Manche hatten sich seit Jahrzehnten nicht gesehen
Publiziert in 26 / 2014 - Erschienen am 16. Juli 2014
Heimatfernen-Treffen in Planeil führt Menschen zusammen.
Vieles hat sich verändert.
Planeil - Vor über 200 Jahren war Planeil eine eigene Gemeinde mit rund 750 Einwohnern, zwei Bäckern, zwei Müllern, einem Spital, einem Gefängnis und weiteren Strukturen. Derzeit leben nur noch ca. 160 Menschen im Seitental der Marktgemeinde Mals. Zu einer größeren Auswanderungswelle war es in den 1960er und 1970er Jahren gekommen. Was vor allem junge Leute zum Verlassen der Heimat bewog, waren fehlende Arbeitsmöglichkeiten. Zudem war es aufgrund des Platzmangels sehr schwierig, in Planeil Häuser oder Wohnungen zu bauen. Das Tal nahm nach und nach ein bisschen den Charakter eines Schlafdorfes an. Die meisten arbeitsfähigen Leute fahren täglich zur Arbeit und kehren am Abend zurück. Es gibt nur mehr einen Vollerwerbsbauer. Landwirtschaftliche Flächen wurden in den vergangenen Jahren zum Teil aufgeforstet. Es gibt auch Flächen, die nicht mehr genutzt werden bzw. nur noch als Weideland dienen.
Seit 2008 kein Geschäft mehr
Zu Allerheiligen 2008 sperrte das einzige Geschäft in Planeil für immer zu. Dass dieses Schicksal nicht auch die Grundschule ereilt, die von 9 Kindern besucht wird, hoffen in Planeil alle. Froh sind die Bewohner der Bergfraktion über den vor etlichen Jahren eingeführten City-Bus-Dienst, der stark in Anspruch genommen wird. Zufrieden ist man in Planeil auch darüber, dass es nach langem und zähem Ringen gelungen ist, die Fraktion am Wasserkraftwerk an der Puni mit 12,99 Prozent zu beteiligen. Trotz der geringen Einwohnerzahl gibt es in Planeil ein relativ blühendes Vereinsleben, wobei es auf der Hand liegt, dass nicht wenige Personen gleichzeitig in mehreren Vereinen bzw. Organisationen mitwirken. Neben der Fraktionsverwaltung mit Präsident Oskar Steck und seinem Stellvertreter Markus Blaas an der Spitze gibt es in Planeil u.a. die Feuerwehr, den Sportverein, die Frauenbewegung, den Kirchenchor, die Jungschar, den KVW, die Senioren, den Pfarrgemeinderat und den Krampusverein.
Einwohnerzahl für zwei Tage verdoppelt
Nahezu verdoppelt hat sich die Einwohnerzahl von Planeil am 5. und 6. Juli. Rund 100 gebürtige Planeilerinnen und Planeiler waren zum Heimatfernen-Treffen in ihr Heimattal zurückgekehrt. Organsiert hatten das gelungene Treffen Serafin Punter, Roswitha Pazeller, Markus Blaas und Martin Pazeller in Zusammenarbeit mit den örtlichen Vereinen. „Wir waren überrascht, dass sich fast auf Anhieb über 100 ausgewanderte Planeiler zum Treffen anmeldeten“, freuten sich die Organisatoren. Am 5. Juli wurden die Heimatfernen auf dem Platz vor dem Dorfsaal herzlich begrüßt und empfangen. Auch Bürgermeister Ulrich Veith war gekommen. Zumal sich viele sehr lange nicht mehr gesehen hatten, zum Teil sogar seit Jahrzehnten, vertiefte man sich natürlich rasch in Gespräche und Erinnerungen an frühere Zeiten. Viele nutzten auch die Gelegenheit, sich vom Präsidenten der Puni Energie Konsortial GmbH, Walter Gostner, und dem Bürgermeister durch das Kraftwerk an der Puni führen zu lassen. Am Abend wurden im Dorfsaal Filme und Bilder von der Unwetterkatastrophe zu Pfingsten 1983 sowie von den Dorfbränden in den Jahren 1985 und 1986 gezeigt. Außerdem waren historische Fotos zu sehen, Krampuslarven des Künstlers Harald Punter sowie Bilder von Walter Thöni. Für Speis, Trank und Unterhaltung war bestens gesorgt. Der Höhepunkt am 6. Juli war ein Gottesdienst mit dem aus Langtaufers stammenden Pfarrer Ludwig Patscheider auf der Planeiler Alm. Patscheider hatte 7 Jahre lang als Pfarrer in Planeil gewirkt.
„Die Kindheit war wunderbar“
der Vinschger mischte sich am 5. Juli unter die Heimatfernen und fing an paar Eindrücke ein. Susanne Punter zum Beispiel hatte ihr Heimattal im Alter von 15 Jahren verlassen, um in der Meraner Gegend im Gastgewerbe zu arbeiten. Seit 1975 ist sie in Hafling verheiratet. „Wir hatten hier in Planeil eine sehr schöne Kindheit. Die Kindheit ist die Basis für das ganze Leben“, so Susanne. Hermann, ein Bruder von Susanne, wanderte mit 14 Jahren nach Deutschland aus und erlernte einen Beruf in der Metallbranche. In den 1970er Jahren kehrte er zurück, um den Militärdienst zu absolvieren. Später heiratete er und ließ sich im Pustertal nieder. Nun lebt er in Ratschings. Von den insgesamt 7 Geschwistern Punter ist nur Serafin in Planeil geblieben. Sepp lebt in Tartsch, Marianne in Taufers i.M., Kreszenz in Tolmezzo und Hansl in Mals.
Im Flüchtlingslager geboren
Emmi Bruderer geb. Heinisch, deren Eltern zur Optionszeit ausgewandert waren, wurde 1940 in einem Flüchtlingslager in Stams geboren. An die Not und die tragischen Ereignisse, die sie 1947 als 7-jähriges Kind bei der Rückwanderung erlebte, erinnert sie sich bis heute: „Je älter ich werde, umso lebendiger werden die Erinnerungen und Bilder an jene Zeit.“ Emmi lebt seit 59 Jahren in der Schweiz, und zwar in Untersiggenthal bei Baden. Sie hatte Planeil am 17. Oktober 1955 als 15-Jährige verlassen, um Arbeit in der Schweiz zu finden. Sie kommt jedes Jahr zu Pfingsten mit ihren ganzen Familie für einige Tage nach Planeil zurück.
„Die Berge waren mir einst zu eng“
Annelies Schöpf wanderte 1982 aus, um bei ihrem Bruder Hansi, der in Mössingen bei Tübingen ein Gasthaus führte, zu arbeiten. Sie heiratete und kehrte regelmäßig mit ihren drei Kindern für eine Sommerfrische nach Planeil zurück und natürlich auch, um ihre Eltern zu besuchen. „Als ich mit 21 von hier weg ging, empfand ich die Berge eher beengend. Jetzt geben sie mir das Gefühl von Heimat. Sie vermitteln Ruhe und Kraft.“
Vom Hütbub zu den Carabinieri
Auf eine ungewöhnliche Lebensgeschichte kann auch Ferdinand Paulmichl zurückblicken. Er wurde 1940 geboren. Im Alter von 9 bis 14 Jahren arbeitete er im Frühjahr und Herbst als Hütbub in Lichtenberg. Zur Schule ging er nur, „wenn wieder einmal ein Brief vom Direktor kam.“ Dennoch hat er die Grundschule in Planeil erfolgreich abgeschlossen. Nach mehrjähriger Arbeit bei Bauern in Schleis, Mals und Kortsch und einer sechsmonatigen Metzgerlehre in Mals entschloss er sich zu den Carabinieri zu wechseln. Er war unter anderem in Görz, Monfalcone, Tarvisio, Jesolo und Peschiera im Einsatz. 1986 ging er in den Ruhestand. Ferdinand Paulmichl lebt in Villach in Kärnten.
Sepp
Josef Laner