Der „Abi“ nimmt kein Blatt vor den Mund

„Jeder fragt: Und was machst du nachher?“

Publiziert in 6 / 2007 - Erschienen am 21. Februar 2007
Der schier endlosen Diskussion rund um die Mandatsbeschränkung für die Gemeindeverwalter ist baldigst ein Ende zu setzen. „Es ist ­höchste Zeit, dass die Partei entweder ja oder nein sagt,“ fordert der Grauner Bürgermeister Albrecht Plangger. Auch zu Themen wie Umweltplan, Energie, Zusammenschluss der Skigebiete Schöneben und Haider Alm und zu weiteren Anliegen in seiner Gemeinde nimmt Albrecht Plangger („Abi“) in einem Gespräch mit dem „Vinschger“ kein Blatt vor den Mund. „Der Vinschger“: Bis 2010 ist es gar nicht mehr so lange hin, doch beim Thema Mandatsbeschränkung ist nach wie vor alles offen. Die Spekulationen darüber, was jene Bürgermeister, die einer Mandatsbeschränkung zum Opfer fallen könnten, nach 2010 machen werden, treiben die buntesten Blüten. Albrecht Plangger: Mir geht die ganze Diskussion rund um dieses Thema so langsam auf die Nerven. In jeder Diskussion und bei jeder Sitzung wird man gefragt, was man machen wird, wenn man 2010 nicht mehr für das Bürgermeisteramt kandidieren darf. Mir persönlich ist es einerlei, ob die Mandatsbeschränkung kommt oder nicht. Nicht egal ist mir aber, dass das Gerede darüber offensichtlich kein Ende nimmt. Die Partei muss endlich ein klares Ja oder ein klares Nein aussprechen. „Der Vinschger“: Warum stört es Sie, dass die SVP in diesem Punkt noch zu keiner Entscheidung gekommen ist? Albrecht Plangger: Alle Bürgermeister und Referenten, die jetzt in der dritten Amtsperiode tätig sind, wissen nicht, ob sie 2010 noch einmal kandidieren dürfen oder nicht. Das schafft Unsicherheit. Als Verwalter wird man in seiner eigenen Arbeit gestört. Wenn ein Bürgermeister weiß, dass die Beschränkung kommt, kann er sich darauf einstellen. Er kann sich auf die Umsetzung der Vorhaben, die er für seine Gemeinde als vordergründig erachtet, konzentrieren, und er kann gleichzeitig auch eine geordnete „Hofübergabe“ vorbereiten. Wenn ein Bürgermeister das nicht weiß, schwebt er sozusagen im Ungewissen. „Der Vinschger“: Wie es aussieht, zieht die Partei die Diskussion weiter in die Länge. Albrecht Plangger: Wenn die Partei nicht endlich zu ­einer Entscheidung kommt, werde ich mich mit einigen Bürgermeisterkollegen zusammen tun und auf der nächsten Landesvollversammlung einen Tagesordnungspunkt einbringen, und zwar so, dass bei einer Abstimmung nur ein Ja oder eben ein Nein herauskommen kann. Dann müssen die Partei und ihre Funktionäre endlich Farbe bekennen und Verantwortung übernehmen. Die Direktwahl der Bürgermeister ist für mich unverzichtbar. Zu diesem Punkt kann ich mir keinerlei Kompromisse vorstellen. „Der Vinschger“: Für den Fall, dass die Beschränkung kommt: Spielen Sie mit dem Gedanken, auf einer anderen politischen Ebene mitzumischen, etwa in Bozen oder Rom? Albrecht Plangger: Nein. Ich habe hier in meiner Heimatgemeinde zu tun genug. Außerdem arbeite ich beim Zollamt Reschen. „Der Vinschger“: Sie sind auch Präsident des Konsortiums der Gemeinden für das Wassereinzugsgebiet der Etsch. Wäre auch diesen Amt hinfällig, falls die Mandatsbeschränkung kommt? Albrecht Plangger: Ja natürlich. Auch in Bezug auf diesen Bereich wäre eine baldige Entscheidung gefragt. Wie schon in der Gemeindeverwaltung müsste auch hier im Interesse der beteiligten Gemeinden eine „Hofübergabe“ vorbereitet werden. Es ist uns im Konsortium gelungen, die Position der Mitgliedsgemeinden zu stärken und auch in finanzieller Hinsicht einiges zu erkämpfen. „Der Vinschger“: Vom Umweltplan im Zusammenhang mit der Reschenstausee­konzession, der 30 Millionen Euro umfasst, hat die Bevölkerung bis dato noch nichts gespürt. Albrecht Plangger: Die Verpflichtung, den Umweltplan im Einvernehmen mit den Anrainergemeinden zu erstellen, liegt eindeutig bei der Seledison. Das ist auch vertraglich so festgeschrieben. Ich will die Wochenenden, die ich über Jahre geopfert habe, um unsere Wünsche und Vorstellungen in den Umweltplan einzubringen, gar nicht aufzählen. Es war alles umsonst. Ich bin schon vor Monaten aus den Direktverhandlungen ausgestiegen. Mit Leuten von der SEL oder der Seledison will ich nichts mehr zu tun haben. Wir waren bereit, Kompromisse einzugehen, doch am Ende wurde wieder vieles „zurückverhandelt“, ja gestrichen. Sie wollten uns „die Hosen ausziehen.“ Jetzt ist das Land am Zug. Wir werden schon noch sehen, ob das Land am Ende die Interessen der Anrainergemeinden vertritt oder jene der SEL und Seledison. Tatsache ist, dass die provisorische Reschenseekonzession schon 2005 verfallen ist und dass sich seither nichts getan hat, aber auch gar nichts. „Der Vinschger“: In punkto Energie hat sich in Ihrer Gemeinde aber doch einiges getan. Das Rojen-Kraftwerk bringt jährlich Geld in den Gemeindesäckel, in Reschen und in St. Valentin entstehen zwei Fernheizwerke. Albrecht Plangger: Wir können den Strom aus dem ­Rojen-Kraftwerk zwar verkaufen, doch von unserem großen Ziel, eine möglichst autarke Strom- und Energieversorgung in der Gemeinde aufzubauen, sind wir noch meilenweit entfernt. Auch hier muss ich das Land kritisieren, das den Stromverteilungsplan noch immer vor sich her schiebt. Einen großen Schritt können wir erst dann machen, wenn der Verteilungspan vorliegt und wir die Möglichkeit bekommen, das Leitungsnetz zu erwerben. Erst wenn uns das Netz gehört, ist eine eigenständige Verteilung, etwa über das Vinschgauer Elektrizitätskonsortium VEK denkbar und erst dann können Möglichkeiten in Erwägung gezogen werden, der Bevölkerung Strom zu günstigeren Tarifen anzubieten. „Der Vinschger“: Auf diesen Verteilungsplan wartet aber das ganze Land. Albrecht Plangger: Natürlich. Und es gibt auch Probleme im ganzen Land. Vielen Gemeinden ist noch gar nicht bewusst, dass sie in Bezug auf ihre eigenen E-Werke dem Land gegenüber total entmachtet worden sind. Wenn das Land weiter so vorgeht, haben wir bald Zustände wie im Mittelalter. Da gibt es noch viel Zündstoff. Ich kann nur hoffen, dass sich der Gemeindenverband angemessen zur Wehr setzen wird. „Der Vinschger“: „Energiegeladen“ scheint derzeit auch die Diskussion rund um den Zusammenschluss der Skigebiete Schöneben und Haider Alm zu sein. Albrecht Plangger: Nein, nein; dieses Thema wird sehr sachlich behandelt. Zurzeit ist eine so genannte präventive Umweltverträglichkeitsprüfung im Gang. Es soll festgestellt werden, ob ein Zusammenschluss umweltmäßig verträglich ist und ob ein Vorhaben dieser Art überhaupt finanzierbar wäre. Es gilt auch auszuloten, ob überhaupt und welche Ausgleichsmaßnahmen in Frage kommen. „Der Vinschger“: Warum sollen diese zwei Skigebiete zusammengeschlossen werden? Albrecht Plangger: Von einem Zusammenschluss würden beide profitieren. Die Haider Alm arbeitet derzeit zwar gut, aber wenn größere Investitionen anstehen, fehlt das Geld. Für St. Valentin ist das Skigebiet unverzichtbar. Außerdem haben die „Hoader“ den Vorteil, dass die Talstation mitten im Dorf liegt. Wo gibt es das sonst? Auch Schöneben würde von einem Zusammenschluss profitieren, vor allem deshalb, weil ein viel größeres Gebiet mit einem viel größeren Pistenangebot entstehen würde. Schöneben kann außerdem damit auftrumpfen, dass es weitum zu den schneesichersten Gebieten gehört. Gerade in der heurigen ungewöhnlich warmen Saison konnte ­Schöneben dem ganzen Land zeigen, dass die Schneesicherheit am ­Reschen noch gegeben ist. „Der Vinschger“: Es wird von zwei Umlaufbahnen gesprochen, um Schöneben mit der Haider Alm zu verbinden. Albrecht Plangger: Ja. Die Verbindungsstrecke ist recht lang und führt zudem durch Waldgebiet. Wie schon gesagt, sind dies alles Aspekte, die jetzt näher überprüft werden müssen. Es handelt sich um einen Prozess und nicht um eine Ad-hoc-Entscheidung. Wenn man mit der ersten Variante nicht durchkommt, werden eben Alternativen zu suchen sein. Den Zusammenschluss selbst halte ich für überlebenswichtig. Auch die mögliche Kostenspanne ist noch weit offen. Es ist von 10 bis zu 20 Millionen Euro die Rede. „Der Vinschger“: Und was ist mit dem Kleinskigebiet Maseben in Langtaufers? Albrecht Plangger: Maseben muss in der ganzen Diskussion rund um den Zusammenschluss seinen Platz finden. Das Skigebiet Maseben wurde 1975 zeitgleich mit der Tarscher Alm in Latsch eröffnet. In Latsch musste das Skigebiet zusperren, Maseben hat es geschafft. Beide Lifte wurden revisioniert. Wenn ich mir diese Entwicklung vor Augen führe, kann ich vor Hansi Klöckner, dem Chef von Maseben, nur den Hut ziehen. „Der Vinschger“: Jenseits von Langtaufers „winkt“ aber auch das Gletscherskigebiet Kaunertal, das bekanntlich übers Joch nach Langtaufers will. Albrecht Plangger: Auch das Thema Anbindung Langtaufers-Kaunertal ist ein Prozess, den es mitzuverfolgen gilt. Die Wirtschaftsgruppe W.I.R.-Für unsere Zukunft behält dieses Thema zu Recht im Auge. Derzeit wird mit finanzieller Unterstützung der Gemeinde und des Landes eine Studie erstellt. Fest steht, dass die Kaunertaler mit den Anlagen bis ganz hinauf wollen und auch müssen, denn unten schmilzt ihnen der Gletscher weg. Ob das Joch eines Tages überschritten wird und eine Anbindung mit Langtaufers kommt, ist noch völlig offen. „Der Vinschger“: Sie arbeiten im Zollamt an der Grenze. Ist von der Grenze noch immer etwas zu verspüren. Albrecht Plangger: Seitdem die Ordnungshüter an der neuen Lkw-Kontrollstelle auf der ­österreichisches Seite der Staatsgrenze nahezu täglich Kontrollen durchführen, habe ich das Gefühl, dass so langsam eine zweite Grenze an der Grenze entsteht. Ich habe ganz gewiss nichts gegen die Lkw-Kontrollen, aber der Standort ist sehr unglücklich gewählt worden. Wenn da täglich Polizeiautos und Leute in Uniform zu sehen sind, wird man unweigerlich an die alte Grenze erinnert. Diese konnten wir vor 10 Jahren Gott sei Dank weg räumen, doch jetzt ist sie indirekt wieder zurückgekehrt. Schade. „Der Vinschger“: Wie geht es mit der seinerzeit beschlagnahmten Stein-Abbaustelle oberhalb der Zufahrt zum Tendreshof in Reschen weiter? Albrecht Plangger: In dieser Sache habe ich im Vorjahr „gesündigt“ und das auch zugegeben. Im Nachhinein betrachtet hätte die ich Genehmigung natürlich rechtzeitig erteilen müssen. Mittlerweile haben wir ein Sanierungsprojekt zur Sicherung der Straße eingereicht. Wir werden dieses Projekt auch durchführen und vor Ort wieder alles in Ordnung bringen. Unser Bestreben, dem Tendres-Hof weiterhin einen direkten Anschluss zum Dorf zu gewähren, bleibt aufrecht. Interview: Sepp Laner
Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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