Meinungen zum Irak-Krieg
Richard Theiner, Landtagsabgeordneter

Meinungen zum Irak-Krieg

Publiziert in 6 / 2003 - Erschienen am 27. März 2003
[K] Der Golfkrieg 1991 hat die öffentliche Meinung noch in Kriegsbefürworter und Kriegsgegner gespalten. Dem gegenwärtigen Krieg im Irak steht die öffentliche Meinung eindeutig ablehnend gegenüber; auch die Stellungnahmen im Vinschgau bilden hier keine Ausnahme. [/K] [F] Welche Haltung nehmen Sie zum Irak-Krieg ein? [/F] Ich persönlich lehne diesen Krieg total ab. Dieser Angriffskrieg ohne UNO-Mandat ist ein eindeutiger Bruch des Völkerrechts. Gerade als Vertreter einer Minderheit muss es uns bedenklich stimmen, wenn internationales Recht gebrochen und nach dem Prinzip des Rechtes des Stärkeren vorgegangen wird. Wie auch andere Diktatoren soll Saddam Hussein entmachtet werden, aber auf der Grundlage des Völkerrechts. In diesem Konflikt geht es nicht, wie von den Amerikanern vorgegeben wird, um die Beseitigung einer Bedrohung durch das irakische Regime, sondern um knallharte wirtschaftliche Interessen in der Golfregion. Dieser Krieg wird viele unschuldige Opfer fordern und unsägliches Leid in unzählige Familien bringen. Der Krieg wird voraussichtlich von kurzer Dauer sein, zu groß ist die militärische Überlegenheit der Amerikaner und Briten. Die großen Probleme werden nach Beendigung des Krieges auftauchen. Die islamische Welt wird nicht bereit sein eine Besetzung durch westliche Staaten hinzunehmen. [F] Die Haltung welches Politikers hat Sie in der Irak-Frage am stärksten beeindruckt? [/F] Ganz eindeutig die des deutschen Außenministers Joschka Fischer. [F] Wie beurteilen Sie die Politik Berlusconis in dieser Frage? [/F] Berlusconi hat sich förmlich den USA angebiedert. Durch die unterwürfige Haltung gegenüber Bush hat er sich lächerlich gemacht und klar gemacht, dass es keine eigenständige italienische Außenpolitik gibt. [F] Welche Haltung nehmen Sie zum Irak-Krieg ein? [/F] Die Irak-Frage ist eine dermaßen komplizierte Angelegenheit, dass ich mich eigentlich nicht auf eine Stellungnahme einlassen möchte. Vor allem, weil ich nicht alle Hintergründe kenne, die so bewegend sein könnten, dass ihretwegen Krieg geführt wird und auf der anderen Seite, andere so vehement dagegen sind. Wahrscheinlich wird man hier nie die ganze Wahrheit erfahren, nie gänzlich erfahren, was hier im stillen Kämmerchen ausgetüfftelt wurde und wird. Ich bin sicher auch nicht für einen Diktator wie Saddam Hussein, aber trotzdem kann man nicht gegen jeden einen Krieg anfangen, dann wären wir ja dauernd im Kriegszustand. Ich kenne zwar die eindeutigen Stellungnahmen des Vatikans gegen diesen Krieg, der Bischof ist in diesem Falle zurückhaltender, aber im Grunde ist auch er dagegen. Auch in einer Predigt habe ich bis jetzt noch nie Stellung genommen, das ist auch nicht meine Aufgabe. Ob ich in der Schlanderser, Vetzaner, Göflaner oder Kortscher Kirche etwas dagegen oder dafür sagen würde, würde nichts an der Situation ändern. Der Krieg war von vorneherein geplant. Wer weiß, was dahinter steckt. [F] Welche Haltung nehmen Sie zum Irak-Krieg ein? [/F] Diplomatische Verhandlungen wäre auf jeden Fall besser gewesen. Dieser Krieg bringt uns alle nichts und vor allem wird er keine Probleme lösen, wie es kein Krieg tut. Er ist vielmehr ein unnötiges Aufspielen amerikanischer Macht, speziell der von Bush und sonst gar nichts. Meiner Meinung nach hat die Regierung Bush innenpolitisch dermaßen viel Dreck am Stecken, dass sie ihn mit diesem Krieg übertünchen muss. Man darf natürlich nicht außer Acht lassen, dass Saddam Hussein wirklich eine Gefahr darstellt, sowohl für die eigene Bevölkerung als auch für den Rest der Welt, aber Krieg ist auch dafür keine Lösung. [F] Die Haltung welches Politikers hat Sie in der Irak-Frage am stärksten beeindruckt? [/F] Beeindruckt ist zu viel gesagt, am ehesten aber die von Joschka Fischer. [F] Wie beurteilen Sie die Politik Berlusconis in dieser Frage? [/F] Nun, das ist überhaupt keine Zeile wert. [F] Welche Haltung nehmen sie zum Irakkrieg ein? [/F] Wir als Bewegung „Noi per l’Alto Adige Margherita“ haben die Friedensfahne in unsere Parteifahne aufgenommen und sie demonstrativ aufgehängt, um unsere Haltung klar zum Ausdruck zu bringen. Natürlich sind wir gegen diesen Krieg, auch wenn wir den 11. September nicht vergessen können. Aber jetzt ist die Situation eine andere. Obwohl die Friedensfahnen auf der ganzen Welt hängen, wird Krieg geführt, um Waffen zu verkaufen. Wenn es darum geht, die eigenen Interessen ohne Rücksichtnahme auf andere durchzusetzen, ist Bush vergleichbar mit Berlusconi. Wir sind vor allem darüber enttäuscht, dass hier ein Krieg gegen einen verarmten Staat geführt wird, dessen Bevölkerung schon genug leidet, und alle Proteste dagegen nichts nützen. Bush hat nur eines im Sinn: Geld und Erdöl. Die Menschen im Irak interessieren ihn absolut nicht. [F] Die Haltung welches Politikers hat Sie in der Irak-Frage am stärksten beeindruckt? [/F] Keine, absolut keine. [F] Welche Haltung nehmen Sie zum Irak-Krieg ein? [/F] Erstens, ist das alles eine abgekartete Kiste. Man braucht ja nur ein bisschen in den Zeitungen nachzulesen, wer ist interessiert an diesem Krieg? Erstens, die Hochfinanz. Ich habe in der „Die Zeit“ gelesen, dass der Gouverneur der Bank der USA gesagt hat, nach einem erfolgreichen, schnellen Irak-Krieg werden die Aktien wieder steigen, die Wirtschaft wieder aufblühen. Zweitens, das Militärpotential: Die USA hat das Haus voll Waffen, die muss sie auch einmal verschießen. Natürlich ist der Saddam Hussein nicht schade abzuschießen. Nur kann man es nicht so machen, wie Bush es macht. Natürlich ist Saddam Hussein vielleicht auch eine Gefahr. Und natürlich, ganz versteckt und drittens, ist ein Grund auch das Erdöl, das darunter liegt. Aber das Erdöl ist vielleicht nicht einmal der Hauptgrund. Amerika hat den Krieg von Anfang an gewollt, und da können vom Papst abwärts alle Kopf stehen, das beeindruckt sie nicht. Es erinnert mich ein bisschen an die Römerzeit, an die Zeit Augustus’. Er hat die Macht gehabt, er hat die Soldaten gehabt und ist in unsere Alpentäler eingefallen - aus strategischen Interessen. Wenn eine Supermacht super ist, dann ist sie super, d.h. oberhalb aller moralischen Bedenken. Ich glaube, das ist ein schmutziger Krieg. Hier halte ich es einmal ausnahmsweise mit dem Papst und muss auch einmal etwas Positives über den Vatikan sagen, dass er hier ein klare und eindeutige Haltung hat. [F] Wie beurteilen Sie die Politik Berlusconis in dieser Frage? [/F] Berlusconi ist eine Art Mussolini, der einfach ein bisschen äußeren Glanz bräuchte, damit Italien auch, avanti popolo, vorne mitmarschiert. Italien ist ja wirklich ein Bild des Elends. Auf der einen Seite redet er groß mit Bush, auf der anderen Seite macht er scheinbar, wie man hört, einen Rückzieher. Und die Italiener, etwas Nettes über sie – es gibt mehrere nette Dinge – ist, dass sie nicht unbedingt gerne marschieren. Sie protestieren lieber, schreien, aber in den Krieg ziehen, tun sie Gott sei Dank nicht gerne. Kurz: Berlusconi ist eine Kasperle-Figur, eine Abart des Mussolini, nur komischer. [F] Welche Haltung nehmen Sie zum Irak-Krieg ein? [/F] Ich glaube, dass der Irak-Krieg, so wie er von den Amerikanern begonnen wurde und jetzt durchgeführt wird, sicher zu verurteilen ist. Man kann nicht einfach in einen anderen Staat einmarschieren. Um das Irak Problem zu lösen, hätte es noch eine Reihe von friedlichen Möglichkeiten gegeben. Aber man hat im Vorfeld viel zu lange zugeschaut. [F] Die Haltung welches Politikers hat Sie in der Irak-Frage am stärksten beeindruckt? [/F] Die von Jaques Chirac, weil er sie nicht wie Schröder für einen Wahlkampf benutzt hat. [F] Wie beurteilen Sie die Politik Berlusconis in dieser Frage? [/F] Die Haltung Berlusconis ist für mich eine typisch italienische Haltung. Berlusconi geht es nicht um Krieg oder Frieden, sondern nur darum auf der Gewinnerseite zu sein. [F] Welche Haltung nehmen Sie zum Irak-Krieg ein? [/F] Das brutale militärische Vorgehen im Irak zeigt die Arroganz und Präpotenz von Bush und Blair. Zum Glück gibt es im alten Europa noch Politiker vom Schlage eines Gerhard Schröder, welcher von allem Anfang an den Krieg im Irak verurteilte und mit einer ganzen Reihe von zivilisierten Staaten ein starkes Gegengewicht zu B & B herstellen konnte. Das dumm-schlaue Verhalten von Silvio Berlusconi bedarf keines Kommentars. [F] Welche Haltung nehmen sie zum Irak-Krieg ein? [/F] „In erste Linie sage ich, dass ich mit der Linie der Regierung einverstanden bin. Italien beteiligt sich nicht am Krieg, unterstützt aber die USA im Namen der Nato. Natürlich, niemand freut sich über einen Krieg, aber gegen einen Tyrannen wie Saddam Hussein gab es keinen anderen Weg. Hoffen wir, dass der Krig ohne große Verluste und so schnell wie möglich endet“.
Vinschger Sonderausgabe

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