„Noch haben wir die Zukunft selbst in der Hand“
Publiziert in 2 / 2006 - Erschienen am 25. Januar 2006
Latsch - „War’s das?“ „Ja, das war’s und jetzt müssen wir schauen.“ Der Schreiber erwartete einen zerknirschten Vorsitzenden der Latscher Skicenter GmbH, der mitteilen musste, dass die nötigen Geldmittel nicht aufzubringen sind, um das Skigebiet zu sanieren und zu erweitern. Gegenüber saß aber ein gefasster, fast künstlich ruhiger Thomas Rinner. Keine Regung verriet Anspannung und Last der letzten Monate. Fünf Millionen Euro zu sammeln ist ja nicht eine Stern-Singer-Aktion. Mitmenschen in einem bestimmten Alter müssen sich an dieser Stelle schon in die Lira-Zeit versetzen und den Ausdruck „fast 10 Milliarden-Lire“ langsam vor sich hinbuchstabieren, um eine Ahnung zu bekommen. Dabei hätte der seit dem Jahr 2000 amtierende Skicenter-Präsident seine Freizeit auch ohne diesen Auftrag im Kreise seiner Familie und mit seinen eigenen Projekten und Problemen im Camping- und Hotelbetrieb verbringen können.
„Soll das heißen, dass es nicht zu Ende ist?“ „Nein, es ist nicht zu Ende. Wir haben das Geld beisammen und jetzt müssen wir schauen.“ Fast wie ein Refrain kam das „Jetzt müssen wir schauen“.
Kein triumphierendes Lächeln, kaum Regungen der Befriedigung. Wenige Stunden nach dem entscheidenden Bericht an den Verwaltungsrat der Latscher Skicenter GmbH, schien sich Thomas Rinner selbst erst langsam zu überzeugen: „Es ist etwas gelungen, was unvorstellbar war.“ Ohne Euphorie und ohne einen Hauch von Selbstlob erzählte Rinner vom entscheidenden Treffen mit den Touristikern der Gemeinde Latsch am Montag, 16. Jänner um 14.00 Uhr. „An die 40 waren gekommen. Der Raika-Saal war ordentlich besetzt“, zum ersten Mal rang sich Rinner so etwas wie ein schelmisches Lächeln ab. Er sei auf das Schlimmste gefasst gewesen, aber nicht auf diese Welle der Solidarität von Seiten der Latscher und Tarscher und auf die Kompromissbereitschaft der Goldrainer Wirtschafter und Tourismustreibenden. Die Latscher Hoteliers hätten Wort gehalten, alle internen Streitsachen im Tourismusverein dem Unternehmen „Skicenter“ unter geordnet und hätten sich ein „Türl in die Zukunft“ offen gehalten. „Trotzdem…“, der Skeptiker in Thomas Rinner übernahm wieder die Kontrolle, „trotzdem ist noch nichts entschieden. Ich habe die Aufgabe, vor der Vollversammlung am 17. Februar die Tarscher Bürger zu informieren und aufs Neue mit den Verwaltern der Fraktionen Tarsch und Latsch zusammen zu kommen. Eins ist klar, wir haben keinen Spielraum mehr. Soviel Geld von soviel Wirtschaftstreibenden kann nicht in den Sand gesetzt werden. Wenn die Tarscher Bevölkerung und die beiden Fraktionen als Grundbesitzer es wollen und mittragen, werden wir die nächsten Schritte setzen. Unsere Vision, die übrigens von einem Tarscher zuerst gedacht wurde, sieht die Verlegung des Zubringerliftes vor. Wir können nicht nur den Jochlift errichten oder eine Talabfahrt bauen, wir müssen vor allem den Verkehr von Tarsch fern und eine Verbindung mit Ulten offen halten. Nur dann haben wir eine reelle Chance, ein Skigebiet mit Zukunft zu werden.“
Bauphasen und Finanzierung
Am 25. Februar 2005 wurde der Skicenter-Vollversammlung eine Machbarkeitsstudie vorgelegt zum Ausbau des Skigebietes „Tarscher Alm“. Darin wurden folgende Schritte mit folgendem Zeitplan vorgeschlagen:
1. Phase 2005/2006:
Der Bau des Jochlifts mit Beschneiungsanlage und Speicherbecken. Der Pistenausbau auf den oberen Scheibenböden und am Kaser-Lift mit Beschneiung.
2. Phase 2006-2007:
Talabfahrt mit Beschneiung, Modernisierungsmaßnahmen an Berg- und Talstation, Ankauf eines zweiten Pistengerätes, Parkplatzgestaltung, Kinderspaßpark.
3. Phase 2007/2008
Modernisierung des Zubringerliftes Latsch 1
4. Ausbauphase, spätestens 2008
Ausbau oder Revisionierung aller Lifte
Der Investitionsplan
Der Studie sah eine Gesamtsumme von über 24 Millionen Euro vor. Dazu müssten zwischen 2005 und 2010 alle mit dem Ski- und Wandergebiet direkt und indirekt in Verbindung stehende Tourismusbetreibende, Handelstreibende, Handwerker, Private, Sponsoren und Gemeinde Latsch 4,4 Millionen Euro aufbringen. 3,2 Millionen würden, über einen Nächtigungsschlüssel errechnet, allein auf die Tourismustreibenden entfallen. Die Banken müssten in den nächsten fünf Jahren 2,4 Millionen Euro aufbringen.
Inzwischen (seit 16. Jänner 2006) weiß man, dass 5 Millionen Euro aufgebracht worden sind, 2 Millionen allein von den Touristikern der Gemeinde Latsch. Da die Landesregierung Finanzierungsbeiträge für Aufstiegsanlagen in der Höhe von bis zu 50% gewähren kann, sieht Skicenter-Präsident Rinner die finanziellen Voraussetzungen für gegeben an. Die Verlegung der Talstation würde um ca. 3 Millionen Euro mehr kosten als die in der Studie vorgesehene Umrüstung des heutigen Zubringerliftes.
Günther Schöpf