Mit Modefotos von Tartsch bis nach New York
Publiziert in 10 / 2008 - Erschienen am 19. März 2008
Markus Pritzi, 31 Jahre alt, ist in Schlanders geboren und in Tartsch aufgewachsen. Seit Ende 2004 ist er selbständiger Fotograf in der ganzen Welt.
„Der Vinschger“ hat mit ihm telefonisch und via E-Mail Kontakt aufgenommen und erzählt den beruflichen Werdegang von Markus Pritzi. Ich kenne ihn noch, als er bei „Foto Wieser“ in Schlanders die Lehre gemacht hatte. Damals war ich Redakteurin bei der Tageszeitung „Dolomiten“ und hatte viel mit „Foto Wieser“ zu tun und auch mit jenem netten freundlichen Lehrling. Heute zählt er zu den besten Modefotografen der Welt.
von Daniela di Pilla Stocker
„Der Vinschger“: Wusstest Du immer schon, dass Du Fotograf werden wolltest?
Markus Pritzi: Ja, schon seit der Mittelschule, die ich in Mals besucht hatte. Im Technik-Unterricht hatten wir uns unter anderem mit Fotografie beschäftigt und selbst Filme und Bilder entwickelt. Da wurde mir klar, dass ich unbedingt Fotograf werden wollte.
„Der Vinschger“: Hast Du Dich gleich für eine Lehre entschieden?
Markus Pritzi: Dafür entschied ich mich sofort und dachte auch gleich an „Foto Wieser“ in Schlanders. Das war eine sehr gute Entscheidung! Ich habe dort sehr viel gelernt, vom einfachen Passbild bis hin zu Hochzeiten, Gruppenbilder usw. Bei Kurt Wieser habe ich alle Grundlagen der Fotografie kennen gelernt und durfte selbst viel draußen arbeiten.
„Der Vinschger“: Was fasziniert Dich denn so am Fotografieren?
Markus Pritzi: Schon bei der Lehre wurde mir klar, dass ich besonders gerne Menschen ablichte. Das macht mir am meisten Spaß. In der Mittagspause in Schlanders habe ich immer die Fotostrecken berühmter Fotografen in Magazinen und Büchern bewundert. Klar wurde mir dabei auch, dass ich ins Ausland gehen musste. So richtig weit weg von zu Hause wollte ich eigentlich nicht.
Mit 19 ging ich schließlich nach München, dort gab es für den Anfang alle fotografischen Möglichkeiten.
„Der Vinschger“: Wie hast Du dort eine Arbeit gefunden?
Markus Pritzi: Über ein paar Kontakte von der Fotoschule konnte ich mir ein ungefähres Bild von der Situation in München machen und habe mich dann bei einem Modefotografen beworben. Es klappte auf Anhieb, im Januar 1997 habe ich bei jenem angefangen als Assistent zu arbeiten. Es ging auch in den ersten Wochen schon los mit den Reisen, vorwiegend nach Amerika und in die Karibik. Das war nicht immer ganz einfach, ich konnte noch kein Englisch und geflogen war ich vorher auch noch nie, die ganzen neuen Eindrücke, der Arbeitsalltag, der mir unbekannt war, es war schon sehr spannend. Von da an war und bin ich öfter im Flugzeug unterwegs als mir lieb ist.
„Der Vinschger“: Wie wurdest Du Modefotograf?
Markus Pritzi: Sieben Jahre lang war ich also Assistent und konnte viel dabei lernen. Nicht selten stieg man nach einem Auftrag in den Flieger, man landete, nach ein wenig Schlaf stand man dann schon wieder in einem anderen Land vor der nächsten Aufgabe. In dieser Zeit habe ich mein „Buch“ zusammengestellt, das heißt eine Mappe mit den eigenen Fotos, um mich selbst als Fotograf anzubieten. Dieser Schritt ist der Schwierigste und langwierigste. Mit etwas Glück und viel Energie geht es ein wenig schneller. Je mehr gute „editorials“, das sind Fotostrecken in den Mode- und Kunstmagazinen und, je öfter der eigene Namen in guten internationalen Heften abgedruckt wird, desto begehrter wird man auf dem freien Markt. Dies entscheidet auch über die Tagesgage. Nicht immer kann man die Bilder, die man im Kopf hat auch umsetzen, umso größer ist aber das Erfolgserlebnis wenn es klappt. Die Magazine für die man „editorials“ schießt sind wie „öffentliche Schaufenster“, in denen sich die Fotografen messen; es ist wie ein Wettkampf, jeder bildet sich Urteile über die Bilder!
„Der Vinschger“: Wie sieht heute Dein Alltag aus?
Markus Pritzi: Noch etwas Wichtiges vorweg. Ein guter Agent ist unerlässlich bei diesem Job. Ich habe einen in München und einen in New York. Sie kümmern sich um die Aufträge, die Organisation, die Abwicklung der Projekte, verhandeln die Gage, die Nutzungsrechte und schließen Verträge ab. Die deutsche Agentur ist nur für den deutschen Markt zuständig, der amerikanische Agent für die USA, Frankreich, Italien und England.
Seit gut dreieinhalb Jahren arbeite ich als selbständiger Fotograf. Nach oben ist weiterhin alles offen. Besonders durch den amerikanischen Agenten habe ich in den letzten eineinhalb Jahren sehr gute internationale „editorials“ und Kampagnen geschafft. So möchte ich weitermachen. Das Schöne an diesem Beruf ist auch, dass man in der Regel in den interessantesten Städten und den schönsten Plätzen der Welt arbeitet, ob im Freien oder in Häusern, auf Stränden, oder Sandwüsten, in tropischen Gärten, in Villen und auf Booten der reichen Leute, kurzum überall dort, wo es irgendwie besonders ist. Normalerweise wohnen wir auch in den besten Hotels, eine schöne Nebensache.
„Der Vinschger“: Und wie ist es mit dem Heimweh?
Markus Pritzi: Immer wenn ich Zeit habe, fahre ich nach Hause. Ich bin sehr gerne in Tartsch und im Vinschgau. Nach all den Reisen und Orten, wo ich war, möchte ich nirgendwo anders aufgewachsen sein als bei uns. Ich fühle mich im Vinschgau am wohlsten. Wie schön es zu Hause ist, weiß man erst, wenn man länger nicht da war! Ich habe mit meiner Familie und Verwandtschaft einen engen Kontakt und freue mich jedes Mal, alle wiederzusehen! Ich könnte mir auch vorstellen, irgendwann zurückzukommen, aber wer weiß schon, was die Zukunft bringt… Ganz besonders bin ich meinen Eltern dankbar, weil sie mich von Anfang an unterstützt haben. Meine Mutter hat immer wieder Zeitungsausrisse für mich gesammelt und die Stapel von Heften, Negativen und Bildern archiviert und verwaltet; mein Vater hat mir die erste Spiegelreflexkamera gekauft, die ich unbedingt wollte, als ich zwölf Jahre alt war. All das hat es mir ermöglicht, immer weiter zu machen und gab mir einen starken Rückhalt.
Markus Pritzi
Geboren 11. Jänner 1977 in Schlanders, aufgewachsen in Tartsch, Besuch der Volksschule in Tartsch, Mittelschule in Mals. Nach Abschluss der Mittelschule Fotografenlehre in Schlanders bei „Foto Wieser“. Drei Jahre (10 Wochen pro Jahr) Besuch der Landesberufsschule für Optiker und Fotografen in Hall in Tirol, mit 18 Jahren Gesellenprüfung in Innsbruck. Sechs Monate Fotopause als Barmann auf der Madritschhütte in Sulden. Mit 19 Jahren nach München gezogen, arbeit als Fotoassistent bei verschiedenen Fotografen, vorwiegend bei Modefotografen; seit Ende 2004 selbständiger Fotograf. „Ich bin nicht verheiratet und habe noch keine Familie“, sagt Markus Pritzi dem „Vinschger“ auf Anfrage. Zu seinen Kunden zählen unter anderem „Saks Fifth Avenue“, „Bloomingdales“, „Strellson“, „Marco Polo“ „Vanityfair“, „Le Monde“, „Etienne Aigner“, „Strenesse“, „Numero Magazine“ „Escada“, deutsche „Vogue“, „Süddeutsche Zeitung“ „GQ“ usw.
Daniela di Pilla