Nach dem Lehrer von der Töll folgt der Tiefbauer aus Rabland
Publiziert in 28 / 2010 - Erschienen am 21. Juli 2010
Partschins – Nach den 46 Jahren des Lehrers Robert Tappeiner begann in der Texelpark-Gemeinde Partschins die Ära des Wirtschafters Albert Gögele. Der 35-jährige Tiefbauer mit der Reifeprüfung der Geometerschule ist mit Sonja Platter aus St. Leonhard verheiratet und Vater dreier Kinder. Seine programmatischen Erklärungen wird Bürgermeister Gögele erst am 10. August im Gemeinderat vorstellen; im Gespräch mit „Dem Vinschger“ hat er einiges vorweg genommen.
„Der Vinschger“: Macht es immer noch Spaß, Bürgermeister zu sein?
Albert Gögele: Ja, mich freut das Amt (Pause, Schmunzeln) auch nach gut zwei Monaten noch immer, das muss ich sagen.
Spürt man die Last der Verantwortung?
Albert Gögele: Oh, ja, sehr. Man spürt Verantwortung vor allem im Hinblick auf die Unwetter, die der Gemeinde zugesetzt haben. Jetzt sind wir wieder in dieser Zeit. Die Temperaturen geben zu denken. Irgendwann könnte etwas kommen und dann muss man entscheiden. Und das auch noch schnell und richtig.
Wie vereinbaren sie eigentlich die Arbeit im heimischen Betrieb mit der Tätigkeit als Bürgermeister?
Albert Gögele: Natürlich gab es Gemunkel. Die Leute haben sich gefragt, wie will der das schaffen. Mir war natürlich klar, dass ich zur Verstärkung jemanden einstellen muss, der mir die Arbeiten auf den Baustellen koordiniert.
Wissen Sie schon, dass auf der offiziellen Webseite der Gemeinde noch immer Bürgermeister Tappeiner amtiert?
Albert Gögele: Wusste ich nicht. Das muss sofort richtig gestellt werden.
Ganz kurz zum Wahlergebnis. Fast die Hälfte der Partschinser hat Sie nicht gewählt. Wie will man 46 Prozent der wahlberechtigten Bürger für sich gewinnen?
Albert Gögele: Ich habe immer gesagt, für jeden ein offenes Ohr zu haben. Ich war nicht einer, der vor der Wahl in den Gasthäusern herum gezogen ist und eine Runde nach der anderen geschmissen hat. Im Gegenteil, gegen Ende des Wahlkampfes hab ich mich zurückgehalten. Ich werde versuchen alle, vor allem die Vereine mehr einzubinden und auch die Vereine aufzusuchen.
Hat man mehr Stimmen erwartet?
Albert Gögele: Eigentlich nicht. Ich war schon fast der Meinung, es nicht zu schaffen. Dass ich doch noch 300 Stimmen mehr bekommen habe als mein Mitbwerber, hätte ich mir nicht erwartet.
Wie hat man in der SVP Partschins reagiert, als drei Freiheitliche im Gemeinderat aufgetaucht sind?
Albert Gögele: Wir sind froh, dass es nur drei geworden sind (lacht).
Die Zusammensetzung des Ausschusses ist von sieben Räten abgelehnt worden, relativ viel bei 19 Anwesenden. Wie lässt sich das erklären?
Albert Gögele: Das hab ich wohl selbst verursacht, weil ich im guten Glauben, mit offenen Karten zu spielen, schon vorher die Kompetenzen zugeteilt habe. Wahrscheinlich wäre es höchstens zu einer Enthaltung gekommen, wenn ich sie danach verteilt hätte. So ist es rein um die E-Werk-Geschichte gegangen. Mit dieser meiner Vorgangsweise glaubte ich, niemanden zu hintergehen.
Sie haben dann das E-Werk zur Chefsache erklärt, um nicht zwischen alle Sessel zu sitzen. Was haben Sie damit gemeint?
Albert Gögele: Das war so, die Arbeitnehmer wollten den E-Werk Vorsitz und die Wirtschaftsvertreter ebenfalls. Um von keiner Gruppe unter Druck gesetzt zu werden, hab ich ihn selbst übernommen.
Sie werden die programmatische Erklärung erst am 10. August vorstellen. Kann man etwas vorweg nehmen? Was sind denn die Schwerpunkte?
Albert Gögele: Da ist einmal das Einbeziehen der Bürger. Man soll mehr Kontakte zu den Bürgern pflegen als es bisher der Fall war.
Ist das eine Kritik an die vorhergehende Verwaltung?
Albert Gögele: Es ist eben ein totaler Generationswechsel erfolgt. Wenn mich Leute auf der Straße ansprechen, macht mir das nichts aus. Man kann mich auch um 22 Uhr abends anrufen. Wir wollen natürlich über Bürgerversammlungen alle über größere Vorhaben informieren.
Aber das hat die letzte Verwaltung doch gemacht.
Albert Gögele: Aber vielleicht etwas zu wenig. Mindestens einmal im Jahr sollte man schon eine Bürgerversammlung machen, damit die Leute Bescheid wissen.
Dabei werden Bürgerversammlungen kaum genützt.
Albert Gögele: Das stimmt. So sollen zum Thema Neubau des Altenheimes ganz wenige anwesend gewesen sei. Und trotzdem kritisieren alle.
Das Altenheim ist ein Thema. Wie ich mich undeutlich erinnere, ist auch der Standort in Frage gestellt worden.
Albert Gögele: Beim Altersheim ist es so, dass es eine Vorstudie des Architekten Stecher aus Prad gibt. Schon vor den Wahlen hab ich immer gesagt, bei einem Projekt von 10 Millionen Euro, auch wenn bereits 100.000 Euro – sag ich mal - ausgegeben worden sind, muss man darüber nachdenken, wenn sich durch einen neuen Standort Zufahrten, Freiräume und Erreichbarkeit verbessern würden.
Gibt es denn andere Standorte?
Albert Gögele: Dazu müsste man einen Grund ankaufen und dafür das Geld aufbringen. Derzeit würde das Projekt der Gemeinde 1,5 Millionen Euro an Eigenmitteln kosten, auf fünf Jahre verteilt. Wenn wir jetzt einen neuen Standort suchen, den Grund ankaufen, neu planen, neu um Beiträge ansuchen müssen, dann fallen wir unter die neuen Finanzierungs-Richtlinien, dann kriegen wir um 30 Prozent weniger an Beiträgen. Das müssen die Leute wissen. Der Gemeinde würde es nicht mehr 1,5 Millionen, sondern 4 oder 4,5 Millionen Euro an Eigenmitteln kosten.
Ich bin vorhin bei der Herfahrt am leer stehenden Hotel Peter Mitterhofer vorbeigefahren. Wär‘ das keine Möglichkeit?
Albert Gögele: Der Bau gehört einer Baufirma. Gespräche hat der alte Bürgermeister schon geführt, damals hätte es 2 Millionen Euro gekostet. Dort ist aber viel zu wenig Freifläche vorhanden, laut gegebenen Standards. 3.500 bis 4.000 Quadratmeter bräuchten wir zusätzlich.
Am jetzigen Standort wäre Platz?
Albert Gögele: Ja. Es müssten vielleicht noch 300 Quadratmeter abgelöst werden. Ich verstehe, dass die Wahl auf diesen Standort gefallen ist, aber wenn man von Anfang an…. Auf jeden Fall sind oben die Zugänge mit Gehsteig und die Parkplätze zu schaffen.
Dann braucht es Einnahmequellen. Daher ist es wohl wichtig, zuerst das E-Werk zu bauen, damit was eingeht. Wie weit ist man damit?
Albert Gögele: Wir haben vorläufig die Konzession nur für die obere Stufe.
Was heißt das?
Albert Gögele: Es werden zwei Stufen neu gebaut. Das heißt, das Kraftwerk am Wasserfall ist diese obere Stufe, wofür wir die Konzession haben, das wird ins „Birkenwaldele“ verlegt. Dort sind noch die Eigentumsverhältnisse zu klären und die Führung. Beides muss EU-weit ausgeschrieben werden, Finanzierung und Führung, und das ist sehr kompliziert. Wir rechnen für die obere Stufe mit 4,5 bis 5 Millionen; die untere Stufe dürfte auf weitere 3 Millionen kommen. Für die obere Stufe könnte im Frühjahr 2011 Baubeginn sein.
Jetzt ganz was anderes, Herr Bürgermeister. Bei fast allen Gemeinderatssitzungen wurde ein Teilstück der Lahnstraße in Rabland angesprochen. Dort sollen nicht nur der Gehsteig, sondern auch die Trenn-Kanalisation fehlen. Warum geht dort nichts weiter?
Albert Gögele: Ich wohne auch in der Lahnstraße. Dort hat es bis heute geheißen, die Finanzierung stehe nicht, aber es kommen auch Probleme mit den Grundeigentümern dazu.
Immer und überall dasselbe.
Albert Gögele: So kann man es sagen. Aber für dieses Projekt sollte man eine erweiterte Sichtweise anwenden. Wir haben bekanntlich in Rabland eine neue Wohnbauzone ausgewiesen. (Zieht einen Lageplan aus dem Ordner). Dort geht’s um einen Zufahrtsweg und es geht um den derzeitigen Verkehr durch die Benützer der Texelbahn und durch unsere Pendler, es geht also auch um Verkehrsberuhigung. Wir sollten in die Zukunft denken und alle möglichen Zusammenhänge in Betracht ziehen. Hier geht es um eine Gesamtlösung, auch unter Einbeziehung der Umfahrungsstraße, aber ich möchte nicht weiter ausholen. Die Beteiligten sollten einbezogen und nicht über die Presse informiert werden.
Apropos Umfahrungsstraße. Wie geht es weiter oder geht es weiter?
Albert Gögele: Die Bauleitplaneintragung ist gemacht. Referent Ganterer hat uns berichtet, dass er bei Landesrat Mussner war und der habe versprochen, die Vorstellungen und den Zeitplan schriftlich mitzuteilen. So schnell wird es nicht gehen. Wir werden dahinter sein. Für uns ist alles klar. Alle Vorbereitungen sind abgeschlossen. Es hängt von der Finanzierung des Landes ab.
Ich muss schon sagen, ihre habt eine Menge vor und eine Menge zu tun.
Albert Gögele: Ja, da ist auch die Kirchplatzgestaltung in Partschins mit Musikpavillon, der Auszug der Bibliothek aus den Räumen der Feuerwehr in die umgebauten Räume des alten Widums in Rabland, aber auch die Kanalisation in den Partschinser Ortsteilen Vertigen und Salten. Dazu kommen noch die Verbauung des Zielbaches und der Neubau der Zielbachbrücke.
Pflegen Sie auch die Methode, sich für jedes Vorhaben oder Projekt einen Akt anzulegen wie Alt-Bürgermeister Tappeiner?
Albert Gögele: (Weist auf den Personalcomputer hinter sich) Ich benütze diese Methode. Das ist der erste PC in diesem Raum. Wir arbeiten seit kurzem mit einem neuen Protokollier-Programm. Da hört das mit den Zetteln weitgehend auf.
Interview Günther Schöpf
Günther Schöpf