Wasser-News am Nörderberg

Kooperation bringt der Gemeinde zusätzliches Trinkwasser

Publiziert in 14 / 2011 - Erschienen am 13. April 2011
Naturns - Das Bodenverbesserungskonsortium „Naturnser Nörderberg“ ist dabei, die gesamte Beregnungsanlage am Nörderberg neu zu strukturieren, angefangen von den Leitungen bis hin zum Bau eines großen Speicherbeckens. Das Problem an der Sache ist die Finanzierung. Das Land würde zwar 75% der errechneten Kosten im Ausmaß von 1.581.000 Euro mit Förderungsbeiträgen abdecken, jedoch auch der verbleibende Restbetrag von 395.000 Euro bereitet den Bergbauern einiges Kopfzerbrechen, bestenfalls könnten sie 10%, also rund 160.000 Euro selber aufbringen. Bliebe also noch ein Restbetrag von 235.000 Euro offen. von Oskar Telfser Deshalb hat der Obmann des Bodenkonsortiums Johann Mitterhofer bei der Gemeinde Naturns zwecks Unterstützung angeklopft und als Gegenleistung eine Kooperation angeboten. Ganz nach dem Motto: „Wenn schon, denn schon“ packte die Gemeindeverwaltung die Gelegenheit beim Schopf und schnürte ein Gesamtpaket inklusive der Abwasserentsorgung auf dem Nörderberg. Diesbezüglich besteht aufgrund des vom Land vorgebenen Termins ja Handlungsbedarf. Sollte keine Kanalisierung vorhanden sein oder gebaut werden, müssten die Bauern sogenannte Kleinkläranlagen errichten. Bei der jüngsten Gemeinderatssitzung erläuterte Bürgermeister Andreas Heidegger die Inhalte dieses Kooperationsangebotes. Als Ausgleich für die finanzielle Unterstützung an das Bodenverbesserungskonsortium könnte die Gemeinde die beiden bestehenden Trinkwasserleitungen nutzen - die eine von der „Zetnalpquell“ bis ­Partscheilberg, die andere von den „Kuchl­quellen“ bis Schwarzplatz - und aus diesen beiden Quellen insgesamt 2,5 sek/l für die eigene Trinkwasserversorgung ableiten. Zusätzlich wären die Bauern bereit, jeweils von Oktober bis April (wo ja kaum beregnet wird) zusätzlich 3 sek/l. der Gemeinde zur Verfügung zu stellen. „Diese zusätzliche Wassermenge ist für uns im Frühjahr und zu Ostern sehr wichtig, weil die gemeindeeigenen Trinkwasserquellen, die ‚Schleidertalquellen’, zu dieser Jahreszeit noch nicht die normale Wasserschüttung bringen“ betonte Heidegger. Durch die ersten Gartenbewässerungen oder das Füllen der Schwimmbäder komme es immer wieder zu Versorgungsengpässen, sodass man dann sogar den „Ziggl“ reaktivieren müsse. „Praktisch würden wir uns um ca. 230.000 Euro einkaufen, könnten über eine konstante Trinkwassermenge von 2,5 sek/l bzw. 5,5 sek/l verfügen, zudem profitieren wir von den bereits bestehenden Trinkwasserleitungen, Quellfassungen und Speicherbecken, gleichzeitig würden uns die Bergbauern auch noch die Löschwasserleitungen bauen“, so Heidegger. Neben der Trinkwasserleitung würde die Gemeinde laut eigenem Projekt dann auch die Kanalisierung ins Tal bauen und ein Teilstück der Beregnung, in einem Graben würden somit teilweise drei Leitungen verlegt. Für den Hauptsammler gewährt das Land einen Beitrag von 90%, der Restbetrag (für den Bau der Trinkwasserleitung, Entschädigung an das Konsortium, für die Löschwasserversorgung und Weißwasserleitung) von rund 780.000 Euro würde über ein Darlehen zu 2,5% aus dem Rotationsfonds ­finanziert. Das würde den Schuldenberg zwar erhöhen, de facto zahle die Gemeinde Naturns jedoch nur 390.000 Euro auf 20 Jahre zurück, das ergibt eine Jahresrate von 19.500 Euro. Doch auch diese Summe dürfte kaum zu Buche schlagen. Rund 6.000 Euro erspare man sich möglicherweise beim Strom (Ziggl) und 10.000 bis 15.000 Euro durch den Wegfall der Kleinkläranlagen. „Vor allem was die Abwässer betrifft, ist es einfach feiner, wenn ich diese mittels Leitungen entsorgen kann“, präzisierte Heidegger dem „Vinschger“ gegenüber. Und unterstrich sogleich auch die Sinnhaftigkeit und Vorteile: „Wenn man ‚nur’ die Trinkwasserleitung oder Abwasserleitung ins Tal herunterbauen würde, müsste man sich das schon gut überlegen. Durch die Zusammenführung von mehreren Faktoren wird das gesamte Paket aus wirtschaftlicher und ökologischer Sicht interessant. Die Gemeinde kommt zu einem relativ guten und gesunden Trinkwasser, mit 2,5 sek/l kann man immerhin 312 Familien versorgen. Wenn wir als öffentliche Hand keinen Nachteil haben, warum soll man indirekt nicht auch ein Berggebiet unterstützen, das wirtschaftlich nicht weiß Gott wie gut dasteht. Für unsere Kulturlandschaft ist es auch wichtig, dass die Leute oben bleiben.“ Einige Berg- und auch Talbauern meldeten zunächst ihre Bedenken an, Wasser weglassen will halt niemand gerne. Franz Gritsch (UfS) äußerte bei der Ratssitzung die Befürchtung, dass nun von oben weniger Wasser herunterkomme. „Bei den ‚Kuchlquellen’ haben wir Farbproben gemacht und festgestellt, dass die Talbauern durch die geplante Ableitung keine Einschränkungen zu befürchten hätten, eher nehme man den Bergbauern - bei den Quellen - das Wasser weg“, betonte der Bürgermeister. Ähnliche Bedenken äußerte auch Hans Pöll. Die Grundsatzentscheidung wurde mit 14 Jastimmen und 6 Stimmenthaltungen gutgeheißen. Erster Schritt zum ­neuen Naturparkhaus Die Standortfrage ist entschieden, das neue Naturparkhaus in Naturns wird auf dem Areal der ehemaligen Tankstelle gebaut. Zur Entscheidungsfindung über den neuen Standort hatte der Naturnser Gemeinderat eine eigene Arbeitsgruppe eingesetzt. Bis zum Schluss standen zwei Standorte zur Auswahl: das Areal Ex-Tankstelle und der Parkplatz Rathaus. Zuerst gab es Für und Wider, einzelne Kaufleute tendierten zwecks weiterer Aufwertung des Zentrums eher zum Rathausparkplatz. Die Arbeitsgruppe hat sich dann doch für den Standort Ex-Tankstelle ausgesprochen, weil das einfach der bessere Standort sei und weil das Naturparkhaus mit seiner Umwelt spiegelnden Funktion und Aufgabe dort besser hineinpasst. Zudem ­könne man kann dort auch das Umfeld besser miteinbeziehen. Auch der Leiter des Naturparkhauses, Franz Müller, und der Planungs­experte Arnold Gapp haben sich in der Arbeitsgruppe für diesen Standort ausgesprochen, weil man dort ein Gebäude errichten könne, das nach außen eine bestimmte Ausstrahlung habe und dieses viel ­attraktiver und themenbezogener gestalten könne. Zudem biete dort der Außenbereich mehr Gestaltungs- und Entfaltungsmöglichkeiten. Irgendwie kam die Gemeinde in dieser Angelegenheit unter Zugszwang. Es hatte sich herausgestellt, dass auch die Gemeinde Moos in Passeier einen Antrag um den Bau dieses neuen Naturparkhauses gestellt habe. „Mittlerweile habe ich das Schreiben von Landesrat Michl Laimer in der Hand, aus dem hervorgeht, dass am Standort Naturns nicht gerüttelt wird, aber wir müssen mittelfristig dem Land auch den Zeitplan für den Neubau übermitteln, weil das bestehende Haus inzwischen in die Jahre gekommen ist,“ berichtete Heidegger dem „Vinschger“. Jetzt ist der Standort klar, nun sind Taten gefragt. Die Gemeindeverwaltung hat die Absicht, für das neue Naturparkhaus weitere Synergien mit anderen Themen zu suchen, es kann die Wildbachverbauung sein, der Meraner Höhenweg oder die Berglandwirtschaft, sodass man ein erweitertes Angebot hat und unter Umständen zu zusätzlichen Finanzierungsmöglichkeiten kommt. Heidegger: „Für Naturns wäre dieses Vorhaben eine Aufwertung des westlichen Teiles des Dorfes und würde die dortige Einfallssituation in das Dorf positiv prägen. Es wäre somit eine weitere Visitenkarte für Naturns.“ Auf die Bedeutung des Naturparkhauses angesprochen, antwortete Heidegger: „Das ist eine wunderbare Ergänzung zu den vielen bedeutenden Strukturen, die wir schon haben und eine große Aufwertung für den Sonnenberg. Wir sind zwar im westlichen Teil des Naturparks Texelgruppe, trotzdem liegen wir einigermaßen zentral. Wenn man heute Wanderungen in den Naturpark unternimmt, kann man auch im Zusammenhang mit der Seilbahn Unterstell viele Einstiegsmöglichkeiten auswählen. Uns würde diese Struktur auch im Hinblick auf den Tourismusstandort Naturns sehr gut zu Gesicht stehen.“ Das neue Naturparkhaus sollte laut Heidegger keinesfalls nur eine Schlechtwetter-Alternative für die Gäste darstellen, sondern auch die gesamte Thematik des Naturparks offensiv präsentieren: „Naturparkthemen geben einem Dorf immer einen sympathischen Anstrich. Beim Wort Naturpark oder Naturschutzgebiet denkt man fast automatisch auch an einen größeren Erholungswert.“ Nach den seit 2006 andauernden Bodenuntersuchungen und ­speziellen Behandlungen wird das gesamte Erdreich des neuen Standortes im Oktober vom Tankstellenbesitzer bis auf 6 m Tiefe ausgehoben und ausgetauscht. Ein Baubeginn kann noch nicht verlässlich genannt werden.
Oskar Telfser
Oskar Telfser
Vinschger Sonderausgabe

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