Raus aus dem Mittelalter
Breites Interesse für eine bessere Breitbandverbindung im Vinschgau.

Mit Glasfaser das Mittelalter überwinden

Publiziert in 37 / 2011 - Erschienen am 19. Oktober 2011
Schlanders – Die Glasfaser ist ein Lichtwellenleiter und somit das schnellste Übertragungs­medium der Welt. Im Vergleich zu herkömmlichen Kupfer­kabeln können Glasfaserkabel auch große Datenmengen eine ­Million Mal schneller übertragen. Das Land will innerhalb 2013 Glasfaserleitungen bis hin zu allen Gemeinden, Gewerbegebieten und öffentlichen Einrichtungen verlegen. Speziell für die „letzte Meile“, sprich die gemeindeinternen Anbindungen der Betriebe und Haushalte, wird auf die Zusammenarbeit und finanzielle Unter­stützung der Gemeinden gesetzt. Dem Südtiroler Wirtschaftsring (SWR) ist ein schneller Internet-Anschluss schon seit Jahren ein großes Anliegen. Um den Ausbau des Glasfasernetzes voranzutreiben, setzt der SWR auch auf Information. Zur Informationsveranstaltung „Breitbandinfrastruktur in den Gemeinden“, die am 12. Oktober im Haus der Bezirksgemeinschaft in Schlanders stattfand, konnte SWR-Bezirkspräsidentin Rita Egger nicht nur Landesrat ­Florian Mussner begrüßen, sondern auch Führungskräfte der RAS (Rundfunkanstalt Südtirol) und der Brennercom sowie zahlreiche Bürgermeister, Wirtschaftsvertreter und Ver­treter von E-Werken und Fern­wärmeanbietern. „Für die Wirtschaft, aber auch für die Lebensqualität der gesamten Bevölkerung ist ein schnelles Internet unabdingbar,“ sagte Philipp Moser, IT-Unternehmer und SWR-Bezirkspräsident des Pustertals. In diesem Sinne sei das Glasfasernetz durchaus auch als Maßnahme gegen die Abwanderung anzusehen. Über den bisherigen Stand des Glasfasernetzes informierte ­Florian Mussner: „Das Land baut die Hauptleitungen bis hin zu den Gemeinden. Die weitere interne Verkabelung soll dann Aufgabe der Gemeinden sein.“ Es gelte, gemäß einem Gesetzesvorschlag der Landtagsabgeordneten Sepp Noggler und Arnold Schulder vorzugehen. „Es nützt wenig, wenn das Land die Leitung bis zu den Gemeinden hinlegt, und dort dann einfach ­stehen bleibt. Wir müssen allen Betrieben und Bürgern, ganz egal ob sie auf dem Land oder in der Peripherie wohnen, das Recht auf einen Breitbandanschluss garantieren,“ so Noggler und Schuler in einer Aussendung. Ihr Gesetzentwurf, wonach die Gemeinden die Erschließung auf der ­„letzten Meile“ vorantreiben, damit die Infrastruktur auch wirklich funktioniert, soll bereits im November auf die Tagesordnung des Landtages gesetzt werden. Gesetzentwurf von Noggler und Schuler Marco Springhetti, Direktor des Landesamtes für Infrastrukturen und Umweltanlagen, führte aus, dass die Hauptleitung bis Mals gebaut ist. Was noch fehlt, sei ein Teilstück in Richtung Taufers i.M. sowie eine Leitung bis nach Reschen. Das Ziel des Landes sei es, bis 2013 mit den Hauptleitungen in alle Gemeinden zu kommen. Es sei vorgesehen, in den Gemeinden Glasfaserknotenpunkte, so genannte POPs, zu errichten. Von den POPs aus werden Rathäuser, Schulen, Feuerwehrhallen, ­Bibliotheken, Vereinshäuser, Gewerbegebiete und Sendestandorte der RAS an das Netz angebunden. Öffentliche Einrichtungen werden angebunden Springhetti rief die Gemeindepolitiker sowie die Vertreter von E-Werken und Fernheizwerken zur Mithilfe auf: „Es gibt bereits in vielen Orten Leerrohre, die man gemeinsam nutzen kann.“ Als wichtigen Schritt für diese Arbeiten und vor allem auch für die „letzte Meile“ nannte Philipp Moser eigene Glasfasermasterpläne. Jede Gemeinde sollte so einen Plan erstellen. Mit Erhebungen der Infrastruktur für das Glasfasernetz hat die Bezirksgemeinschaft Vinschgau Siegfried Warger aus Taufers i.M. betraut. Warger, Vorstandsmitglied der SEG (Schluderns-Glurns Energiegenossenschaft), stellte das mit Erfolg durchgeführte Praxisbeispiel „Internet über Glasfaser in Taufers i.M.“ vor. Mit dem Bau der Knotenpunkte in den Gemeinden hat das Land die RAS beauftragt. Dass der Vertrag mit der Firma Linkem ein „Fehlschuss“ war, räumte RAS-Direktor Georg Plattner ein. Mit der Brennercom funktioniere es gut. Für Schlinig wurde eine Funk-Lösung verwirklicht. Für Matsch stellte Plattner für 2012 eine solche Lösung in Aussicht. In der Gemeinde Mals sei bereits beim Sportplatz ein Standort für den Glasfaser-Hauptknotenpunkt ermittelt worden. „Derzeit befinden wir uns in Mals noch im Mittelalter. Mit der Linkem zu arbeiten ist eine Katastrophe. Wir hoffen nun, dass wir über die Telecom schnell als Übergangslösung zu ADSL-Verbindungen kommen und dann natürlich zum Glasfasernetz,“ führte der Malser Bürgermeister Ulrich Veith aus. Dass die „letzten Kilometer“ nur dann organisatorisch und vor allem auch finanziell zu meistern sind, wenn allen Betei­ligten an einem Strang ziehen und zusammen arbeiten, damit möglichst wenige neue Graungsarbeiten durchgeführt werden ­müssen, unterstrich auch Alt­senator Alois Kofler, Vorstandsmitglied der Brennercom. Auch auf die Bedeutung des Glas­fasernetzes für die weitere Entwicklung in der Peri­pherie verwies Kofler. Raus aus dem Mittelalter Als Zeitrahmen für die schrittweise Um­setzung der „letzten Meile“ nannte Philipp Moser mindestens 5 Jahre ab der Fertigstellung der Hauptleitungen. Als möglichen Vorteil bei der Errichtung des Glasfasernetzes im Vinschgau nannte Bezirkspräsident Andreas Tappeiner die bevorstehende Übernahme des ENEL-Netzes seitens der Vinschger Gemeinden. Das mit Glasfasern übertragene Signal ist übrigens unempfindlich gegenüber elektrischen und ­magnetischen Störfeldern. Laut Georg Wunderer (Präsident Energie Werk Prad) sollten für der Erstellung der Glasfasermasterpläne die Energie- und Fernwärmeversorger herangezogen werden, denn diese verfügen über viele Leerrohrinfrastrukturen. Das E-Werk Prad wolle zusätzlich zu Strom und Fernwärme als dritte Dienst­leistung das Breitband anbieten. Auch der Aspekt der lokalen Wertschöpfung sei laut ­Wunderer nicht zu vergessen. Auch für den hds-Direktor und Wirtschaftsvertreter Dieter ­Steger ist das Glasfasernetz eine Grundvoraussetzung für das Überleben der Betriebe und ­deren Standortsicherung: „Die Frage ist weniger, wer bezahlt, sondern wie rasch das Netz kommt.“ Wie Mussner dem „Vinschger“ bestätigte, werden die einzelnen Betriebe in den Gewerbezonen nicht vom Land an das Netz angebunden: „Wir bauen nur die Hauptleitungen bis zu den Zonen.“
Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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