Edelweiß verliert Blüten, die Kandidaten aber schaffen es
Am Dach der Partei „brannte“ es zwar, doch die Kandidaten holten die Kastanien für sie aus dem Feuer; links Richard Theiner, rechts Josef Noggler und in der Mitte ebenfalls ein Josef Noggler, der mit der Politik aber nicht allzuviel am Hut hat.

Theiner, Noggler und Schuler „ab nach Bozen“

Publiziert in 38 / 2008 - Erschienen am 29. Oktober 2008
Vinschgau – Auch im Bezirk Vinschgau sind die Freiheitlichen die eindeutigen Sieger der Landtagswahlen 2008. Der SVP versetzten die Wähler eine kräftige Ohrfeige, die noch lange schmerzen dürfte. Das Ziel, dieses Mal zwei Kandidaten nach Bozen zu bringen, hat die SVP Vinschgau aber erreicht, und das ist ein großer Erfolg. Zusätzlich dazu zieht auch der Plauser Bürgermeister Arnold Schuler mit einem Super-Ergebnis in den Landtag ein. Dem Bündnis Grüne/BLC hatten viele mehr zugetraut, doch der Erfolg blieb aus. Ziemlich abgeschlagen verlässt auch die Union für Südtirol die Wahlkampf-Arena. Nicht so die Süd-Tiroler Freiheit, die ein gutes Ergebnis einfuhr. Nachfolgend erste Stellungnahmen und Analysen der Schicksalswahl 2008. von Günther Schöpf, Oskar Telfser und Sepp Laner Roselinde Gunsch Koch (SVP): „Wir haben das Ziel, unsere zwei Kandidaten in den Landtag zu bringen, erreicht,“ sagte die Obfrau der SVP Vinschgau, Roselinde Gunsch Koch, in einer ersten Stellungnahme. Das hervorragende Ergebnis von Landesrat Richard Theiner auf Landesebene wertet Gunsch Koch so: „Richard Theiner hat gut gearbeitet und der Wähler hat das entsprechend honoriert“. Nicht minder groß ist ihre Freude darüber, dass auch Josef Noggler den Sprung in den Landtag geschafft hat: „Der Bezirk hat zusammengehalten. Die Voraussetzungen dafür, dass wir dieses Mal zwei Kandidaten nach Bozen bringen, hätten besser nicht sein können.“ Vor zu viel Euphorie aber warnt die Bezirksobfrau. Die SVP habe stark verloren, „und es muss uns schon zu denken geben, dass so viele Stimmen zu den Freiheitlichen gewandert sind.“ Überglücklich über das Wahlergebnis der Freiheitlichen auf Landes- und auch Bezirksebene gab sich Oswald Angerer aus Laas, der Bezirkssprecher der Freiheitlichen im Vinschgau. Das Super-Ergebnis in seiner Heimatgemeinde (27,1 Prozent) komme noch hinzu. Angerer freut sich, dass seine Partei nun 5 Vertreter im Landtag stellt. Wären es 6 gewesen, wäre auch Angerer nach Bozen gezogen. So ist er der erste Nicht-Gewählte auf der Liste der Freiheitlichen. Christine Taraboi Blaas (Union für Südtirol): „Für die Union für Südtirol haben die Landtagswahlen nicht den erhofften Ausgang bzw. das erhoffte Ergebnis gebracht, wir haben uns sicherlich mehr erwartet. Trotz der Stimmenverluste stehen wir im Vinschgau aber noch gut da. In den letzten eineinhalb Jahren seit der Spaltung ist es der Union leider nicht gelungen, sich mit einem klaren Profil zwischen den beiden Blöcken ‚Freiheitliche’ und ‚Süd-Tiroler Freiheit’ zu etablieren. Auch mit dem persönlichen Ergebnis kann ich nicht zufrieden sein. Der Wähler hat jedoch so entschieden, trotz allem bedanken wir uns bei den Wählerinnen und Wählern für das Vertrauen und die Unterstützung.“ Reinhold Ladurner (Süd-Tiroler Freiheit): „Mit dem Ausgang der Landtagswahlen und dem Erreichen von zwei Mandaten sind wir von der ‚Süd-Tiroler Freiheit’ natürlich sehr zufrieden. Auf diesem Ergebnis lässt sich gut aufbauen, es gilt nun die vorgegebenen Ziele umzusetzen. Auch mein persönliches Abschneiden erfreut mich. Ohne die Unterstützung der vielen überzeugten Helferinnen und Helfer wäre dieser Erfolg sicherlich nicht möglich gewesen, ihnen gilt unser aufrichtiger Dank.“ Karl Trojer (Demokratische Partei/PD): „Mein persönliches Abschneiden ist sehr enttäuschend, mieser hätte es für mich - vor allem in Schlanders - nicht ausfallen können. Irgendetwas ist da schief gelaufen, es ist nicht gelungen, der Bevölkerung die Ziele und das Programm der Partei zu vermitteln. Die Bevölkerung reagierte auf die vorgezeichneten und so genannten Feindbilder, viele hatten wohl Angst, man wolle der SVP oder den deutschen Parteien etwas wegnehmen. Dramatisch erscheint vor allem der starke Stimmenzugewinn für die deutschen Oppositionsparteien, dieser Rechtsruck ist praktisch eine Kopie der Wahlen in Italien und Österreich.“ Lauter „blaue Augen“ und viele demokratische Spuren im Tal Glurns: Die „Stadtler“ haben die Südtiroler Volkspartei weder ganz abstürzen, noch die Freiheitlichen allzu „frech“ werden lassen. Und sie haben ein grünbürgerliches Herz. Mit 8,4 Prozent haben die Glurnser die beiden Vinschger Spitzen, Waltraud Plagg und Rudi Maurer hoch leben lassen. Richard Theiner hat nur einen bescheidenen Aderlass hinnehmen müssen und Kollege Sepp Noggler ist die Rom-Bachverbauung nicht angekreidet worden. Arnold Schuler auf Rang vier der „SVP-Hitliste“ darf sich freuen. Das Modell „Eva“ scheint nicht mehr zeitgemäß; 42 Stimmer weniger als 2003 bekam Eva Klotz von der Süd-Tiroler Freiheit. Fast ebenso viele holte sich Oswald Angerer, Leader der Vinschger Freiheitlichen. Graun: Ein ähnliches Bild vermitteln die „Oberländer“. Vielleicht haben sie angenommen, der „Richi“ kommt ohnehin in den Landtag; minus 250 Stimmen ist aber doch ein „Patzen“. Auch die Grauner standen stramm hinter den beiden Vinschger und haben Arnold Schuler nicht ganz so viel Stromkompetenz zugetraut; Rang fünf für den Plauser. Kastelbell-Tschars: Auch in Kastelbell-Tschars ist man mit Richard Theiner nicht sehr zimperlich umgegangen; er verlor 235 Stimmen. Bezirkspräsident Sepp Noggler stieß auch nicht auf überwältigende Zustimmung bei den SVP-Wählern. Er musste sich nach Arnold Schuler mit Rang vier begnügen. Eine Abfuhr gab es auch für die Union; Andreas Pöder und Christina Taraboi verloren weit mehr als die Hälfte der Stimmen von 2003. Aufsteiger in der südöstlichsten Vinschger Gemeinde (Bezirk) scheint ohne Zweifel Sven Knoll von der Südtiroler Freiheit zu sein, der seine Stimmen verdreifachen konnte. Laas: Die Freiheitlichen trumpften in der Heimatgemeinde des „F-Urgesteins“ Oswald Angerer mit 27, 1 Prozent erwartungsgemäß auf und er selbst übernahm die Spitze in der F-Rangliste. Unter den Erwartungen blieb sein Mitstreiter in der Gemeinde, Adalbert Tschenett aus Tschengls. Freuen wird sich SVP-Frauenchefin Martha Stocker, die ihr Ergebnis von 2003 deutlich verbessern konnte. Die Union erlitt im Marmordorf fast ein kleines „Waterloo“. Deutlich zum Ausdruck kam, dass die Laaser dem „Newcomer“ Sven Knoll (S-Freiheit) mehr zutrauten als der schon „vertrauten“ Eva Klotz. Latsch: Was muss „Lokalmatador“ Richard Theiner denken, wenn er in seiner Heimatgemeinde 414 Stimmen weniger einfährt als 2003? Von den SVP-Haudegen konnte nur Thomas Widmann zulegen. Dass der Latscher André Pirhofer Freiheitlichen-Stimmen auf sich vereinen kann, durfte man annehmen, aber dass Pius Leitner und Ulli Mair so ankamen, schaut schon wie „blauer Protest“ aus. Auch in der „Apfelhauptstadt“ mussten Andreas Pöder und Christina Taraboi (Union) einen schrecklichen Aderlass hinnehmen. Mals: Niemand kam ganz unter die Räder und niemand konnte sich sonderlich was einbilden. Die Obervinschger trauten sich nicht, Sepp Noggler, ihren ersten Bürger, an die Spitze zu setzen und sie ließen Richard Theiner gerade noch spüren, dass ihnen einiges gegen den Strich geht. „Bahnboss“ ­Thomas Widmann konnte als einer der wenigen SVP-ler seine Stimmen gegenüber 2003 verdoppeln. Pepi Stecher errang einen Achtungserfolg, aber hinter den blauen Zugpferden Leitner und Mair. Die Grünen an dritter Stelle fuhren eines ihrer besten Ergebnisse nach Glurns und Schlanders ein; Waltraud Plagg erreichte achtbare 111 Stimmen vor Rudi Maurer, 93. Bruno Pileggi holte sich seine Stimmen für den Partito Democratico; aber auch die „Blonde“ vom „Popolo“, Michaela Biancofiore, fand in Mals ihre Anhänger. Martell: Wer hätte je gedacht, dass die Sammelpartei in Martell 15,7 Prozent verlieren würde? Wie in allen Vinschger Gemeinden dachte man sich wohl auch im „Plima-Tal“: Der Richard wird wohl… Was der Widmann als Zug-Referent im Tal, hatte er in Martell wohl als Tourismuslandesrat erreicht: eine Erhöhung der Stimmen gegenüber 2003. Naturns: Blaue Überraschung auch in Naturns. Die Proteststimmen gegen die Machenschaften der Macher hat wohl Rudi Fasolt eingeheimst und nur zum Teil die Grünen mit Hans Heiss an der Spitze. Wie in den anderen „Burggräfler Gemeinden des geographischen Vinschgaus wurde Landesrat Theiner auf der Naturnser SVP-Liste hinter dem Landeshauptmann und Neueinsteiger Arnold Schuler gereiht. Überraschend präsent auch in Naturns Sven Knoll von der Südt-Tiroler Freiheit. Partschins: Richard Theiner sollte den Gesundheitsdienst in Partschins verstärken und die einzige Gemeinde belohnen, die ihm mehr Stimmen zuteilte als 2003. Landsmann Sigmund Kripp wurde deutlich zurückgestuft und die Vinschger Grünen wurden nicht einmal wahrgenommen. Plaus: Die Frage, wem die SVP es verdankt, dass sie nur 5,2 Prozent verloren hat, ist ­müßig. Der Gemeindenverbands­präsident Arnold Schuler hat das Schlimmste verhindert und die Bürger an sich gebunden. Prad: Die Prader SVP-Wähler haben Landeshauptmann Luis Durnwalder und Hans Berger mit mehr Stimmen bedacht als 2003 und dem Malser Sepp Noggler ihr Vertrauen ausgesprochen. Gesteigert haben sich die Freiheitlichen und ­kamen auf über 20 Prozent. Mit den 90 Stimmen für Rudi Maurer sicherte sich die GrünenBürgerliste ihr drittbestes Ergebnis im Tal. Die Union kam auf ihr bestes Ergebnis von allen 16 angeführten Gemeinden mit 7,7 Prozent. Schlanders: So grün oder so bürgerlistenlastig wie Glurns war nicht einmal der Vinschger Hauptort Schlanders trotz des Heimspiels von Waltraud Plagg und ihrer vielen Mitstreiter. Die einstige Hochburg der Union ist fast zertrümmert worden. Thomas Widmann und Martha Stocker (SVP) wurden belohnt und Richard Theiner in Maßen abgestraft. Auch in Schlanders muss das „Modell Eva (Klotz)“ als ausgedient betrachtet werden; der Nachfolger Sven Knoll steht in den Startlöchern. Nur 15 Stimmen brachte der Ex-Schlanderser Karl Trojer der PD. Michaela Biancofiore wird wohl so etwas wie italienische Proteststimmen bezogen haben. In Schlanders stößt man auch auf Spuren der „Leghisti“ mit Roland Atz. Schluderns: Zu Füßen der Churburg konnten die Freiheitlichen das größte Erfolgserlebnis im Tale verbuchen. Die „einheimische“ Romina Eberhöfer steigerte sich von 18 auf 148 Stimmen. Die Sammelpartei befand sich sozusagen im freien Fall und verlor 19,4 Prozent. Nur Thomas Widmann rettete sich mit einem Plus über die Runde. Schnals: Das „Ötzi-Tal“ stand nach wie vor zur SVP, strafte aber beide Spitzenkandidaten, Durnwalder und Theiner, ab und gab Schuler viel Vertrauensvorschuss. Schnals ist übrigens die Gemeinde mit der schwächsten Freiheitlichen-Fraktion. Stilfs: Stattlich auch die Gewinnspanne der Freiheitlichen in Stilfs mit über 20 Prozent. Wohl im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit als Tourismuslandesrat muss man den Stimmenzuwachs für Thomas Widmann sehen. Wenig Grünes hatten die Stilfser am Hut. Taufers im Münstertal: Auch in der Heimatgemeinde von Bezirksobfrau Rosalinde Gunsch Koch konnte sich die SVP nicht vor einem Rückgang von 16,8 Prozent bewahren. Aber die Tauferer SVP-Wähler blieben patriotisch und reihten Theiner und Noggler deutlich an die Spitze. Neben Thomas Widmann gelang auch Seppl Lamprecht zu einem Plus an Stimmen gegenüber 2003. Das Einstehen für den Rom-Bach hat sich für die GrünenBürgerliste nicht bemerkbar gemacht.

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