Photovoltaikanlage der OG JUVAL geht bald in Betrieb
Publiziert in 11 / 2008 - Erschienen am 27. März 2008
Die Energiekosten sind für die Obstgenossenschaften seit jeher ein großer Ausgabenposten. Um diese Kosten in Grenzen zu halten, speziell auch in Anbetracht der stetig steigenden Energiepreise, setzen immer mehr Obstgenossenschaften im Vinschgau auf die Kraft der Sonne. Der Umweltaspekt spielt natürlich ebenfalls eine große Rolle.
Die Nutzung der Solarenergie wird vom Staat finanziell unterstützt. Auf den Dächern der ORTLER in Latsch (seit der Fusion mit der MIVO im Herbst 2007 Obstgenossenschaft MIVO-ORTLER, kurz MIVOR), wurde im Frühjahr 2007 auf einer Fläche von rund 5.000 Quadratmetern mit Investitionskosten von 4,12 Millionen Euro eine Photovoltaikanlage mit einer Jahresleistung von einer Million Kilowattstunden errichtet. Die GEOS in Schlanders hat am 3. Dezember 2007 eine so genannte integrierte Anlage mit einer Jahresleistung von rund 160.000 Kilowattstunden in Betrieb genommen.
Ab Ende April soll auch die Anlage der OG JUVAL in Kastelbell Strom erzeugen. Die Arbeiten sind zurzeit noch im Gang.
von Sepp Laner
Die Photovoltaikanlage der JUVAL ist eine so genannte „Dach parallel“-Anlage. Das heißt, dass die Solarplatten parallel zu den Dachflächen aufmontiert wurden. Der Staat fördert solche teilintegrierten Anlagen mit 40 Cent pro Kilowattstunde. Für den Bau der 560 kWp-Anlage hatten sich die Mitglieder auf der Vollversammlung im November 2007 einstimmig ausgesprochen. Ein kWp (Kilowatt peak) beschreibt die Nennleistung der Anlage bei maximaler bzw. idealer Sonneneinstrahlung. Diese Leistung schwankt im Vinschgau zwischen 1.150 und 1.200 Kilowattstunden pro Jahr. Pro kWp braucht es bis zu 8 Quadratmeter Solarplatten. Die Anlage der JUVAL soll laut dem Obmann Alois Alber jährlich zwischen 600.000 und 700.000 Kilowattstunden erzeugen. Mit dieser geschätzten Menge können in etwa 15 Prozent der jährlichen Energiekosten bestritten werden. Diese belaufen sich bei der JUVAL in Kastelbell inklusive des Lagers Tschars auf insgesamt zwischen 600.000 und 700.000 Euro im Jahr. Die Baukosten der Photovoltaikanlage, die bei knapp 2,5 Millionen Euro liegen, amortisieren sich laut Alber in 10 bis 12 Jahren. Die Solarplatten wurden in der Nähe von Berlin hergestellt. Den Großteil des Solarstroms wird die Genossenschaft für eigene Zwecke brauchen. Zusätzlich zum finanziellen Aspekt der staatlichen Förderung im Ausmaß von 40 Cent pro Kilowattstunde verweist der Obmann auch auf den ökologischen Beitrag, den die Genossenschaft mit der Nutzung der Sonnenenergie leistet. Angesichts der gegebenen Dachkonstruktion konnten die Solarplatten nicht nach Süden ausgerichtet werden, was noch besser wäre, sondern mussten west- bzw. ostseitig angelegt werden. Sollte sich die Anlage bewähren, ist es laut Alber möglich, in Zukunft noch weitere Dachflächen zu nutzen. Im besten Fall sei sogar eine Verdoppelung der derzeitigen Anlage denkbar. Hierfür müssten allerdings bestehende Dachflächen erneuert werden. Den größten Vorteil der Anlage sieht Alois Alber darin, dass man angesichts der steigenden Energiekosten zumindest teilweise auf hauseigenen Solarstrom zurückgreifen kann.
Bei der Photovoltaikanlage der GEOS in Schlanders, die seit Mitte Jänner voll in Betrieb ist, handelt es sich um eine so genannte vollintegrierte Anlage. Das heißt, dass die Solarplatten zugleich auch als Dach fungieren. Die mit Hochleistungsmodulen ausgestattete Anlage ist eine der ersten größeren vollintegrierten Anlagen dieser Art. Sie ist auf 150 kWp ausgelegt, sodass jährlich bis zu 160.000 Kilowattstunden erzeugt werden können. Die Baukosten beliefen sich auf rund 800.000 Euro. „Schon bei der Planung haben wir ganz bewusst die Nutzung der Solarenergie mit berücksichtigt“, sagt GEOS-Obmann Karl Dietl. Die Anlage fungiert als Dach neuer Lager- und Verladeräume. Auch Dietl wertet die Anlage als Beitrag für eine bessere Umwelt. Dass der Staat vollintegrierte Anlagen noch besser fördert, komme noch hinzu. Auf die Senkung der Energiekosten wirkt sich die Anlage freilich noch recht begrenzt aus. Eine Erweiterung, sprich Verdopplung der Anlage ist laut dem Obmann durchaus denkbar: „Wir beabsichtigen, einen Teil der bestehenden Hallen im Jahr 2009 abzureißen, zu erhöhen und neu zu bauen. Dabei werden wir sicher schon bei der Planung darauf achten, nach Süden ausgerichtete, vollintegrierte Solardächer zu errichten.“ Etwas schwieriger würde sich die Nutzung der Sonnenenergie beim Lager in der Örtlichkeit Holzbrugg gestalten. Dort ist die mögliche Nutzungsfläche zwar rund einen Hektar groß, aber es handelt sich um ein Flachdach.
Auch von der Architektur und Ästhetik her kann sich die Anlage der GEOS laut dem Obmann durchaus sehen lassen. Von oben betrachtet falle die Anlage kaum auf.
Ähnliches lässt sich auch von der Anlage der JUVAL sagen.
„Biogasanlagen
wären effizienter“
Der Energiefachmann Georg Wunderer (Obmann Energie-Werk-Prad Genossenschaft), begrüßt zwar die Nutzung der Sonnenenergie, verweist aber zugleich auf die derzeit noch sehr hohen Erzeugungskosten: „Pro kWp installierter Leistung einer Photovoltaikanlage muss man mit ca. 5.500 Euro an Investitionskosten rechnen. Die Lebensdauer der Anlagen liegt bei 25 Jahren, der Wirkungsgrad liegt derzeit nur bei rund 17 Prozent“. Das größte Problem zurzeit sei, dass viele Solarplatten in China hergestellt werden, „und zwar mit Kohlekraftwerken, also mit den größten CO2-Dreckschleudern überhaupt.“ Viel effizienter von den Erzeugungskosten und vor allem von der CO2-Bilanz her seien die Wind- und die Wasserkraft. „Ein Windrad in der Art, wie sie auf der Malser Haide stehen, kostet rund 1,3 Millionen Euro und erzeugt jährlich zwischen 1,7 und 1,8 Millionen Kilowattstunden. Bei der Photovoltaik muss ich rund 9 Millionen ausgeben, um in etwa auf den gleichen Kilowatt-Ertrag zu kommen,“ rechnet Georg Wunderer vor. Die CO2-Bilanz bei der Windkraft „ist super.“ Noch besser und noch effizienter sei nur die Wasserkraft.
Der Prader Energiefachmann hat außerdem eine Vision: „Angesichts des derzeitigen Standes der Technik und der Probleme mit der Photovoltaik wäre es meiner Meinung nach besser, Biogasanlagen zu bauen, die mit Mulchmasse und Fallobst betrieben werden.“ Das in Anlagen vergorene Material könnte dann wieder als hochwertiger Dünger in den Obstwiesen ausgebracht werden.
Auf die Frage, was er von diesem Vorschlag hält, meinte der JUVAL-Obmann Alois Alber: „Es wäre schwierig, die Mulchmasse einzusammeln und außerdem braucht es das gemulchte Gras auch für die Humusbildung. Was das Fallobst betrifft, so wird dieses zur Herstellung von Apfelsaft wiederverwertet und die ‚Apfeltrester’ werden schon jetzt zu Biogasanlagen geliefert.“
Mit Photovoltaik hält Prad übrigens alles eher als hinter dem Berg: Auf Dachflächen von Betrieben in der Gewerbezone wurden im Ausmaß von rund 14.400 Quadratmetern Solarplatten installiert.
Josef Laner