Vinschger Produkte laufen mit
Dietmar Waldner und Ignaz Veith (von links) bei einem Messe-Auftritt.

Reschenseelauf ist viel mehr als „nur“ Sport

Publiziert in 14 / 2013 - Erschienen am 17. April 2013
Abgesehen vom rein sportlichen Aspekt hat sich der Reschenseelauf mittlerweile auch zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor für das Oberland und das gesamte Tal entwickelt. Graun - 136 Männer und 22 Frauen beteiligten sich im Jahr 2000 an der ersten Auflage des Reschenseelaufs. Im Vorjahr genossen 2.122 Männer, 865 Frauen und 383 Kinder das einmalige Lauferlebnis am Reschensee. Auch Nordic Walker, Handbiker und Prominente gingen an den Start. Zusätzlich zu den Athletinnen und Athleten bevölkern jährlich auch tausende Angehörige und Freunde der Läufer und Läuferinnen das Oberland. Der Reschenseelauf gilt mittlerweile als die größte Laufveranstaltung Südtirols. Die Idee, den Reschensee mit der prächtigen Bergkulisse im Hintergrund und der wunderschönen Landschaft im Umkreis für eine Laufveranstaltung zu nutzen, wurde 1999 geboren. In diesem Jahr hatten die Malser Lauf-Legende Ignaz Veith und seine Mitstreiter den ASV Rennerclub Vinschgau Raiffeisen aus der Taufe gehoben. Die Teilnehmerzahl wuchs ab 2000 von Jahr zu Jahr. Ebenso die Be­mühungen, den Reschenseelauf nicht nur als Lauf-, sondern auch als Volks- und Familienfest für Einheimische und Gäste zu etablieren. International bekannt Der Reschenseelauf trägt seit 2000 dazu bei, den Bekanntheitsgrad des Oberlandes - mit dem Turm im Stausee als Wahrzeichen-, sowie des gesamten Vinschgaus im In- und Ausland zu steigern. Willkommene „Nebenwirkungen“ brachte und bringt die Laufveranstaltung nicht zuletzt auch für den Tourismus, die Landwirtschaft und die Wirtschaft insgesamt. Regionale Qualitätsprodukte wie Käse, Honig, Schüttelbrot, Erdbeeren, Speck und viele andere mehr laufen sozusagen mit. Dasselbe gilt zum Teil auch für Handwerksprodukte. Wenn die Veranstalter den Reschenseelauf Jahr für Jahr auf mehreren Messen in Italien, Deutschland und in Österreich vorstellen, werden zugleich auch regionale Qualitätsprodukte präsentiert. Zudem findet seit 2007 im Rahmen des Reschenseelauf immer auch ein großer Bauernmarkt statt. In Italien besucht das OK-Komitee, dem übrigens seit 2000 bis jetzt Gerald Burger aus Prad als Chef vorsteht, jährlich Messen in ­Florenz, Venedig und Rom, in Österreich in Wien und in Deutschland in München und Freiburg. Einmal wurde auch eine Messe in Hamburg besucht. Was Gerald Burger und seine Mannen dort erlebten, sagt viel über die Bedeutung des Seelaufs aus: „Als wir in die U-Bahn gingen, bemerkten wir einen Mann mit einem Reschenseelauf-Rucksack. Wir sprachen ihn an und er begann sofort von den guten Knödeln zu schwärmen, die er nach dem Lauf gegessen hatte.“ Ein anderes Beispiel: Ein Mann aus dem Unterland, der aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr teilnehmen kann, kommt trotzdem jedes Jahr nicht nur als Zuschauer nach Graun, sondern auch, um 20 kg Erdbeeren zu kaufen. Große Wertschöpfung Geht man laut Gerald Burger davon aus, dass alle Teilnehmer mit zumindest je einer weiteren Person anreisen, dürfte dies allein am Tag der Veranstaltung zu einer Wertschöpfung von rund 1 Million Euro führen. Die Übernachtungen, der nachhaltige Werbe-Effekt und weitere positive „Nebenwirkungen“ kommen noch dazu. Infolge des Reschenseelaufs sei vielen bewusst geworden, „dass wir hier im Vinschgau die schönste Laufregion des Landes haben. Es geht flach dahin, bergauf und bergab, und das immer in wunderschöner Landschaft.“ Der Reschenseelauf sei ein Beweis dafür, „dass man auch in der hintersten Ecke der Welt etwas Tolles und Einzigartiges auf die Beine stellen kann.“ Laufen statt „Tegeln“ Nicht zu unterschätzen ist außerdem der soziale und gesundheitliche Aspekt. Hand in Hand mit dem Aufschwung des Reschenseelaufs begeisterten sich immer mehr Menschen, vor allem auch Jugendliche, für den Laufsport. „Laufen statt ‚Tegeln‘“, bringt es Burger auf den Punkt. Einige Jahre nach der Premiere wurde der Haiderseelauf ins Leben gerufen. In mehreren Dörfern im Vinschgau wurden Laufvereine gegründet. Nicht zu bewältigen wäre der organisatorische Aufwand ohne die Mithilfe von Freiwilligen. Ihre Zahl ist mittlerweile auf ca. 400 angewachsen. „Der Vinschgau wird über die Grenzen hinausgetragen“ der Vinschger: Der Reschenseelauf hat sich mittlerweile zu einem großen Event entwickelt. Welche Bedeutung hat diese Sportveranstaltung aus der Sicht von „Vinschgau Marketing“, deren Direktor Sie sind? Kurt Sagmeister: Solche Veranstaltungen haben immer zwei Wirkungsbereiche, einen kurzfristigen und einen langfristigen. Kurzfristig zieht die Veranstaltung natürlich viele Zuseher an. Der langfristige Effekt ist fast noch wichtiger. Der Vinschgau wird von den Teilnehmern und vom OK-Team, das die Veranstaltung ja auch kräftig bewirbt, über die Grenzen hinausgetragen. Für uns passt die Veranstaltung auch sehr gut zur angestrebten Positionierung „Aktiv sein in Kulturlandschaft“. Der Turm im Reschensee, aber auch die restliche Umgebung sind eine perfekte Bühne für eine Laufveranstaltung. Prinzipiell könnte man ja um jeden See rumlaufen, dieser Platz strahlt aber offensichtlich - die Teilnehmerzahlen beweisen dies - etwas Besonderes aus. Lässt sich abschätzen, wie wichtig der Reschenseelauf für das „Füllen“ der Gästebetten auch außerhalb des Veranstaltungstages ist? Um außerhalb des Termins davon zu profitieren, ist es wichtig auch das nötige Angebot für Läufer weiter zu entwickeln und anzubieten. Sehr gut funktioniert das zum Beispiel mit Leichtathletik-Sportgruppen in Mals und Latsch. Auch dort hat man sich über internationale Meetings bekannt gemacht. Neben dem touristischen Faktor ist der Reschenseelauf auch ein Werbeträger für landwirtschaftliche Produkte aus dem Vinschgau geworden. Ist das nicht ein Paradebeispiel für eine gute Verzahnung zwischen Tourismus und Landwirtschaft? Auf alle Fälle, wir sagen bei „Vinschgau Marketing“ immer, dass Tourismus branchenübergreifend ist. Die Produkte unserer Landwirte sind auch gute Werbeträger für das Tal als Ferienort. Sehen Sie als „Vinchgau Marketing“ Chancen, im Vinschgau weitere Initiativen dieser Art zu lancieren? Die sehe ich durchaus, zum Beispiel wird uns im Bereich Mountainbike von Gästen große Kompetenz zugetraut. Einige gibt es ja auch bereits wie etwa den „Stelvio Bike Day“. Ende Mai kommt der Giro d‘Italia in den Vinschgau. In Hintermartell endet eine der Etappen, am Tag danach wird in Schlanders gestartet. Welche Bedeutung hat dieser „Rummel“ im Vergleich zum Reschenseelauf? Der Giro d‘Italia hat natürlich national und international eine weit größere Medienreichweite. Es sind beim Giro ca. 1.500 Journalisten akkreditiert. Der Reschenseelauf hat sich dafür in Läuferkreisen bereits etabliert. Der Giro wird jedoch nicht jedes Jahr in den Vinschgau kommen. Der Vinschgau wird vom Giro trotzdem profitieren, weil wir im Bereich Radfahren bzw. Radsport viel zu bieten haben und wir beim Giro dieses Angebot in die Auslage stellen können. Sepp Laner
Josef Laner
Josef Laner

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.