Rückschlag in Sulden
Rekurs gegen Pendelbahn Langenstein-Hintergratkopf
Im Februar 2018 hatte die Landesregierung den ergänzenden Eingriff in der Skizone Sulden (Pendelbahn auf das Hintergratjoch und Skipiste) genehmigt. Nun wurde gegen diesen Beschluss Rekurs eingebracht; Grafik: Landesamt für Landesplanung
Richard Theiner (links) und Hartwig Tschenett bei der Eröffnung der Rosim-Bahn. Die Errichtung derselben wurde als vorletzter Schritt in Richtung „Ortler Ronda“ bezeichnet.

Kalt erwischt

Eingabe gegen Aufstiegsanlage.

Publiziert in 15 / 2018 - Erschienen am 24. April 2018

Sulden - Kalt erwischt hat es am 16. April die Seilbahnen Sulden GmbH, die Gemeinde Stilfs, das Land, den Nationalpark und auch die Provinz Trient und die Region Lombardei. In ihren zertifizierten E-Mail-Postfächern wurden sie darüber informiert, dass beim Verwaltungsgericht Bozen ein Rekurs eingebracht worden ist. Rekurriert wird gegen den Beschluss, mit dem die Landesregierung am 6. Februar 2018 einen ergänzenden Eingriff in der Skizone Sulden für die Vervollständigung des Projektes „Ortler Ronda“ genehmigt hat, sowie auch gegen den Beschluss, mit dem sich der Gemeinderat von Stilfs im Juli 2016 für das Vorhaben ausgesprochen hatte.

Lange Liste von Rekursstellern

Die Liste der Rekurssteller, die die Annullierung der genannten Beschlüsse fordern, ist lang: Mountain Wilderness Italia, WWF Italia, FAI, Touring Club Italia, CAI Lombardei, CAI Südtirol, Alpenverein Südtirol, Legambiente, LIPU, Dachverband für Natur- und Umweltschutz, Italia Nostra und Federazione Nazionle Pro Natura. Wie berichtet (der Vinschger Nr. 5/2018) soll der nun beanstandete ergänzende Eingriff das Projekt „Ortler Ronda“ vervollständigen. Mit diesem Projekt möchte die „Seilbahnen Sulden GmbH“ eine skitechnische Verbindung zwischen den einzelnen Gebieten Madritsch, Kanzel und Langenstein erreichen und hatte dazu den Bau einer Aufstiegsanlage, ausgehend von der Bergstation Langenstein auf den Hintergratkopf, vorgeschlagen, sowie die Errichtung einer Skipiste, die an die gegenwärtige Talabfahrt „Madritschjoch II“ anknüpft.

Wie geht es jetzt weiter?

Bürgermeister Hartwig Tschenett gab sich in einer ersten Stellungnahme überrascht und enttäuscht: „Wir werden uns sofort mit Landesrat Richard Theiner und den zuständigen Ämtern in Verbindung setzen, um auszuloten, welches jetzt die beste Vorgangsweise ist. Sicher ist, dass wir für die Umsetzung des Vorhabens kämpfen werden.“ Auch Theiner steht nach wie vor voll hinter dem Vorhaben: „Wir werden den Rekurs jetzt vom Rechtsamt des Landes überprüfen lassen und im Anschluss daran über die weiteren Schritte entscheiden.“ Der Rekurs umfasst rund 50 Seiten. Neben Argumenten bezüglich Umwelt- und Naturschutz wird laut Tschenett vor allem beanstandet, dass das Vorhaben zwar in einer im Nationalparkplan als „D2“ ausgewiesenen Zone umgesetzt werden soll, dass diese Zonierung aber nur vom ehemaligen Südtiroler Führungsausschuss genehmigt worden sei und nicht vom Führungsgremium des gesamten Nationalparks. Diese Vorhaltung ist laut Tschenett auch der Grund dafür, warum auch gegen die Provinz Trient und die Region Lombardei rekurriert wird. Richard Theiner hatte im Anschluss an den Landesregierungsbeschluss vom 6. Februar erklärt, dass das Vorhaben, bestehend aus einer Pendelbahn und einer Skipiste, darauf abziele, „die Verbindung zwischen den einzelnen Skipisten und Aufstiegsanlagen wesentlich zu verbessern.“ Das Projekt überzeuge sowohl unter skitechnischen als auch unter sozioökonomischen Gesichtspunkten, denn es könne dem lokalen Tourismus neue Impulse geben. Einwände oder negative Stellungnahmen gegen das Projekt waren bis dahin nicht eingegangen. Ganz unumstritten ist das Vorhaben allerdings nicht, auch nicht in Sulden. Der Umweltbeirat hatte das Vorhaben im November 2017 mit Auflagen positiv begutachtet. Auch das Vorgutachten des Landesamtes für den Nationalpark (Jänner 2018) war positiv ausgefallen. Die Landesregierung hatte zudem festgelegt, dass auf Projektebene auch die Auflagen berücksichtigt werden müssen, die das Landesamt für Wildbach- und Lawinenverbauung West im September 2017 in einem Gutachten aufgelistet hatte. Wie im Landesregierungsbeschluss außerdem festgehalten wurde, sollen mit dem Projekt „Ortler Ronda“ die Weichen für eine Verkehrsberuhigung des Dorfes Sulden gestellt werden. Die Seilbahnen Sulden GmbH hatte sich verpflichtet, einen partizipativen Prozess in die Wege zu leiten, der innerhalb 2020 zur Entwicklung eines Mobilitätsplans für Sulden führen sollte. Der Termin für das erste Treffen mit Vertretern der Gemeinde, der Liftgesellschaft, der Bevölkerung, des Nationalparks und der Landesabteilung Mobilität war schon vor etlichen Wochen für den 18. April festgesetzt worden. Die Nachricht vom Rekurs erreichte die Beklagten 2 Tage vorher. Das Treffen fand zwar statt, und auch Werner Netzer (im Bild), der Eigentümer der Aufstiegsanlagen in Sulden und Trafoi, war nach Sulden gekommen, doch die Zusammenkunft dauerte laut Tschenett verständlicherweise nicht lange. Der Stilfser Bürgermeister, und nicht nur er, befürchtet, dass es jetzt mit der Umsetzung des Vorhabens zu mitunter langen Verzögerungen kommen könnte.

Josef Laner
Josef Laner

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