„Karl Tinzl 1888-1964“
Publiziert in 5 / 2009 - Erschienen am 11. Februar 2009
Laas – Die Autorin Annuska Trompedeller stellte am 16. Januar im Gasthof Krone in Laas das Buch „Karl Tinzl (1888-1964) - Eine politische Biografie“ (StudienVerlag) vor. Einleitende Worte sprach Sohn Georg vor den sehr zahlreich erschienenen Freunden und Verwandten der Familie Tinzl. Ausführlich ging die Autorin sodann auf den Inhalt des 350 Seiten umfassenden Buches ein. Karl Tinzl, geboren am 4. Oktober 1888 in Schlanders, studierte Rechtswissenschaften in Innsbruck, wo er am 14. Mai 1912 promovierte. Sein Vater Josef Tinzl war zu dieser Zeit einer der wenigen Personen, die eine Rechtskanzlei betreiben durften. Karl musste von 1915-1918 zum Kriegdienst an die sogenannte Dolomitenfront. Er kehrte nach Schlanders zurück, um die Kanzlei seines Vaters zu übernehmen. Seine politische Tätigkeit beginnt eigentlich mit der „Teilung Tirols“. Dank seiner juridischen Kompetenzen ist er 1919 Teilnehmer an den Verhandlungen bezüglich der Südtirol-Autonomie. 1921 geht er als Abgeordneter nach Rom und versucht dort in zwei Amtszeiten, gegen die faschistische Entnationalisierungspolitik vorzugehen. Zurückgekehrt nach Südtirol nähert er sich in den Dreißigerjahren an den „Völkischen Kampfring Südtirols“ an, „optiert“ für Deutschland und kollaboriert schließlich offen mit den Nationalsozialisten, als er 1943 das Amt des kommissarischen Präfekten von Bozen in der „Operationszone Alpenvorland“ übernimmt. Seine Amtsführung ist gemäßigt, erscheint beinahe makellos, was nach 1945 auch die Italiener anerkennen müssen. Dennoch verweigern sie ihm bis 1953 die italienische Staatsbürgerschaft.
Tinzl bleibt weiter politisch aktiv und ist Gründungsmitglied der Südtiroler Volkspartei. Guten Kontakt pflegt er auch zu Kanonikus Michael Gamper und zu Erich Amon, beide wissen, was Tinzl zu leisten vermag. Mit einer enormen Anzahl an Vorzugsstimmen wird er 1953 wieder als Abgeordneter nach Rom entsandt und bleibt bis wenige Monate vor seinem Tod 1964 politisch tätig.
Der von ihm 1958 ausgearbeitete Autonomieentwurf war eigentlich die Grundlage für das spätere „Südtirol Paket“. Karl Tinzl gilt als führende Persönlichkeit in der Südtiroler Zeitgeschichte.

Manni Strimmer