodet werden. Die ViP um ihren Direktor Sepp Wielander nahm die Empfehlung für die Pinova-Anpflanzung zurück. Nach der ersten Welle der Solidarität mit den Bauern hat sich nun im Tale Ernüchterung breitgemacht. Während die Landwirte Entschädigungen für ihre gerodeten Anlagen erhalten oder die noch in Betrieb befindlichen hauptschuldigen Pinovas auch heuer wieder blühen dürfen, müssen Private infektionsgefährdete Ziersträucher roden und werden bei Nichtbefolgung von einigen Gemeinden sogar schikaniert.
[F] Innere Stimmen. [/F] Am 26. Mai diesen Jahres erschütterte ein unfassbarer Doppelmord das Dorf Partschins. Der als unauffällig geltende und ins Dorfleben integrierte Ludwig Österreicher hat in einem wahnhaften Ausbruch "inneren Stimmen gehorchend" in der Nacht vom 25. auf den 26. Mai seine Eltern mit zahlreichen Messerstichen ermordet. Noch in den Morgenstunden wurde er von der Polizei festgenommen, verhört und nach einer Übergangszeit im Bozner Gefängnis in die gerichtspsychiatrische Haftanstalt nach Reggio Emilia überstellt. Die Umstände der Tat wurden detailliert geklärt. Durch sie konnte zwar der Hergang dieses Doppelmordes erhellt werden, nicht aber die Frage, weshalb es überhaupt dazu kommen musste. Die Suche nach den eigentlichen Ursachen wird aber vermutlich eher weitere Fragen aufwerfen als befriedigende Antworten geben.
[F] Intrigen. [/F] Während der eine von der Bildfläche verschwunden ist, ist der andere gerade dabei, Vinschger Geschichte zu schreiben. Die Rede ist von den Pinggera- Brüdern. Gerd Klaus Pinggera begleitet in Stilfs das Genova- Projekt mit dem Ziel, genetische und umweltbedingte Krankheitsursachen zu erforschen und so Volkskrankheiten wie Parkinson, Alzheimer, Prostata- und Brustkrebs ein Bein zu stellen.
Abgetaucht ist hingegen Helmut Pinggera, über Jahre hindurch die Galionsfigur der LEADER-Projekte im Vinschgau. Als er sich heuer anschickte, die EU-Projekte auf Landesebene zu managen, wurde ihm von der Landesverwaltung ein Bein gestellt. Zwar trat er mit Landeshauptmann Luis Durnwalder vor die Presse, der Posten wurde aber anderen zugewiesen. In der Folge wurde mit grotesken Anschuldigungen rekurriert.
[F] Intern. [/F] Dass Traditionen auch beim „ Der Vinschger“ gepflegt werden, gehört zu den Selbstverständlichkeiten. So war es in der Vergangenheit und so soll es auch in Zukunft sein, dass die Mitglieder des Verwaltungsrates mehr über ihre Tätigkeiten außerhalb von sich reden machen, als wegen der Zeitung.
Diese Tradition setzte heuer im negativen Sinne der Gründungspräsident und damalige Vize Heinz Fuchs (rechts) fort. Im März wurde der Multiunternehmer wegen mehrerer mysteriöser Brände in seinen Betrieben verhaftet und zeitweilig in Hausarrest versetzt. Die Medien berichteten im großen Stil darüber. Obwohl „Der
Vinschger“ die erste Zeitung war, die über diese Brand-(Zu)Fälle informierte, gerieten auch wir in eine ungerechtfertigte schiefe Optik.
Bei den im April fälligen Neuwahlen des Vorstandes wurde Fuchs von den Aktionären aus dem Verwaltungsrat der Vinschger Medien GmbH gewählt. Seine Stelle bekleidet nun Herbert Graber. Als Präsident wurde Hans Moriggl (links) genauso bestätigt wie die übrigen Verwaltungsräte: Erich Ohrwalder, Werner Kiem und Geschäftsführer Horst Gufler.
[F] Exzellent. [/F] Film und Wochenmagazine haben im abgelaufenen Jahr den Vinschgau entdeckt. An seine „alte Wirkungsstätte“ ist der Andreas-Hofer-Film-Regisseur Xaver Schwarzenberg zurückgekehrt. Der Bayer hat in Glurns die ideale Kulisse für seinen jüngsten Fernsehfilm „Annas Heimkehr“ gefunden. Neben vielen Komparsen, die aus dem Vinschgau kamen, waren Filmsternchen und egozentrische Stars hautnah zu erleben, so Ve-ronika Ferres, Julia Stemberger und Karl Markovic. Mehrere Fernsehstationen berichteten über die Aufnahmen in Glurns.
Zu riesigem medialen Aufsehen hat es auch die Familie Johannn und Petra Tappeiner vom Oberniederhof in Unser Frau im Schnalstal gebracht. Sie stand in der stern-Serie „Abenteuer Menschheit“ für das Beispiel Europa. Einen ganz besonderen Platz fand Tochter Sarah, die es mit ihrem fotogenen Gesicht nicht nur auf die Titelseite brachte, sondern mit ihrem Konterfei wird auch das stern-Abo beworben.
[F] Erstaunlich. [/F] Am Ende landen wir also doch auf dem Müll. So sah es zunächst aus, als der „Vinschger“ Ende November die „Zwischenlagerung“ von menschlichen Knochen im Bereich von Holzbrugg/Talair aufdeckte. Die Gemeinde Schlanders -schnell auf Schadensbegrenzung aus- handelte sofort. Die wegen Bauarbeiten im Friedhof pietätlos „zwischengelagerte“ mit Knochen angereicherte Erde wurde wieder in Container gegeben und auf den Gottesacker zurückgebracht.
Aufgeregt haben sich viele: Nicht mehr die Direktbetroffenen, aber vor allem die, die kommerziell mit dem Tod etwas zu tun haben. Dabei hat man sich weniger an der „Zwischenlagerung“ gestoßen, als vielmehr an den Medien, die das Bild vom „sauberen, kosten-leistungsadäquaten und kultivierten“ Sterben stören.
[F] Erhalten. [/F] Durch die Volksabstimmung in Tarsch Anfang Februar wurde eine Vision auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Der Zusammenschluss der Skigebiete Tarscher Alm und Schwemmalm in Ulten wurde abgelehnt. Ganz sterben lassen wollten die Tarscher das Skigebiet dann doch nicht. Nach Rücktrittsdrohungen des Verwaltungsrates der Latscher Skicenter GmbH um ihren Präsidenten Thomas Rinner gaben die Tarscher den etwas abgewandelten Forderungen dann doch nach. Roman Schwienbacher von der Fraktionsverwaltung hat den Tarscher Zustimmungsring geschmiedet.
[F] Entsetzlich. [/F] Auch im abgelaufenen Jahr hat die Vinschgauer Staatsstraße ihren Blutzoll gefordert. Mehrere Unfälle endeten tödlich.
Alles bisher schon schrecklich Dagewesene wurde aber im Juni auf der Laaser Umfahrungsstraße vor Eyrs übertroffen. Grauenhafte, entsetzliche und unfassbare Bilder boten sich den Helfern. In den total zerstörten Autowracks ließen in jener Nacht nicht weniger als sechs Menschen ihr Leben.
Wieder traf es zum überwiegenden Teil junge Leute. Wieder passierte es an einem Wochenende.
[F] Ermittelt. [/F] Für Aufsehen haben heuer im Tale die polizeilichen Ermittlungen gegen Personen im öffentlichen Dienst gesorgt. Zuerst stolperte der Direktor des Schlanderser Realgymnasiums Christian Werth über die Möglichkeiten der neuen Technik. E-Mails vom Schulcomputer aus brachten ihn vorläufig einen „Wartestand“. Das Gerichtsverfahren läuft noch.
Wie eine Bombe schlug dann die Nachricht von der Verhaftung des Schlanderser Finanzbeamten Salvatore Russo ein. Er hat sich von Betrieben „Kredite“ geben lassen.
Bereits verurteilt wurde Roberto Zandegiacomo. Der Ex-Chef der Schlanderser Carabinieristation hatte sich den Gehaltsscheck eines Kollegen unter den Nagel gerissen.
Hansjörg Telfser