Schwarzer Tag …
… für die Sammelpartei im Vinschgau. STF legt gewaltig zu.
Vinschgau - Für die SVP Vinschgau wird der 22. Oktober 2023 als schwarzer Tag in die Geschichte eingehen. Mit 35,5 Prozent hat die Sammelpartei das bisher schlechteste Ergebnis im politischen Bezirk eingefahren. Landesweit sackte die SVP bei den heurigen Landtagswahlen auf 34,5 Prozent ab. Waren es im Vinschgau vor 5 Jahren noch knapp 51% gewesen, so konnte die Sammelpartei dieses Mal nur mehr 35,5% der Listenstimmen auf sich vereinen. Die Wahlbeteiligung in den 13 Vinschger Gemeinden ist im Vergleich zu 2018 etwas gestiegen. Waren vor 5 Jahren 76,6% der Wahlberechtigten zu den Urnen gegangen, so suchten am Sonntag 77,7% der insgesamt 27.023 wahlberechtigten Bürger-innen und Bürger die Wahllokale auf. Wie stark die SVP in den einzelnen Gemeinden Federn lassen musste und wie erheblich im Gegenzug der Stimmenzuwachs anderer Parteien bzw. Bewegungen war, geht aus der untenstehenden Grafik hervor. In Martell zum Beispiel brach der Stimmenanteil der SVP von 64,2% im Jahr 2018 auf nunmehr 42,7% ein, während das Team K von 13,1 auf 14,2% zulegte und die Süd-Tiroler Freiheit von 4,3 auf 17,3%. Die Liste „JWA – Wirth Anderlan“ kam in Martell auf Anhieb auf 7,4 und „Für Südtirol mit Widmannn“ auf 5,8%. Ähnliche Entwicklungen bzw. Stimmenbewegungen sind noch in vielen weiteren Gemeinden festzustellen.
SVP verfehlt ihr Wahlziel klar
Ihr großes Wahlziel, dieses Mal wieder zwei Vinschger SVP-Leute in den Landtag zu bringen und damit den Anspruch auf eine Vinschger Vertretung in der Landesregierung zu stärken, hat die SVP Vinschgau klar verfehlt. Nur der bisherige Mandatar Sepp Noggler hat den Sprung in den Landtag erneut geschafft, und das nur knapp. Landesweit bekam Noggler 6.117 Vorzugsstimmen. Vor 5 Jahren waren es noch 10.093 gewesen. Betrachtet man Nogglers Abschneiden in seinem Heimatbezirk Vinschgau, ist nahezu eine Halbierung der Vorzugsstimmen des Bauern-Kandidaten festzustellen: Nogglers Vorzugsstimmen brachen von 5.775 im Jahr 2018 auf nunmehr 3.030 ein. Auf der Liste der 13 gewählten SVP-Mandatare scheint Noggler auf Platz 11 auf. Nicht geschafft haben den Einzug in den Landtag der JG-Kandidat David Frank mit 4.647 Stimmen (3.203 davon aus dem Vinschgau) und die Laaser Bürgermeisterin Verena Tröger mit 4.434 Stimmen (3.215 davon aus dem Vinschgau). Stimmen eingebüßt haben im Vinschgau sowie auch landesweit bisherige Mitglieder der Landesregierung, wie etwa Arno Kompatscher, Philipp Achammer oder Maria Hochgruber Kuenzer. Den stärksten Stimmeneinbruch im Vinschgau muss neben Noggler der bisherige Landesrat Arnold Schuler hinnehmen: seine Vorzugsstimmen im Vinschgau schrumpften von 3.272 im Jahr 2018 auf jetzt nur noch 1.076. Landesweit wurde Schuler dieses Mal mit nur mehr 8.340 Stimmen in den Landtag gewählt.
„Viele Proteststimmen“
Von einer gehörigen Ohrfeige für seine Partei sprach am Montag der SVP-Bezirksobmann Albrecht „Abi“ Plangger. Er sei sich sicher, dass viele Proteststimmen von der SVP zur Süd-Tiroler Freiheit und zur Liste „JWA – Wirth Anderlan“ abgeflossen seien: „Wir machen die Arbeit und kümmern uns um die Vinschger Anliegen, während andere nur protestieren und Stimmen erhalten.“ Es gelte nun, die Partei neu aufzubauen und trotz der Schlappe weiterzumachen: „Wir werden auch mit diesem ‚Pflaster’ auf dem Kopf weiterhin arbeiten.“ Die Verantwortung als Bezirksobmann für das schlechte Wahlergebnis übernehme er natürlich voll und ganz.
Süd-Tiroler Freiheit legt kräftig zu
Nahezu verdoppelt hat die Süd-Tiroler Freiheit ihr Wahlergebnis im Bezirk Vinschgau. Die STF kam auf insgesamt 20,1%. Vor 5 Jahren waren es 10,6% gewesen. Das Vinschger Kandidaten-Team der STF hat im eigenen Bezirk beachtlich gut abgeschnitten: Benjamin Pixner holte 1.946 Vorzugsstimmen, Karin Meister 1.085 und Esther Tappeiner 632. Das Team K, das 2018 im Vinschgau als Team Köllensperger 18,1% erreicht hatte, schrumpfte auf 13,6 Prozentpunkte zusammen. Dorothea Kurz bekam in ihrem Heimatbezirk 876 Stimmen, Markus Hafner 763, Markus Sprenger 176 und Michaela Theiner 185.
Hanspeter Staffler nicht mehr im Landtag
Die Grünen konnten ihr Ergebnis im Vinschgau mit 6,5 Prozent zwar fast halten, haben aber den bisherigen Landtagskandidaten Hanspeter Staffler (Mals/Andrian) verloren, obwohl er im Vinschgau 690 Stimmen erzielte. Landesweit hatte Staffler sein Ergebnis auf 4.058 Vorzugsstimmen ausgebaut. Die neue Liste „JWA – Wirth Anderlan“ holte im Vinschgau 1.691 Listenstimmen (8,4%) und „Für Südtirol für Widmann“ 3,7%. Etwas abgebaut haben im Vinschgau die Freiheitlichen. Sie erzielten 1.319 Listenstimmen. Die Obfrau Sabine Zoderer aus Partschins bekam im Vinschgau 632 Vorzugsstimmen. Den Sprung in den Landtag hat sie mit landesweit 4.582 Stimmen allerdings nicht geschafft. Mindestens ebenso spannend wie die Landtagswahlen dürfte jetzt die Regierungsbildung in Bozen werden. Die große Frage ist, mit welchen politischen Partnern die SVP das Land Südtirol in den nächsten 5 Jahren regieren will und kann. Sepp