Mit Mountainbike-Karte vorgeprescht

Sonst werden wir „überradelt“

Publiziert in 22 / 2010 - Erschienen am 9. Juni 2010
Vinschgau – Alle wissen es: Der Vinschgau ist vom Gelände, den Routen und auch dem Wetter her geradezu dafür geschaffen, sich zu einer Mountainbikeregion der Extraklasse zu mausern. Auf dem Weg dahin gibt es allerdings Holpersteine. Einen „Bremsklotz“ sieht der Mountainbike-Pionier Martin Gruber aus Goldrain im teils schwachen und vor allem langsamen Einsatz seitens der öffentlichen Verwaltungen und der Tourismusorganisationen. Auch aus diesem Grund hat Gruber kürzlich auf eigenes Risiko und eigene Kosten die erste Mountainbike-Karte für den Vinschgau herausgebracht. Bezirkspräsident Johann Wallnöfer, Bauerbundbezirksobmann Andreas Tappeiner und Karl Pfitscher, Präsident des Tourismusverbandes Vinschgau, sehen darin ein unausgereiftes und voreiliges Vorpreschen. Ihr Hauptkritikpunkt: Das Einverständnis der Grundeigentümer ist offiziell nicht gegeben. Hoteliers und Gastwirte hingegen sind sich darin einig, dass es höchst an der Zeit war, eine solche Karte aufzulegen. von Sepp Laner Schon früh hat der passionierte Mountain­biker ­Martin ­Gruber erkannt, dass der Vinschgau beste Voraussetzungen hat, ein Paradies für Mountainbiker zu werden. Martin Gruber: „Wir haben nicht nur ein super Gelände, sondern auch tolle Routen und in der Regel auch Wetterverhältnisse, die nicht nur im Sommer zum Bergradfahren einladen, sondern auch im Frühjahr und im Herbst.“ Was bisher auf dem Mountainbike-Sektor im Vinschgau geschah, sei fast ausschließlich auf Privatinitiativen zurückzuführen: „Vor zehn Jahren wurden erstmals 20 GPS-Touren als Navigationshilfe für Hotelgäste angeboten. 2001 verkehrte erstmals ein Bike-Taxi im Vinschgau und 2003 haben sich 12 Bikehotels zusammengeschlossen“, so Gruber. Ebenfalls 2003 fand im Vinschgau die erste Ausbildung für Mountainbike-Guides statt. Die Zahl der Bikehotels ist mittlerweile auf rund zwei Dutzend angewachsen. Leider versandet sei aufgrund des Versiegens der Geldmittel das 2004 initiierte Projekt „Rad-Bike-Arena“. Es handelte sich um ein Gemeinschaftsprojekt des Tourismusverbandes Vinschgau sowie des Engadins und des Tiroler Oberlandes. Vor zwei Jahren wurde eine Umfrage unter Gästen durchgeführt. Als Vorteile nannten die befragten Mountainbiker das Klima, die relativ kurze Anreise sowie das große Tourenangebot. Als Nachteil wurde unter anderem das Fehlen beschilderter Mountainbikerouten und einer Mountainbike-Karte angeführt. Um endlich eine solche Karte auf die Welt zu bringen, hatte sich Martin ­Gruber an die Bezirksgemeinschaft gewandt, an mehrere Bürgermeister sowie an Vertreter aus dem Tourismussektor. Es gab mehrere Aussprachen und Zusammenkünfte. Dass es nicht gelungen ist, eine von allen mitgetragene, sozusagen offizielle Karte in Umlauf zu bringen, begründet Bezirkspräsident Johann Wallnöfer damit, „dass wir als Bezirk von Anfang an darauf bestanden haben, dass vorab das Einverständnis der Grundeigentümer gegeben sein muss.“ Es sei vereinbart worden, dass Martin Gruber ein einheitliches Gesamtkonzept vorlegt, das dann mit den Grundeigen­tümern, bei denen es sich großteils um Fraktionen und Gemeinden handelt, besprochen werden sollte. Wallnöfer: „Der von Gruber eingeschlagene Weg ist sicher der richtige und wir sind uns bewusst, dass das Mountainbiken viel Potential in sich birgt, doch auf den Gesamtvorschlag warten wir noch heute.“ Gesamtvorschlag insofern, als viele Routen quer durch mehrere Gemeinden verlaufen, „und ein einheitliches Konzept daher notwendig und sinnvoll ist.“ Ähnlich wie Wallnöfer äußert sich auch der ­Laaser Bürgermeister und Bauernbundbezirksobmann Andreas ­Tappeiner: „Es gab in Laas ein Treffen, bei dem uns Gruber seine Vorschläge unterbreitet hat.“ Neben Gemeindevertretern nahmen daran auch Vertreter aller Fraktionen, der Forstbehörde, des AVS und weitere Organisationen teil. „Nicht alle der von Gruber vorgeschlagenen Wegteilstücke wurden gutgeheißen. Außerdem bestanden wir darauf, dass die Vorschläge mit den anderen Gemeinden abgesprochen werden, dass die Grundeigentümer ihr Einverständnis geben und dass vorab noch ein Aussprache mit Versicherungsexperten stattfindet, um einen genauen Einblick in die 2008 vom Land abgeschlossene Haftpflicht- bzw. Rechtsschutzversicherung zum Schutz der Grundeigentümer zu gewinnen“, so ­Tappeiner. Es sei eine „ungute Ge­schichte“, dass Martin Gruber nun im Alleingang und auf eigenes Risiko diese Karte herausgebracht hat. Karl Pfitscher, der Präsident des Tourismusverbandes Vinschgau, hält fest: „Der Mountainbike-Tourismus ist uns seit jeher wichtig. Es ist grundsätzlich nur zu begrüßen, dass Martin Gruber versucht, hier etwas weiterzubringen. Die von ihm herausgebrachte Karte ist allerdings eine private Initiative.“ Etliche Bürgermeister seien von Grubers Vorschlägen nicht gerade begeistert gewesen. Pfitscher: „Es geht nicht an, irgendwelche Routen festzulegen, ohne vorab alles abzuklären, speziell was das Einverständnis der Grundeigentümer betrifft und die Frage der Haftung.“ Dass die Mountainbike-Karte jetzt in einer Zahl von 3.000 Stück aufliegt, „hat auch uns im Verband überrascht,“ so Pfitscher. Der Verband seinerseits habe das Projekt einer Routen-Mappe neu aufgegriffen: „Darin sind ca. 30 Routen vorgesehen, die von allen Mountainbikern ohne Probleme befahren werden können.“ Dass der Tourismusverband versucht habe, das Projekt von Martin Gruber zu boykottieren, stimme nicht. Gruber hingegen sagt, dass sich der Tourismusverband am Ende ziemlich herausgehalten habe und dass der Einsatz der politisch Verantwortlichen ruhig hätte größer sein können. Er seinerseits habe sich die Mühe gemacht, unzählige Wege und Routen abzufahren, zu erheben und auszuwerten. Rund 3.000 Stunden habe er investiert, um die Vorarbeiten für die Mountainbike-Karte zu leisten. Bei seinen Touren habe er festgestellt, dass die allgemeine Akzeptanz den Mountainbikern gegen­über größer sei als oft angenommen: „Almleute, Betreiber von Buschenschänken und viele Beherbergungsbetriebe wissen es sehr wohl zu schätzen, wenn Biker bei ihnen einkehren und übernachten.“ Während in Nachbarregionen der Bike-Tourismus mit viel Geld beworben und gefördert wird, etwa mit einheitlichen Beschilderungen und speziellen Karten, stecke der Vinschgau diesbezüglich trotz aller natürlichen Vorzüge noch weitgehend in den Kinderschuhen. „Die Konkurrenz im benachbarten Österreich, in der Schweiz, aber auch in Gegenden wie im Livigno-Gebiet schläft nicht. Wenn wir nicht aufpassen, werden wir ‚überradelt’“, warnt Gruber. Schon ­allein von der Wertschöpfung her, die der Bike-Tourismus generiert und in Zukunft noch stärker generieren wird, verdiene sich dieser Sektor mehr Augenmerk. Wie rapide es seit dem Bau des Ragwegenetzes im Tal mit dem Fahrradtourismus bergauf gegangen sei, liege mittlerweile auf der Hand. Von den Bike-Touristen sagt Gruber, dass rund ein Drittel in den Vinschgau kommt, um geführte Touren mit Bikeguides zu unternehmen. Ein Drittel nehme jegliches Hilfsmittel zur Hand, das sie vorfinden – etwa das Wanderwege-Portal des Alpenvereins Südtirol – und beim Rest handle es sich um Abenteurer, die eigenständig und ohne viele Informationen Wege und Steige befahren. Einen ersten öffentlichen Dämpfer habe der Bike-Tourismus 2009 hin­nehmen müssen, als der damalige Bürgermeister von Stilfs aufgrund von Klagen seitens mehrerer Wanderer den Goldsee-Weg kurzerhand zusperrte. „Solche Negativschlagzeilen verbreiten sich leider sehr rasch“, bedauert Gruber. Was ihm noch Leid tut, ist, dass viele Touristiker - die Bikehotels natürlich ausgenommen - nicht in der Lage seien, Biker fachlich und ausreichend zu informieren. Auch diese Lücke könnte mit der Mountainbike-Karte Vinschgau bis zu einem bestimmten Ausmaß geschlossen werden. Die Karte - sie kostet 8,80 Euro - liegt in vielen Hotels und Tourismusbetrieben sowie in Trafiken und Geschäften auf. Martin Gruber weist die Mountainbike-Freunde auch auf „Vinschgauer Mountainbike Verhaltensregeln“ hin: Respekt und angepasste Geschwindigkeit, Schließen von Weidezäunen, Rücksicht auf die Tierwelt; Achtung auf andere Nutzer der Wege usw..Ob Gruber mit seiner Karte Erfolg haben oder ob es nur ein gut gemeinter Vorstoß sein wird, bleibt abzuwarten. Evelin Tschenett vom Haus ­Tschenett in Prad ist sich zwar bewusst, dass Martin Gruber mit der Herausgabe der Karte eine Polemik ausgelöst hat, „doch im Grunde hat er nur etwas sehr Wichtiges und längst Überfälliges getan. Es war höchst an der Zeit, eine solche Karte aufzulegen.“ Die Gemeindepolitik in Prad und in anderen Gemeinden hätte sich viel früher und viel intensiver um dieses Anliegen kümmern müssen. Auch Tschenett warnt davor, „dass uns andere Moutainbike-Regionen ringsum links und rechts überholen. Dabei hätte der Vinschgau beste Voraussetzungen gehabt, hier eine Vor­reiterrolle zu übernehmen.“ Es sei schon sonderbar, dass derartige Probleme in anderen Regionen, in denen die Wälder zu fast 100 Prozent privaten Eigentümern gehören, schon vor Jahren gelöst werden konnten, „während es hier bei uns, wo der Großteil der Wälder den Fraktionen und Gemeinden gehört, noch zu keinem Durchbruch gekommen ist.“ Wäre eine Mountainbike-Karte viel früher und im Einvernehmen aller herausgebracht worden, hätte man auch das leidige Problem Wanderer-Mountainbiker bereits in den Griff bekommen können. Die Politik aber handle einfach zu langsam „und uns sind leider die Hände gebunden.“ Die Eigeninitiative Grubers sei insofern nur begrüßenswert. Und noch ein weiteres Problem spricht Evelin Tschenett an: „Auf der lombardischen Seite des Nationalparks gibt es beschilderte Mountainbike-Routen mit dem Logo des Nationalparks. Hier bei uns hingegen heißt es, das sei Sache der Gemeinden. Es ist höchst an der Zeit, dass es in diesem Punkt auch im Außenamt des Nationalparks in Glurns zu einem Umdenken kommt.“ Der Wert des Mountainbike-Tourismus sei von vielen noch nicht erkannt worden: „Wir als Insider wissen sehr wohl, wie wichtig es ist, unsere Betriebe auch mit Mountainbikern auslasten zu können“, so Tschenett. „Wir sind seit ca. zweieinhalb Jahren Mitglied von VinschgauBIKE und verzeichnen jährlich einen beachtlichen Zuwachs an Bikegästen, zu bestimmten Zeiten sind sie für uns gar nicht mehr wegzudenken und tragen erheblich zur besseren Betten­auslastung bei. Ich glaube, hier auch im Namen einiger meiner Kollegen sprechen zu dürfen“, sagt Roland Gurschler vom Hotel Obermoosburg in Goldrain. „Bisher haben wir unsere Bikegäste per GPS und Kartenausdruck mit eingezeichnetem Routenverlauf durch den Vinschgau gelotst und dabei darauf geachtet, viel benutzte Wanderwege nach Möglichkeit auszuklammern. Jetzt haben wir nun endlich eine auf den Biker zugeschnittene Karte, auf der nur die für den Mountainbiker interessanten Wege eingezeichnet sind. Wir finden es einen beachtlichen Fortschritt, da sich der Biker nun darauf verlassen kann, dass die Wege – immer unter Berücksichtigung seines Könnens und der ‚Spielregeln’ – für ihn geeignet sind“, so Gurschler weiter. Bisher habe es für den ­Biker nur Wanderkarten gegeben, auf ­denen naturgemäß alle Wege aufscheinen und somit Biker oft auf Wegen zu finden waren, auf denen es unweigerlich zu Konflikten mit Wanderern kommen musste oder die für Mountainbiker aus den verschiedensten Gründen nicht befahrbar sind. „Wir stellen außerdem fest“, so Gurschler, „dass sich der Mountainbike-Tourismus im Vinschgau schon sehr gut etabliert hat und auch noch ausbaufähig ist, bereits jetzt trägt er erheblich zu unserer Wert­schöpfung bei.“ Als „eine der besten Bike-Regionen der Welt“ wird der Vinschgau auf der Website www.bike-sportreisen.de/Vinschgau.html bezeichnet. „Mountainbiken gewinnt immer mehr an Popularität und hat sich bei den gut verdienenden, sportlichen und naturverbundenen Gästen etabliert“, hält Klaus Krawelitzki von SUN+FUN Sportreisen in Deutschland dazu fest. Das Bedürfnis, sich in intakter Natur sportlich zu be­tätigen werde weiter wachsen „und Regionen die sich schon heute auf die Bedürfnisse von Mountainbikern einstellen, werden in Zukunft zu den Gewinnern gehören.“ Dabei lassen sich Mountainbiker laut ­Krawelitzki gerne leiten und durch ortskundige Guides oder sinnvolle Beschilderungen oder Karten dorthin führen, wo sie gewünscht sind. Es bedürfe keiner Verbote um Konflikte zu entschärfen, sinnvolle Regelungen und Absprachen treffen das Bedürfnis dieser Gäste. „Für uns als Reiseveranstalter ist der Vinschgau eine der schönsten Mountainbike-Regionen der Welt und wir sind gerne bereit, unsere ­Gäste in den Vinschgau zu schicken.“ Initiativen wie die des Martin Gruber tragen dazu bei, „dass sich unsere Gäste im Vinschgau wohl fühlen und gerne ein zweites und drittes Mal in den Vinschgau kommen.“ Ein einmaliges Trailparadies warte ­zwischen Meran und dem Reschensee auf die Biker: „Trails, Sonne und Lebensqualität. Diese drei Punkte stehen für den Vinschgau. Trails auf allen Ebenen lassen jede Tour zum Erlebnis werden...Nachhaltigkeit wird im Vinschgau groß geschrieben. Tradition und Umweltbewusstsein, gesunde und ausgewogene Ernährung mit ein­heimischen Produkten, gepflegte Trails, sehr gut ausgebildete Guides und eine verantwortungsvoller Umgang mit den natürlichen Ressourcen zeichnen die Region und damit auch die Bikerinnen und Biker aus. Die Summe von allem macht den Vinschgau zu einer der besten Bike-Regionen der Welt!“. Dass Südtirol in Sachen Mountainbike-Regionen bzw. Voraussetzungen dafür nachhinkt, hat kürzlich auch Ignaz Zublasing vom Bike Competence Center in einem ff-Beitrag unterstrichen. Er sprach sich für eine Art Streckenleitplan für das Biken aus. „Unsere Nachbarn sind uns auf diesem Gebiet um Jahre voraus. In Österreich genauso wie im Trentino und in der Schweiz profitieren Dutzende Tourismusorganisationen und vor allem Aufstiegsanlagen von den bikenden Gästen, ohne die der Sommer für viele im Defizit verlaufen würde“, so Zublasing gegenüber ff. Es obliege den Gemeinden, sich um das Einverständnis der Grundeigentümer zu kümmern. „Ein Miteinander ist möglich“ „Wenn sich alle an bestimmte Spielregeln halten, ist ein Miteinander möglich“, sagt Siegfried Rinner, Direktor des Südtiroler Bauernbundes, den wir zum Spannungsfeld Landwirtschaft-Moutainbiken befragten. „Der Vinschger“: Herr Rinner, Sie sind ­Direktor des Südtiroler Bauernbundes und begeisterter Mountainbiker. Ist es nicht oft so, dass Mountainbiker und Grund­eigentümer einander „beißen“? Man hört immer wieder, dass sich auch Bauern und Almleute über Mountainbiker ärgern. Siegfried Rinner: Die Begeisterung für das Mountainbiken ist schon noch da, aber leider fehlt mir derzeit die Zeit für diesen schönen Sport. Es stimmt aber, dass es hier Konflikte gibt. Wenn sich aber alle an bestimmte Spielregeln halten, ist ein Miteinander möglich. Diese Spielregeln müssen aber noch festgeschrieben werden. Gerade auf dem Land müssen wir mehr denn je zusammenarbeiten. Keiner darf dabei aber das Gefühl haben, dass ihm das Fell über die Ohren gezogen wird! Glauben Sie, dass das Mountainbiken auch für die Grundeigentümer bzw. ­Bauern Vorteile bringen kann? Siegfried Rinner: Mountainbiken hat ein großes touristisches Potential. Südtirol ist mit seiner guten Infrastruktur, dem herrlichen Wetter und der wunderbaren Landschaft ein Traumland für Mountainbiker. Wir sollten als Landwirtschaft keine Mauern bauen, sondern die Segel setzen, um den günstigen Wind zu nutzen. Auch die Bauern und Bäuerinnen können und müssen von diesem Trend profitieren. Die Mountainbiker sind gute Gäste, die ihr Geld auch bei bäuerlichen Schankbetrieben und beim Urlaub auf dem Bauernhof ausgeben. Inwieweit sind Besitzer und Bauern geschützt, wenn es auf ihren Grundflächen zu Unglücks- oder Schadensfällen kommt? Siegfried Rinner: Es besteht eine Haftpflichtversicherung und eine Rechtsschutzversicherung von Seiten des Landesverbandes der Tourismusorganisationen LTS. Über diese Polizze sind alle Grund­eigentümer in Südtirol versichert. Natürlich muss jeder Bauer oder jede Bäuerin trotzdem eine Haftpflichtversicherung für den Hof haben. Das gehört zu einem Betrieb einfach dazu. Wer keine Haftpflichtversicherung auf seinem Hof hat, handelt verantwortungslos gegenüber seiner Familie und gegenüber Dritten. Durch den Mountainbike-Verkehr müssen die Grundeigentümer auch bei ihrer Arbeit vorsichtiger sein, was natürlich einen Mehraufwand darstellt. Welchen Beitrag muss die Landwirtschaft leisten, um den Mountainbike-Tourismus zu fördern und was erwarten Sie sich als Bauernbunddirektor von den Tourismusorganisationen? Siegfried Rinner: Bei dieser Frage muss ich zunächst ein bisschen weiter aus­holen. Der Vinschgau, der mir als Vinschger natürlich besonders am Herzen liegt, hat eine Frischzellenkur in wirtschaftlicher Hinsicht notwendig. Der Tourismus könnte dabei sicherlich am schnellsten zur wirtschaftlichen Belebung des Tales beitragen. Hierzu braucht es aber einen Aufschwung, eine Aufbruchstimmung und gemeinsame, klare Konzepte. Und alles das vermisse ich derzeit. Vielleicht sollten die Gemeinden bzw. die Bezirksgemeinschaft hier stärker das Heft in die Hand nehmen, denn der Tourismusverband setzt eindeutig zu wenig Impulse. Mit dem Moutainbike-Tourismus könnte der Vinschgau eine Nische besetzen. Die Tourismusorganisationen sollten dafür günstige Rahmenbedingungen schaffen: mit den Grundeigentümern die Routen vereinbaren, beschildern und in Stand halten, Regeln für die Nutzung der Routen aufstellen und kontrollieren, die Bewerbung der Region als Mountainbikeparadies vorantreiben, bestehende private Initiativen unterstützen und Wege finden, dass die Bäuerinnen und Bauern auch an der Wertschöpfung beteiligt werden. Zu tun gibt es also genug. Interview: Sepp Laner
Josef Laner
Josef Laner

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