„Krebsfälle häufen sich und die Patienten werden immer jünger“
Publiziert in 6 / 2016 - Erschienen am 17. Februar 2016
Der Bezirk Vinschgau der Südtiroler Krebshilfe bietet Betroff enen und Angehörigen vielseitige Hilfen an.
SCHLANDERS - „Ich trau mich! Ich trau mich, ehrlich zu mir selbst zu sein! Ich trau mich, anderen Menschen zu begegnen! Ich trau mich, meine Gefühle zu zeigen! Ich trau mich, meine Fragen Auszusprechen! Ich trau mich, ich zu sein, so wie ich bin, was ich gerade fühle, was mir gerade begegnet und was mich bewegt!“ Zu lesen sind diese Sätze an der Tür zu geschützten Räumen am Sitz des Bezirks Vinschgau der Südtiroler Krebshilfe in der Krankenhausstraße Nr. 13 in Schlanders. In diesen Räumen wird Krebspatientinnen und Krebspatienten aus dem Vinschgau sowie auch deren Angehörigen die Möglichkeit geboten, sich ungezwungen auszutauschen, Erfahrungen zu teilen sowie über Probleme und Sorgen zu sprechen. Außerdem können sich Betroff ene zu Schreiboder Maltherapien
zurückziehen oder einfach nur innehalten, schweigend verweilen und der Seele und dem Leib einen Moment Auszeit schenken, wie es an der Eingangstür weiter heißt. Zusätzlich zu den geeigneten Räumen bietet die Südtiroler Krebshilfe, Bezirk Vinschgau, eine ganze Palette von Hilfestellungen und Unterstützungen für Betroffene und Angehörige an. „Wir bemühen uns auch um Aufklärungsarbeit in Form von Vorträgen und organisieren Initiativen zur Vorbeugung von Krebs“, sagt die Bezirksvorsitzende Helga Schönthaler Wielander. Die Diagnose Krebs trifft die Betroffenen und Angehörigen zumeist wie ein Blitz aus heiterem Himmel: auf einen Schlag ist nichts mehr so wie früher. Für die Betroff enen, ihre Familie und die Angehörigen bricht die Welt zusammen. Um krebskranken Menschen in solchen Situationen zu helfen, wurde 1981 von betroff enen Frauen und Männern die Südtiroler Krebshilfe gegründet. Es handelt sich um eine ehrenamtlich tätige Vereinigung mit 6 Bezirksstellen und dem Zentralsitz in Bozen. Einer der Schwerpunkte der Südtiroler Krebshilfe ist es, für die Krebspatienten bestmögliche Bedingungen in der Vorsorge, Therapie und Nachsorge zu schaffen, denn die Patienten haben ein Anrecht auf eine optimale soziale, gesundheitliche, psychologische und finanzielle Unterstützung. Zusätzlich dazu brauchen Betroffene sowie auch deren Angehörige oft auch Information und Beratung. Wichtige Anlaufstelle: Auch der Bezirkssitz in Schlanders ist für viele Betroffene und Angehörige zu einer willkommenen Anlaufstelle geworden. Früher wurde die gesamte Arbeit ehrenamtlich verrichtet. Seit 2009 arbeitet Margit Stecher in Teilzeit als Sekretärin im Bezirksbüro. Dieses ist übrigens am Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von jeweils 8 bis 12 Uhr geöffnet sowie am Mittwoch von 14 bis 18 Uhr (Krankenhaus straße 13 in Schlanders; Telefon +39 0473 62 17 21; Fax +39 0473 42 02 57; Email: vinschgau@krebshilfe.it). An Arbeit fehlt es nicht. Laut der Bezirksvorsitzenden ist leider festzustellen, dass sich die Krebsfälle häufen und dass die Patienten zunehmend jünger werden: „Wir haben immer häufiger Fälle von Menschen, die zum Beispiel mit 30, 40 oder 50 Jahren an Krebs erkranken.“ Es seien zunehmend Menschen betroffen, die mitten im Berufsleben stehen. Das führe nicht selten zu zusätzlichen Problemen: „Wenn zum Beispiel ein junger Ehemann als einziger Erwerbstätiger in der Familie an Krebs erkrankt, kann die Familie rasch in Geldnot geraten.“ Zumal Krebspatienten während der Phase der Chemotherapie oder der Bestrahlung oft daheim bleiben, braucht es dort eine Begleitperson. Diese Rolle übernimmt nicht selten der oder die Partnerin. Und nicht wenige Begleitpersonen, die früher einer Arbeit nachgingen, sehen sich gezwungen, diese zumindest vorübergehend aufzugeben oder um eine Teilzeitbeschäftigung anzusuchen. Es gibt viele Situationen, in denen Familien auf unterschiedlichste Weise schlichtweg überfordert sind. Manchmal kommt es auch zu Ehekrisen oder gar Scheidungen. „Lücke im Arbeitsrecht“ Besonders schlimm kann es für Betroffene werden, die z.B. als Saisonkräfte im Gastgewerbe beschäftigt sind, „denn sie haben nur für eine bestimmte Zeit ein Anrecht auf das Arbeitslosengeld.“ Für solche und ähnliche Fälle sollten die arbeitsrechtlichen Bedingungen verbessert werden: „Es muss eine finanzielle Absicherung während der Phase der Therapie und Genesung in einem bestimmten Ausmaß garantiert werden.“ Mehr als verständlich sei, dass Betroffene unmittelbar nach der Diagnose Krebs zunächst natürlich an alles andere denken als an Geld oder Einkommen. Finanzielle Soforthilfen In begründeten Einzelsituationen kann die Südtiroler Krebshilfe auch mit finanziellen Soforthilfen eingreifen. Allerdings nur bis zu einem bestimmten Betrag. Wird dieser überschritten, wendet man sich an die Organisation „Südtirol hilft“. Die Palette anderer Hilfestellungen für krebskranke Menschen oder deren Angehörige ist lang. So werden zum Beispiel am Bezirkssitz in Schlanders Ansuchen für ärztliche Verschreibungen der Brustprothesen erstellt. Weiters stehen im Bezirkssitz Perücken zum Ausleihen bereit. Neuankäufe von Perücken werden mit 300 Euro bezuschusst. Zu den weiteren Angeboten gehören: psychologische Betreuung von Krebspatienten und Angehörigen, Meer, Seeund Bergaufenthalte für selbstständige Tumorpatienten in Zusammenarbeit mit der Zentrale in Bozen, Hilfsfonds für Kinder krebskranker Eltern, einmalige Rechtsberatungen und Fahrtspesenzuschüsse. Weitere Angebote sind manuelle Lymphdrainage und individuelle Heilgymnastik im Sprengel von Schlanders (Montag und Mittwoch) und in Prad (Donnerstag). Hierfür braucht es Verschreibungen des Facharztes (Vormerkung unter Tel. 0473 736625). Breit gefächertes Veranstaltungsprogramm Auch mit einer Reihe von Vorträgen und anderweitigen Veranstaltungen wartet der Bezirk Schlanders der Südtiroler Krebshilfe im heurigen Jahr auf. Man möchte ganz bewusst auch die Bevölkerung der Seitentäler und entlegeneren Dörfer erreichen. Am 18. Februar referiert Oreste Pieramico, Primar am Krankenhaus Schlanders, im „Widumstadele“ in Unser Frau in Schnals zum Thema „Kann man Darmkrebs vermeiden, heilen?“. Am 24. Februar hält Traudl Schwienbacher, die Gründerin der Winterschule in Ulten, im Rahmen der Schlanderser Gesundheitstage um 19.30 Uhr in der Aula Magna der Fachoberschule für Wirtschaft in Schlanders einen Vortrag zum Thema „Die 4 Jahreszeiten als 4 Lebenszeiten – mit der Natur gesund leben“. Ein gesunder Lebensstil und vor allem viel Bewegung sind laut der Bezirksvorsitzenden als Vorbeugemaßnahmen gegen Krebserkrankungen von besonderer Bedeutung. Für den 27. Februar ist ein Kochkurs zum Thema „Gesunde Ernährung“ in Allitz geplant. Wie man gegen Hautkrebs vorbeugen kann, wird Pierfrancesco Zampieri, Primar der Dermatologie am Krankenhaus Meran, am 2. März um 19.30 Uhr im Ratssaal in Kastelbell im Rahmen der dortigen Gesundheitstage erläutern. Zum weiteren Jahresprogramm gehören Ausflüge, Feste, Aktionen wie „Eine Rose für das Leben“, Wassergymnastik in Schlanders und in Mals, Bewegungstherapie in Göflan, Turnen in Glurs, Treffpunkt Handarbeit am Sitz der Krebshilfe in Schlanders, Rückenübungen in Schlanders. Nähere Infos dazu gibt es am Sitz in Schlanders. Um die Tätigkeiten der Südtiroler Krebshilfe vorzustellen, nutzt der Bezirk Vinschgau seit einiger Zeit auch größere Versammlungen (z.B. der Bäuerinnen oder des KVW) sowie größere Veranstaltungen als Plattformen. Im Bezirksausschuss arbeiten neben der Vorsitzenden, die den Bezirk übrigens auch im Zentralvorstand vertritt, noch folgende Personen mit: Margareth Telser Kurz (Stellvertreterin der Bezirksvorsitzenden, Tschengls), Margareth Zwick Steck (Schlanders), Elisabeth Platzgummer Heel (Latsch), Rebekka Wallnöfer (Laas), Katharina Pichler Donà (Kastelbell), Bernhard Staffler (Laas), Heinrich Stecher (Schlanders) und Joachim Stecher (St. Valentin a.d.H.). Spenden für Betroffene und Forschung Die Südtiroler Krebshilfe finanziert ihre Tätigkeiten aus Beiträgen der öffentlichen Hand, Mitgliederbeiträgen und Spenden. Die Geldmittel kommen betroffenen Menschen im Vinschgau bzw. in Südtirol zugute. Mit einem kleinen Teil wird die Krebsforschung unterstützt. Die Südtiroler Krebshilfe sammelt weder telefonisch Spenden, noch geht sie von Tür zu Tür, wie das andere gesamtstaatliche Organisationen handhaben. Landesweit zählt die Südtiroler Krebshilfe derzeit insgesamt ca. 9.400 Mitglieder. Bei den Mitgliedern handelt es sich vorwiegend um Menschen, die an Krebs erkrankt sind. Mit 10 Euro pro Jahr können Mitglieder alle Vorteile in Anspruch nehmen, wie sie die Mitgliedschaft vorsieht. Außerdem unterstützen zahlreiche fördernde Mitglieder die Tätigkeiten der Südtiroler Krebshilfe, indem sie ebenso 10 Euro Beitrag pro Jahr zahlen. Spenden für den Bezirk Vinschgau der Südtiroler Krebshilfe können übrigens bei einem Spendenkonto der Raiffeisenkasse Schlanders eingezahlt werden (IT 40 Q 08244 58920 000300225002). Außerdem besteht auch heuer wieder die Möglichkeit, 5 Promille der eigenen Einkommenssteuer über die SteuerErklärung an die Südtiroler Krebshilfe zu spenden. Im Steuervordruck ist die Steuernummer der Krebshilfe anzuführen (940 043 602 13). SEPP

Josef Laner