„Ins geat’s do guat“
Begleitetes Wohnen in Schlanders
Richard Klotz lebt seit Februar 2019 in der Seniorenresidenz.
Walter Tröger
Nadia Brenner (links) und Karin Tschurtschenthaler
Lukas Wielander (links) und Dieter Pinggera
Nach dem Einzug der ersten Bewohner vor knapp einem Jahr ist die Seniorenresidenz in Schlanders mittlerweile fast voll besetzt.
Die Freude über den gelungenen Bau der Seniorenresidenz ist allseits groß.

Selbstständig, aber nicht allein

Seniorenresidenz offiziell eröffnet. 10 von 12 Wohnungen sind vergeben.

Publiziert in 43 / 2019 - Erschienen am 10. Dezember 2019

Schlanders - Man hört es fast alle Tage: das Durchschnittsalter der Menschen nimmt stetig zu. Der demografische Wandel führt auch dazu, in der Begleitung und Betreuung älterer Menschen neue Wege zu gehen. Der Wunsch der meisten Seniorinnen und Senioren ist es, so lange wie möglich zu Hause zu leben. Zwischen dem Zuhause und dem Einzug in ein Wohn- und Pflegeheim können aber Welten liegen. So gibt es etwa immer mehr ältere Menschen, die grundsätzlich noch sehr selbstständig sind, aber doch ein Mindestmaß an Begleitung brauchen bzw. sich eine solche wünschen. Genau für diese Gruppe von Menschen hat die Gemeinde Schlanders eine neue Struktur geschaffen. Es ist dies die Seniorenresidenz. Die ersten Bewohner sind vor fast einem Jahr eingezogen. Mittlerweile sind 8 der insgesamt 12 Kleinwohnungen besetzt, 2 sind vergeben und die restlichen 2 werden auch nicht mehr lange unbewohnt bleiben.

„So ein Haus war notwendig“

„Es hat sich gezeigt, dass Schlanders so ein Haus braucht“, sagte die zuständige Gemeindereferentin Monika Wielander Habicher am 7. Dezember bei der Segnung und offiziellen Eröffnung der Seniorenresidenz. Mit Bürgermeister Dieter Pinggera stimmte sie darin überein, dass es notwendig war, zusätzlich zu den bestehenden 10 klassischen Seniorenwohnungen und den Angeboten im Bürgerheim auch eine Struktur für begleitetes Wohnen zu schaffen. Schon 2011 hatte sich die Gemeinde auf Initiative des damaligen Gemeindereferenten Heinrich Fliri auf die Suche nach einem geeigneten Standort gemacht. Dieser sollte sich in der Umgebung des Bürgerheims befinden.

Lange Baugeschichte

2012 wurden Verhandlungen und Gespräche mit Hans und Ulrich Wielander aufgenommen. Die Familie Wielander erklärte sich bereit, rund zwei Drittel des ehemaligen Obstmagazins in der Hauptstraße an die Gemeinde abzutreten. Pinggera blickte auf die jahrelangen, nicht immer leichten Vorarbeiten zurück, sowie auf den Bau der Seniorenresidenz, mit dem am 19. September 2016 begonnen wurde. Die Baukosten beliefen sich auf insgesamt 1,68 Millionen Euro. 600.000 Euro davon steuerte das Amt für Senioren bei, 340.000 Euro stammten aus dem Rotationsfonds und den Rest (740.000) stemmte die Gemeinde mit Eigenmitteln. Für die Ausgaben der Einrichtung setzte die Gemeinde 225.000 Euro Eigenmittel ein. 120.000 Euro kamen vom Amt für Senioren. Den Ankauf des Gebäudeanteils bzw. des Bauvolumens hatte die Gemeinde ebenfalls mit Eigenmitteln (600.000 Euro) bestritten. Pinggera dankte allen, die dazu beitragen hatten, das Vorhaben zu verwirklichen, im Besonderen der Familie Wielander, dem Architekten Lukas Wielander, den Technikern, Handwerkern und Betrieben, den Nachbarn, dem früheren Referenten Heinrich Fliri, seiner Nachfolgerin Monika Wielander Habicher und dem Land für die Mitfinanzierung.

Kein Nullachtfünfzehn-Bau

Architekt Lukas Wielander sagte, dass es ihm nicht darum gegangen sei, irgendeinen modernen „Nullachtfünfzehn“-Bau zu entwerfen, „sondern ein Gebäude, das mit seinen Außenfassaden an alte Vinschger Wohnhäuser erinnert.“ Bei der Innengestaltung habe er Wert darauf gelegt, die Wohnungen individuell zu gestalten und gleichzeitig das Element des Gemeinsamen und der Gemeinschaft zur Geltung zu bringen, zum Beispiel mit der Schaffung einer großzügigen Gemeinschaftsstube im Erdgeschoss. Die Seniorenresidenz mit 6 Stockwerken auf der hinteren und 5 auf der vorderen Seite ist an das Fernheizwerk angeschlossen, verfügt über einen Aufzug, ist behindertengerecht ausgestattet und beherbergt neben der Gemeinschaftsstube auch einen Bügel- und Waschraum sowie weitere Gemeinschafsträume.

Jeden Tag eine Morgenrunde

Mit der fachgerechten Begleitung bzw. Betreuung der Bewohner ist die Bezirksgemeinschaft Vinschgau beauftragt worden. „Es ist unser Ziel, nur so viel zu helfen wie notwendig und die Bewohner möglichst in ihrer Selbstständigkeit zu belassen“, brachte die Direktorin der Sozialdienste, Karin Tschurtschenthaler, das Konzept auf den Punkt. Wie die Koordinatorin Nadia Brenner, die „gute Seele“ des Hauses, ausführte, findet jeden Morgen ein Rundgang durch das Haus und die Wohnungen statt. Es wird gefragt, ob jemand etwas braucht, ob alles in Ordnung ist und ob man für irgendetwas behilflich sein kann. „Unser Ziel ist es, dass sich eine Gemeinschaft bildet und gute nachbarschaftliche Beziehungen entstehen“, sagte Nadia Brenner dem der Vinschger. Unterstützt wird die Koordinatorin von Fachkräften der Hauspflege. Laut Karin Tschurtschenthaler wird das begleitete und betreute Wohnen zu einem immer breiteren Arbeitsfeld der Bezirksgemeinschaft. Zusätzlich zu Prad, Martell und Schlanders werde die Bezirksgemeinschaft in Zukunft auch für Strukturen in Glurns und Kastelbell zuständig sein.

Höchstens 420 Euro Miete

Die Höhe der Miete für die Kleinwohnungen, die übrigens teilmöbliert übergeben werden und die alle über eine kleine Küche verfügen, wird je nach Einkommen der Bewohner berechnet. Manche zahlen weniger als 100 Euro, andere 200 oder mehr. Als Obergrenze gelten 420 Euro. 8 Euro pro Tag und Bewohner kommen als Beitrag für die Begleitung dazu. Es muss an 7 Tagen in der Woche eine Mindestbegleitung von einer Stunde im Haus angeboten werden. Die Kleinwohnungen sind für Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Schlanders vorgesehen, die mindestens 65 Jahre alt sind. Wie Walter Tröger, Richard Klotz und andere Bewohner bei der Eröffnungsfeier bestätigten, lässt es sich in der Seniorenresidenz gut leben. „Ins geat’s do guat“, sagte Richard. Er ist am Schludernser Berg aufgewachsen und war nach dem Militärdienst 50 Jahre lang landwirtschaftlicher Arbeiter in Kortsch. Seit dem Februar 2019 lebt der 67-Jährige in der Seniorenresidenz. Gesegnet hat das neue Gebäude und die Bewohner Dekan P. Mathew Kozhuppakalam. 

Josef Laner
Josef Laner

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