Die Jubiläumssaison
Schlanders: Vier Theatergastspiele und ein Schiller-Abend
Das Leben der Maria Callas als Theater: Andrea Eckert schlüpft in die Rolle der großen Sängerin.
Eugene O’Neills „Eines langen Tages Reise in die Nacht“ ist ein preisgekrönter Klassiker, aufgeführt vom Schlosspark Theater Berlin.
Schauspieler Philipp Hochmair nimmt sich mit Musiker Fritz Rainer Schillers Balladen vor und wird sie zu neuem Leben erwecken.
Schauspieler Philipp Hochmair nimmt sich mit Musiker Fritz Rainer Schillers Balladen vor und wird sie zu neuem Leben erwecken.
Das Antikriegsdrama „Draußen vor der Tür“ von Wolfgang Borchert passt auch in unsere Zeit.
Theater als Wirtschaftskrimi: „Die Redaktion“ von Calle Fuhr, uraufgeführt vom Volkstheater Wien.
„Das Next Liberty Theater aus Graz zeigt das Kinderstück mit Musik „Das NEINhorn“ in Schlanders.

Mitten im Geschehen

Seit 70 Jahren schlägt das Südtiroler Kulturinstitut eine kulturelle Brücke zwischen Südtirol und dem deutschsprachigen Kulturraum. Die Jubiläumssaison unter dem Motto „Mitten im Geschehen“ bietet in Schlanders vier Theatergastspiele und einen fulminanten Schiller-Abend. Die Aufführungen beginnen nun erstmals bereits um 19.30 Uhr.

Publiziert in 17 / 2024 - Erschienen am 24. September 2024

Schlanders - Wolfgang Borcherts Drama „Draußen vor der Tür“ gilt als DAS deutsche Antikriegsdrama schlechthin. Der Autor war selbst schwer krank aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt und starb 1947 noch vor der Uraufführung seines Stücks im Alter von nur 26 Jahren. Der Regisseur Thomas Bockelmann hat das Stück für das Hessische Landestheater Marburg inszeniert, das auf Einladung des Südtiroler Kulturinstituts die neue Spielzeit in Schlanders eröffnet. Das Stück handelt von einem Mann, der aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrt. Beckmann ist sein Name. Einen Vornamen hat er nicht mehr. Er hofft auf einen Neuanfang. Viele der Türen, die er sieht, erkennt er wieder. Doch eine Tür nach der anderen schließt sich. Am Ende muss er draußen vor den Türen bleiben.

Große Sängerin

Bereits in der vergangenen Saison stand Terrence McNallys Stück „Meisterklasse Maria Callas“ auf dem Programm. Die Aufführung im Kulturhaus musste allerdings wegen eines Stromausfalls abgebrochen werden. Nun wird sie nachgeholt. Das Stück erzählt das Leben der großen Sopranistin Maria Callas: 1971 hält sie in New York ihre erste und einzige Meisterklasse ab. Die Gesangsprominenz der Stadt sitzt im Saal, um zu erleben, wie die als schwierig verschriene Diva ihre Kunstgeheimnisse an Studierende weitergibt. Sie selbst hat ihren höchsten Anspruch und ihre Schonungslosigkeit bereits mit dem Verlust ihrer Gesangsstimme bezahlt. Nun blickt sie zurück auf die Triumphe und Verwerfungen ihres Lebens. Die Inszenierung mit Andrea Eckert in der Rolle der Callas am Wiener Volkstheater hat Kultstatus und wurde mehrfach ausgezeichnet.

Prominente Familie

Namhafte Schauspieler stehen auch auf der Bühne, wenn das Schlosspark Theater Berlin mit dem Stück „Eines langen Tages Reise in die Nacht“ des Literaturnobelpreisträgers Eugene O’Neill in Schlanders gastiert: Judith Rosmair, Peter Kremer (bekannt u. a. aus der TV-Serie „Siska“), Igor Karbus und Fabian Stromberger schlüpfen in die Rollen von Mutter, Vater und Söhnen der Familie Tyrone, die nach längerer Zeit wieder vereint ist. Es gibt Streit, wie so oft. Vater James, früher ein erfolgreicher Bühnenheld, tyrannisiert die Familie mit seinem Geiz. Mutter Mary, einst Schönheitskönigin, hat nicht ihre erste Entziehungskur hinter sich. Sohn James ist wie sein Vater Schauspieler, Zyniker und Trinker. Und der jüngere Sohn Edmund leidet an Tuberkulose. Erfolg und Zufriedenheit entpuppen sich nach und nach als Selbstbetrug. Nur Mary hegt noch Hoffnung. Das Stück zählt zu den Klassikern der amerikanischen Dramen, ausgezeichnet u. a. mit dem Pulitzer-Preis und dem Tony Award.

Philipp Hochmair trifft Schiller

Ob als „Jedermann“ bei den Salzburger Festspielen oder in Filmen und TV-Serien wie „Blind ermittelt“: Philipp Hochmair zählt zu den erfolgreichsten Schauspielern der Gegenwart. In Schlanders wird er sich gemeinsam mit dem Musiker Fritz Rainer von der Band „Die Elektrohand Gottes“ Friedrich Schillers Balladen vornehmen. Ein Experiment, das weder leise noch langweilig wird: Das Publikum spürt das pure Abenteuer im „Ring des Polykrates“, es zittert mit dem Ritter, der in der Ballade „Der Handschuh“ eben diesen für eine Dame aus der Raubtier-Arena holen soll, es bangt um das Leben zweier Freunde, deren Treue in „Die Bürgschaft“ selbst im Angesicht der Todesstrafe nicht bricht, oder stürzt sich in seiner Fantasie mit dem „Taucher“ mutig ins Meer, wo es „wallet und siedet und brauset und zischt“.

Doku-Drama mit Gerti Drassl

Ein Thriller über Politik und Wirtschaft ist das Stück „Die Redaktion“ von Calle Fuhr. In der Uraufführung des Wiener Volkstheaters steht auch die Südtiroler Schauspielerin Gerti Drassl mit auf der Bühne. Erzählt wird eine wahre Geschichte: Die OMV, der größte Konzern Österreichs, ist ein Erdöl-, Erdgas- und Petrochemiekonzern. Seit 2020 recherchieren die Investigativ-Journalist*innen von DOSSIER zur OMV und deckten Unglaubliches auf: Postenschacher, Greenwashing, geheime Sponsoringverträge mit Putins Lieblings-Fußballclub, viel Staatsvermögen für den OMV-Chef ... Calle Fuhr erzählt von dieser Recherche, offenen Schlagabtäuschen, von Drohungen, Klagen und dem Ringen um Transparenz. Neben dem Abendprogramm bietet das Südtiroler Kulturinstitut in Schlanders und Naturns auch wieder Kinder- und Jugendtheateraufführungen für die Schulen. Gezeigt werden das Kindermusical „Aladdin“, die Kindertheaterstücke „Das NEINhorn“ und „Elisa und die Schwäne“ sowie die Jugendstücke „Das Alles Archiv“, „72 Stunden – eine Anklage“ und „Geld!“. Das Südtiroler Kulturinstitut dankt der Südtiroler Landesregierung, Abteilung deutsche Kultur, der Stiftung Südtiroler Sparkasse, der Unternehmerinitiative Wirtschaft & Kultur und den privaten Sponsoren für ihre Unterstützung sowie dem Kulturhaus „Karl Schönherr“ in Schlanders für die Zusammenarbeit.

Redaktion

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