Marienberg blickt in die Zukunft
Im ehemaligen Wirtschaftsgebäude (im Bild) entsteht das Museum des Klosters Marienberg

Kultur mit Zukunft für das Kloster Marienberg

Publiziert in 4 / 2006 - Erschienen am 22. Februar 2006
900 Jahre alt ist das Benediktinerkloster Marienberg oberhalb Burgeis. Es hat im Laufe der Geschichte sehr segensreich für das Land gewirkt, sei es im Bereich der Feier des Gotteslobes im Sinne des Hl. Benedikts, sei es im Bereich der Schule und der Seelsorge, sowohl in eigenen als auch in umliegenden Pfarreien. Das Kloster birgt in seinen Mauern bedeutende Kulturgüter, die es trotz mancherlei Plünderungen über die Jahrhunderte für die Gegenwart aufbewahrte. Durch die Neustrukturierung der Gebäude möchte das Kloster diese Kulturgüter der Öffentlichkeit soweit als möglich zugänglich machen. „Der Vinschger“ hat Abt Bruno Trauner nach den Zukunftsplänen des Klosters befragt. Abt Bruno Trauner ist bereits seit 20 Jahren Abt im Kloster Marienberg. „Viel hat sich gewandelt in dieser Zeit, wenn ich von hier oben in das Tal schaue. Die Dörfer haben sich vergrößert, Straßen sind ausgebaut, Sportstätten sind errichtet worden.“ Diesen Fortschritt brauche es. Dennoch sei das nur ein materieller Fortschritt, der wichtig und durchaus erfreulich sei. Es bestehe jedoch die Gefahr, dass dabei der spirituelle Aspekt auf der Strecke bleibe. „Dies ist eben nicht in erster Linie Aufgabe der Politiker und der Wirtschaft, sondern hier fühlt sich das Kloster angesprochen, einen eigenen Beitrag zu leisten. Zu diesem Zweck möchte das im Bau befindliche Projekt dienen“, erklärt Abt Bruno. Am 16. Februar hat er seinen 69. Geburtstag gefeiert, zum 70. im nächsten Jahr freut er sich, wenn das im August 2004 begonnene Projekt zum Teil abgeschlossen werden kann. Ein Museum entsteht im Wirtschaftsgebäude Dem Kloster gegenüber steht das ehemalige Wirtschaftsgebäude. Dort waren bis vor wenigen Jahrzehnten der Schweinestall, die Holzablage, die Schreinerei, die Mühle und die Bäckerei im Erdgeschoss untergebracht. Im Obergeschoss waren leere Räume, „Rumpelkammern“ vorhanden sowie eine Schusterwerkstatt und eine Buchbinderei. Seit etwa 30 Jahren steht das Leben in jenem Teil des Klosters still. „Grund hierfür ist der fehlende Nachwuchs während der letzten Jahrzehnte. Außerdem sind die Einrichtungen längst überholt“, erklärt Abt Bruno mit einem Hauch Nostalgie. Klar war auch, dass der Bau immer mehr verfallen würde. Fazit: Es soll etwas daraus gemacht werden. „Vor einigen Jahren war der bekannte Schweizer Architekt Gion Caminada von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich bei uns im Kloster mit einer Gruppe Studenten“, sagt Abt Bruno. Sie hätten darauf hingewiesen, worauf bei einem Umbau geachtet werden soll. Der Grundgedanke der Gruppe sei gewesen, dass zukünftige Tätigkeiten des Klosters nicht im Klostergebäude selber stattfinden sollten, sondern in dem sanierten Altbau. „Kloster soll Kloster bleiben“, das war der Grundgedanke der Gruppe. Der klösterliche Rhythmus könne auf diese Weise gewährleistet bleiben. Dabei sei festzustellen gewesen, dass sich die Gedanken der ETH mit denen der Klostergemeinschaft weitgehend deckten. „Eine Umstrukturierung kostet natürlich viel Geld“, sagt Abt Bruno. Aus eigenen Kräften könnte die Klostergemeinschaft ein derartiges Projekt nicht finanzieren. So erhofft sich das Kloster eine kräftige finanzielle Hilfe von Seiten der öffentlichen Hand. „Immerhin kommt ja diese Einrichtung einer breiten Öffentlichkeit zu Gute“, ergänzt Abt Bruno. „Die Menschen suchen wieder nach tieferen Werten, die benediktinische Regel erlebt eine Renaissance“, sagt Abt Bruno erfreut. Er zitiert dazu Papst Benedikt XVI., der in einem Vortrag wenige Wochen vor seiner Wahl zum Papst, gesagt hatte: „Wir brauchen Menschen, die den Blick geradewegs auf Gott richten und von dort her das wahre Wesen des Menschen begreifen. Wir brauchen Menschen wie Benedikt von Nursia.“ Diese Aussage ermutigt das Kloster, das begonnene Werk fortzuführen und das klösterliche Leben mit seinen auch heute noch gültigen Werten möglichst vielen Menschen, die auf der Suche nach Neuorientierung sind, zu erschließen. Jährlich kommen nach Marienberg Tausende von Besuchern, von denen viele den Wunsch äußern, eine umfassendere Begegnung mit dem Kloster zu erhalten. Diesem Wunsch soll auch entsprochen werden, indem im ehemaligen Wirtschaftsgebäude eine umfassende Information angeboten wird. Geplant sind mehrere Räume im Erdgeschoss, in denen die Geschichte des Ordens, des Klosters und die heutige Lebensform der Klostergemeinde in Wort und Bild dargestellt und mit entsprechenden Exponaten veranschaulicht werden sollen. Schon bisher waren die weltberühmten romanischen Fresken in der Krypta ein besonderer Grund, das Kloster aufzusuchen. Wegen des ständigen anwachsenden Besucherstromes machte sich die Klostergemeinschaft Sorgen, ob dadurch die Fresken nicht Schaden erleiden. Deshalb wird die Krypta anhand einer Vorführung in Bild und Ton in einem größeren Raum dem Besucher vorgestellt. Auf diese Weise könne der Besuch der Krypta stark eingeschränkt werden. Im ersten Obergeschoss werden Büro- und Seminarräume eingerichtet, im zweiten Obergeschoss einige Gästezimmer. Geplant hat den Umbau Architekt Werner Tscholl aus Morter. Die neu errichtete Hackschnitzel-Anlage funktioniert bereits. Voraussichtlich Ende 2007 soll das Erdgeschoss fertig gestellt werden, die anderen Räume Ende 2008. Abt Hermann von Schauenstein Da das neu errichtete Haus künftig eine bedeutsame Funktion ausüben dürfte, verdient es auch einen Namen. Abt Hermann von Schauenstein opferte für die Rechte des Klosters sein Leben. Er wurde vom Matscher Vogt Ulrich am 26. August 1304 ermordet. Im Jahr 2004 im August gedachte Marienberg in einer Feier beim Prälatenstein seines 700sten Todesjahr. Abt Hermann wird im Haus als Seliger verehrt. Im August 2004 begannen die Arbeiten an der Umstrukturierung des Wirtschaftsgebäudes. Laut einer Legende soll Abt Hermann von Schauenstein dem Fürstenburger Hauptmann begegnet sein. Auf dessen Frage: „Hermann, was machst du hier?“ soll der Abt auf das Kloster gezeigt und gesagt haben: „Ich wache über mein Kloster“. Darum sei ihm mit diesem Haus auch ein Denkmal gesetzt und seinem Schutz empfohlen. Wie geht es nun im Kloster weiter? Derzeit leben zwölf Mönche und zwei Kandidaten (junge Männer, die Mönche werden wollen, Anm. d. Red.) im Kloster Marienberg. Die Mönche sind zuversichtlich, dass diese neue Perspektiven eine Anreiz sein könnten, sich für diese zukunftsweisende Neuorientierung zu interessieren. Daniela di Pilla Stocker
Daniela di Pilla
Daniela di Pilla
Vinschger Sonderausgabe

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