Stillstand
Mit dem Rücken zur Wand
Den Tourismus und die Gastronomie trifft die Corona-Krise besonders hart.
HGV-Gebietsobmann Karl Pfitscher

„Katastrophe für alle“

Karl Pfitscher: Tourismus und Gastgewerbe sind besonders hart betroffen

Publiziert in 12/13 / 2020 - Erschienen am 7. April 2020

Vinschgau - „Es ist eine Katastrophe für alle. Aber unseren Bereich hat es momentan wohl am härtesten getroffen“, bringt es Karl Pfitscher, der Gebietsobmann des Hoteliers- und Gastwirteverbands (HGV) im Vinschgau, auf den Punkt. Für Tourismus und Gastgewerbe sei die derzeitige Situation fatal. Bereits Anfang März war im Tourismus Stillstand angesagt. „Uns hat es als erste getroffen und wir werden auch die letzten sein, die irgendwann wieder öffnen dürfen“, sagt Pfitscher, seines Zeichens auch Präsident des Tourismusvereins Schlanders-Laas. Es werde noch Monate dauern, bis wieder so etwas wie Normalzustand in Südtirol herrsche. Pfitscher betont aber auch: „Die momentanen Maßnahmen gehen in Ordnung. Wir müssen das Virus bekämpfen. Ich denke, Südtirol macht da schon vieles richtig. Die Menschen halten sich an die Regeln und bleiben daheim“. Er hoffe, dass die Coronavirus-Krise bald vorbeigeht. „Man muss optimistisch bleiben.“

Auf Einheimische setzen 

Derzeit hoffen die Vinschger Touristiker auf die Sommersaison. Zumindest hoffe man, bis dahin die Betriebe wieder öffnen zu können. „Aber auch wenn wir öffnen können, wird es problematisch. Ich glaube nicht, dass die Hauptzielgruppen aus dem deutschsprachigen bzw. aus dem italienischen Raum heuer im Sommer zahlreich nach Südtirol kommen können“, befürchtet Pfitscher. Die Coronavirus-Krise werde auch in den nächsten Monaten so oder so noch massive Auswirkungen haben. „Über den Sommer muss man sich schon jetzt Gedanken machen“, so der HGV-Gebietsobmann. Man müsse versuchen, vor allem auf die Südtiroler zu setzen. „Man muss schauen, die einheimischen Gäste zu bekommen.“ In den kommenden Monaten dürfte das Reisen noch kompliziert sein. Aber auch hierzulande dürfte bei vielen Menschen das Geld für einen Urlaub fehlen, so Pfitscher. Die Krise treffe so gut wie alle Sparten mit voller Wucht, vom Handel bis zum Handwerk: „Die Voraussetzungen sind nicht ideal, aber wir müssen das Beste draus machen.“

„Einige werden es wohl nicht schaffen“

Viele kleine Betriebe, insbesondere Bars und Restaurants, aber auch Hotels, könnten sich schwer tun. „Einige werden es wohl nicht schaffen. Das Ostergeschäft und die Frühjahrssaison fallen komplett aus und auch in den nächsten Monaten ist kaum schnelle Besserung in Sicht. Spesen und Verbindlichkeiten sind derzeit natürlich trotzdem da. Ohne größere Unterstützung seitens des Landes wird es schwierig. Darlehen sind schön und gut, aber auch die muss man irgendwann zurückzahlen“, so Pfitscher.

Mitarbeiter möglichst halten

Auch für die Mitarbeiter im Gastgewerbe sei es derzeit eine mehr als schwierige Situation. Momentan sei es so, dass ein Großteil der Angestellten den Urlaub abbaut bzw. die Sonderlohnausgleichskasse eingreife. „Die Sonderlohnausgleichskasse kann man aber nur neun Wochen lang in Anspruch nehmen“, präzisiert Pfitscher. Viele Saisonarbeiter könnten außerdem Arbeitslosengeld beantragen, aber auch dies sei auf Dauer nicht sinnvoll und nicht möglich. „Die meisten Betriebe versuchen ihre Mitarbeiter derzeit zu halten. Denn wenn es dann plötzlich wieder losgehen würde, dann steht man da“, erklärt Pfitscher, der als Seniorchef des „Schwarzen Adlers“ in Schlanders selbst Gastwirt mit Leib und Seele ist.

Bei null anfangen

Hört man sich bei Vinschger Touristikern und Lokalbetreibern um, dann merkt man: Die Zukunft steht hier noch in den Sternen. „Die Unsicherheit ist groß“, betont auch Pfitscher. Man müsse, wenn es wieder losgeht, sozusagen bei null anfangen. Die Landesregierung arbeite derzeit jedoch gut. „Landeshauptmann Arno Kompatscher und Tourismus-Landesrat Arnold Schuler und natürlich auch die weiteren Landesräte und ihre Teams machen ihre Arbeit ordentlich“, lobt Pfitscher. Die Maßnahmen seien momentan die richtigen. Insbesondere das Marketing- und Strategiepaket, das über den Südtiroler Wirtschaftsdienstleister IDM laufen soll, sei hervorzuheben. Rund 35 Millionen Euro sollen dabei in die Ankurbelung des Standorts Südtirol fließen und der Marketingstrategie dienen. „Das ist wichtig, wir müssen unser Gebiet wieder massiv bewerben, sobald die Krise ausgestanden ist“, betont Pfitscher. 

Massive Verluste für Skigebiete 

Bei den Skigebieten sei zu hoffen, dass diese mit der kommenden Wintersaison wieder voll durchstarten können. Die Schließung Anfang März habe zu massiven Verlusten geführt. „Bis Winter herrscht hoffentlich wieder Normalzustand“, blickt Pfitscher voraus. Er und alle anderen hoffen, dass spätestens die Wintersaison auch im Tourismus wieder gut anlaufe. „Es ist derzeit alles schwierig, aber wir müssen weiter nach vorne schauen“, so Pfitscher.

Michael Andres
Michael Andres
Vinschger Sonderausgabe

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