Schnalser Skigebiet blickt nach vorn

Strategiepapier zeigt, wo es hingehen soll

Publiziert in 3 / 2008 - Erschienen am 30. Januar 2008
Schnalstal – Im Sommer 2007 musste das Schnalstaler Ganzjahres-Skigebiet die Pisten wegen Schneemangels sperren. Auch zwei Jahre zuvor war es im Sommer zu einer Schließung gekommen. Damit solche Ausfälle, die das Image des Gletscherskigebietes alles eher als fördern, künftig ausbleiben, hat die Gletscherbahnen AG die Ärmel aufgekrempelt. Es wurde eine Beschneiungsanlage am Gletscher gebaut. Der Bau der Anlage wurde im September 2007 abgeschlossen, um im Sommer und speziell im Herbst 2008 gute Schneeverhältnisse garantieren zu können. Die Beschneiung am Gletscher ist die erste von mehreren Maß­nahmen, wie sie ein auf drei Jahre ausgelegter Strategieplan (2008 – 2010) der Gesellschaft vorsieht. „Mit der Umsetzung dieses Stra­tegieplans wollen wir das Skigebiet qualitativ verbessern, die Vorraussetzungen für deutlich mehr Frequenzen schaffen und die wirtschaftlichen ­Ergebnisse steigern“, stimmen der Verwaltungsratspräsident Florian Kiem und Direktor ­Helmut ­Sartori in einem Gespräch mit dem „Vinschger“ überein. Auf den Weg gebracht hatte den Strategieplan der im April 2007 neu gewählte Verwaltungsrat. Die „alte“ Mannschaft war damals fast zur Gänze ausgetauscht worden. „Wir haben uns ein halbes Jahr lang eingearbeitet und das Strategiepapier vorbereitet“, blickt Florian Kiem, Wirtschafts- und Steuerberater in Meran, zurück. Im November 2007 stimmte der Verwaltungsrat dem Plan zu. Die erste Maßnahme, nämlich der Bau einer Beschneiungsanlage am Gletscher, ist bereits umgesetzt. „Dank dieser Anlage können wir garantieren, ab 2008 sowohl im Sommer und noch mehr im Herbst mit stets guten Pistenverhältnissen am Gletscher aufzuwarten“, ist ­Helmut ­Sartori (im Bild) überzeugt. Die Pistenverhältnisse im Sommer sind stark vom Schneefall im Winter bzw. von den Temperaturen im Sommer abhängig. Hier macht sich ganz klar der Klimawandel bemerkbar. Besonders arg kann die Lage werden, wenn es am Gletscher regnet. Um im Sommer und Herbst Schnee genug zu haben, wird am ­Gletscher schon im Winter Schnee erzeugt. Im Sommer sind es vor allem Trainingsmannschaften aus aller Herren Länder, die sich am Schnalser Gletscher auf die Wettkämpfe vorbereiten. Die Zahl der so genannten Privatgäste hält sich laut Sartori im Sommer in Grenzen, „und bei diesen Gästen handelt es sich großteils um Snowboarder.“ Besonders wichtig für die Gesellschaft sind außerdem die Monate Oktober und November. Sartori: „In dieser Zeit, ganz speziell aber im November, arbeiten wir traditionsgemäß sehr gut, zumal die Skigebiete im Umkreis noch geschlossen sind.“ Der Präsident und der Direktor sind überzeugt, dass mit der Beschneiung im Winter gute Verhältnisse im Sommer und Herbst garantiert werden können. Eine ähnliche Anlage im Mölltal in Kärnten, die sich die Schnalser angesehen hatten, habe sich bisher gut bewährt. Außerdem sei die Beschaffenheit des Gletscheruntergrundes im Schnalstal besser als im Mölltal. Auch die zweite Maßnahme des Strategieplans ist bereits zum Großteil umgesetzt. Es handelt sich um den Bau eines Blockkraftheizwerkes in Kurzras. Das Heizwerk (600 kW) soll Ende Jänner geliefert und Mitte Februar in Betrieb genommen werden. Ziel ist es laut Florian Kiem, die Hotels und Betriebe in Kurzras mit Strom und Wärme zu beliefern. „Dadurch sind wir energiemäßig unabhängig und gegen etwaige Stromausfälle gefeit.“ Für diese zweite Maßnahme im Jahr 2008, zu der auch mehrere Liftrevisionen und weitere Arbeiten zur qualitativen Verbesserung des Skigebietes gehören, sind insgesamt rund 1,4 Millionen Euro vorgesehen. Für 2009 hat sich die Gesellschaft vorgenommen, das noch ausstehende, rund einen Kilometer lange Teilstück der Bescheinung längs der Talabfahrt von der Schmugglerscharte bis zum Gletscher fertig zu stellen. „Hand in Hand mit dem Bau dieser Anlage schlagen wir außerdem zwei Fliegen auf einen Streich“, freut sich der Präsident, „denn wir werden zusätzlich zum bisherigen Wasserkraftwerk, das die Gesellschaft bereits vor Jahren erbaut hat, ein zweites E-Werk errichten.“ Dass ein zusätzliches Wasserkraftwerk auch wirtschaftlich rentabel ist, liegt auf der Hand. Als das Kernstück des Strategieplans wertet die Gesellschaft die Ausweisung neuer Tourismuszonen im ­Schnalstal. ­Florian Kiem: „Wir reden hier nicht nur von Kurzras, sondern vom ganzen Tal. Es muss uns gelingen, die Bettenzahl im Schnals­tal zu erhöhen.“ Der Direktor wird noch konkreter: „Die Zahl der Gästenbetten ist in den ­letzten Jahren zurückgegangen. Derzeit haben wir nur rund 2.200 Betten im Tal, welche nur zum Teil im Winter geöffnet sind. Angesichts der Förderleistung unserer Aufstiegsanlagen, ich spreche von 15.000 Personen pro Stunde, ist diese Zahl viel zu klein. Sulden zum Beispiel verfügt im Vergleich zum Schnalstal über deutlich mehr Betten.“ Die Möglichkeit, in einer so genannten strukturstarken Gemeinde – Schnals ist als solche eingestuft – neue Tourismuszonen auszuweisen, ist aufgrund des neuen Raumordnungsgesetzes gegeben. ­Erste Vorgespräche mit dem HGV Schnals, mit dem Tourismusverein und auch mit der Gemeinde hat es bereits gegeben. „Es gab nur positive Rückmeldungen. Auch die Gemeindeverwaltung ist gewillt, in diese Richtung zu arbeiten, es geht ja schließlich um die gesamtwirtschaftliche Weiterentwicklung des ganzen Tales“, so der Präsident. Was die derzeitige finanzielle Situation der Schnalstaler Gletscherbahnen AG betrifft, so ist es laut ­Florian Kiem (im Bild) gelungen, die Verschuldung in den letzten Jahren abzubauen: „Spätestens ab 2008 soll und wird es eine ausgeglichene Bilanz geben. Das ist kein Wunschdenken, sondern ein realistisches Ziel, das sich umsetzen lässt.“ Immerhin habe die Gesellschaft in den vergangenen 10 Jahren rund 25 Millionen Euro investiert. Dass daher die Abschreibungen derzeit noch mächtig zu Buche schlagen, liegt auf der Hand. Der Jahresumsatz der AG, die im Winter übrigens bis zu 95 Personen beschäftigt, bewegt sich bei rund 8 Millionen Euro. Die jährliche Wert­schöpfung in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro soll laut dem Präsidenten in Zukunft merklich gesteigert werden: „Wenn es gelingt, die Frequenzen mit geeigneten Maßnahmen, wie sie unser Strategiepapier vorsieht, zu steigern, und wenn auch andere Rahmenbedingungen stimmen, wird die Wertschöpfung steigen und wir werden Geldmittel zur Verfügung haben, um ab dem Jahr 2010 größere Investitionen, wie etwa neue Liftanlagen bzw. Pisten, zu tätigen. Diese Vorhaben sind mittel- bzw. langfristig gesehen unerlässlich.“ Positiv ausgewirkt habe sich auf die Bilanz der Gesellschaft die Verpachtung des gesellschaftseigenen Hotel Zirm (250 Betten). Dieses Hotel wird seit eineinhalb Jahren von einem Pächter geführt. Zur mehrfach geäußerten Kritik, wonach die Qualität der Fremdenverkehrsbetriebe in Kurzras zu wünschen übrig lasse, meinten Kiem und Sartori, dass eine Konkurrenz nur Vorteile bringen würde. Diese Meinung werde auch von Hoteliers und Wirtschaftstreibenden in Kurzas geteilt. „Was wir brauchen, sind qualitativ hochwertige Betriebe“, so Helmut ­Sartori. Dass es gelungen ist, viele Gäste aus Polen anzuziehen, wertet die Gesellschaft als sehr positiv: „Die Polen sind nach den Deutschen und Italienern unsere drittgrößte Gästeschicht, außerdem handelt es sich dabei um Wochengäste, und das ist sehr wichtig.“ Schnalser Skigebiet in Zahlen Pistenkilometer: 35 km Aufstiegsanlagen: 12 blaue Pisten: 10 km rote Pisten: 10 km schwarze Pisten: 15 km Rodelpiste: 3,3 km Langlaufloipen: 10 km Snowparc Weiter ausbauen will die AG auch das Veranstaltungs- und Event-Angebot. So wurde zum Beispiel in diesen Tagen unter dem Motto „Eisfestival im Eisdome“ auf dem Schnalstaler Gletscher eine weltweit einzigartige Eiskonstruktion geschaffen, nämlich eine insgesamt rund 20 Meter hohe „Kathedrale“ aus Schnee und Eis. Verantwortlicher Künstler ist Tim Linhart aus den USA, der heute in Nordschweden lebt. Ab sofort bis Anfang April steht das „Icemusic Festival“ auf dem Programm. An Sonntagen gibt es Konzerte von bekannten Musikern, gespielt auf Instrumenten aus Eis. Der Eintritt zu dieser Konzertreihe ist kostenlos. Weiters Infos über Workshops für Architektur und Musik sowie über Führungen und Konzerte erteilt der Tourismusverein. Der Gast im Mittelpunkt Um die Zufriedenheit der Gäste weiter zu verbessern, setzt die Schnalstaler Gletscherbahnen AG auf die persönliche Weiterbildung ihrer Mitarbeiter. Der Umgang mit dem Gast ist hierbei ein entscheidender Faktor. In einem ersten Ansatz der Weiterbildung wurde daher der Umgang mit dem Gast in den Mittelpunkt gerückt. Geleitet hat das Seminar Alois Kronbichler von der „Kohl & Partner Tourismusberatung“ in Gais. Aufgeteilt in zwei Gruppen erarbeiteten die Mitarbeiter der Gletscherbahnen AG anhand von Beispielen alle Aspekte der Kundenkommunikation vom gepflegten einheitlichen Auftritt bis hin zur Bearbeitung von Reklamationen. Weiters entwickelten sie selbstständig eigene Richtlinien, zu deren Einhaltung sie sich selbst verpflichteten. „Eine Schulung der Mitarbeiter ist eine entscheidende Investition in die Zukunft,“ ist Geschäftsführer Helmut Sartori überzeugt. Otto Rainer, täglich im Kundenkontakt an der Kasse, konnte wichtige Erkenntnisse aus der Veranstaltung mitnehmen: „Das Seminar hat uns geholfen, die Sichtweise des Gastes besser zu verstehen. Es wurde uns klar, dass der Kunde unser erster Geldgeber ist und auch entsprechend behandelt werden muss.“ Von größter Bedeutung sei außerdem das gute Funktionieren der internen Kommunikation.
Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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