Tappeiner neuer BM Bürgerliste mit Bombenergebnis

Tappeiner Bürgermeister Bürgerliste überrascht

Publiziert in 10 / 2003 - Erschienen am 22. Mai 2003
[F] Laas hat auf seine eigene Art und Weise die Nach-Platter-Ära begonnen. Andreas Tappeiner ist erwartungsgemäß -, aber knapp - zum neuen Bürgermeister gewählt worden. Gegen alle Erwartungen hat die Bürgerliste und ihr Chef Oswald Angerer für Südtiroler Verhältnisse ein Traumergebnis erzielt. von Hansjörg Telfser [/F] Auf der einen Seite ein Sieger, der nicht richtig glücklich sein wollte, und auf der anderen Seite ein Verlierer, der das Lächeln eines Siegers hatte. Die Rede ist vom neuen Laaser Bürgermeister Andreas Tappeiner und vom Bürgermeisterkandidaten der Bürgerliste Oswald Angerer. Der Laaser Bauer und Bauernbundbezirksobmann Tappeiner galt als großer Favorit. Das Ergebnis überraschte dann doch. In der heißen Wahl vor drei Jahren gegen seinen Vorgänger Wolfgang Platter erreichte Tappeiner bereits 929 Stimmen. Diesmal waren es nur wenige mehr 937. Und hätte er nicht in den Fraktionen den entscheidenden Vorsprung geholt, würde in Laas wie im Pusterer Ahrntal ein Bürgerlisten-Mann die Gemeinde führen. Daher überraschte bei der Wahl am vergangenen Sonntag die Bürgerliste am meisten. Sie rechnete eigentlich mit Verlusten, da ihr das große Feindbild Platter abhanden gekommen war. Ein überglücklicher Angerer dazu: „Ich hätte mir dieses Ergebnis nicht zu träumen gewagt.“ Er selbst legte im Vergleich zur 2000er Wahl um 110 Prozent (!) auf 794 Stimmen zu und seine Bürgerliste gewann ein Mandat dazu. Im Gemeinderat stellt sie nun fünf Vertreter. Besonders punkten konnte sie in Eyrs. Eine Folge davon: Die SVP-Liste Eyrs verlor ein Mandat (siehe Kasten). Das Ergebnis von der vergangenen Wahl wiederholen konnten die SVP-Liste Laas-Tanas-Allitz. Sie stellt wieder 10 Gemeinderäte. Genauso konnte Tschengls seine drei Sitze halten. Wieder nicht gereicht hat es für „Brunello“ Bruno Lorenzani und seine „Socialisti Democratici Italiani“. Mit 61 Stimmen verfehlten sie das letzte zu vergebende Restmandat nur äußerst knapp. Durch die Listeverbindungen der drei SVP-Listen konnten diese zwei der drei Restmandate gewinnen, eines holte sich die Bürgerliste. Von den Standesorganisationen konnten vor allem die Laaser Bauern mit einem Superergebnis aufwarten. Neben dem Bürgermeister schafften auch alle drei Kandidaten - Luis Tscholl, Wilma Puintner-Reisinger und Günther Tappeiner den Sprung in den Rat. Wermutstropfen an der ganzen Sache für die Bauern: SVP-Ortsobmann Tscholl und Puintner-Reisinger haben im Vergleich zur Wahl vor drei Jahren eindeutig Federn lassen müssen. Mit einem blauen Auge kamen die Arbeitnehmer auf der Laaser SVP-Liste davon. Von den Fünf wurden immerhin noch zwei gewählt: Der Forstbeamte Andreas Feichter und die Kapellmeisterin Verena Tröger. Erschreckend schwach dagegen das Abschneiden der Wirtschaft. Nur den Fliesenleger und Feuerwehrkommandanten Roman Horrer gelang es, einen Sitz zu ergattern. Das zweite Mandat kommt durch Bürgermeister-Kandidat Helmut Horrer dazu, der mit seinen 488 Stimmen im Kampf gegen Tappeiner und Angerer einen Achtungserfolg landete. Klare Verhältnisse herrschen in Tschengls. Gemeindeassessor Markus Hauser bekam von 262 SVP-Stimmen immerhin 221, was einem Anteil von über 84 Prozent entspricht. Mit einem ähnlichen Ergebnis konnte der Eyrser Bürgerlisten-Vertreter Benedikt Zangerle aufwarten. Er schaffte es im eigenen Dorf bei 153 Bürgerlisten-Stimmen sogar auf 132, was einem Verhältnis von über 86 Prozent gleichkommt. Interessant sind auch die Zahlen aus der Wahlsektion 1. Sie war 2000 noch die Hochburg von Wolfgang Platter. 308 Stimmen holte der Ex-Bürgermeister damals. Diesmal gelang es Oswald Angerer mit 304 Stimmen fast das Platter-Ergebnis zu erreichen. Seine Bürgerliste kam am Sonntag in derselben Sektion nur auf magere 185 Listenstimmen. [K] Kommentar [/K] [F] Einbinden [/F] Abgerechnet wird im Jahr 2005. Dann können die Laaser entscheiden, ob es sich mit einem Bauern an der Spitze der Gemeinde leben lässt. Das Marmordorf hatte immer schon mehr frei denkende Geister als die übrigen Orte des Tales. Arbeiter - vor allem jene der Marmorindustrie, heute jene der Hoppe - haben andere Interessen als die Bauern. Doch dies muss nicht zwangsläufig heißen, dass man nicht miteinander kann. Der Bürgermeister wird gut daran tun, alle Schichten und Gruppen einzubinden. Dankbarkeit wird er sicher den Fraktionen gegenüber zeigen müssen - vielleicht mit einem Vizebürgermeister Markus Hauser aus Tschengls, aber auch die Bürgerliste - von einem Viertel der Bevölkerung gewählt -, wird man nicht von der Macht im Ausschuss ausschließen können.
Hansjörg Telfser
Vinschger Sonderausgabe

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