9-11 Die Welt steht still
Jugendliche wagen sich an schwieriges Thema
Im Bild (v.l.): Daniel Trafoier, Nadja Senoner, Julia Horrer, Philipp Fliri, Annalena Alber, Matthias Haller, Julian Gurschler, Lara Peer, Fabian Müller, Alexander Klotz, Hannes Tscholl und Andrea Gurschler.

„Tragik und Angst, aber auch viel Hoffnung“

Letzte Vorbereitungen für ein besonderes Musical, das ab dem 29. März in der Drusus-Kaserne aufgeführt wird.

Publiziert in 10 / 2019 - Erschienen am 19. März 2019

Schlanders -  Wie kommt man dazu, ein Theaterstück zu den Terroranschlägen zu schreiben, die am 11. September 2001 nicht nur New York und die USA, sondern die ganze Welt erschütterten? „Wenn ich Stücke schreibe, greife ich immer Dinge auf, die mein Leben bewegt haben“, sagt Daniel Trafoier, Autor und Regisseur des Musicals „9-11 Die Welt steht still“. Nach monatelanger Probenarbeit ist für die Jugendgruppe des Theatervereins Schlanders nun die letzte heiße Phase vor der Premiere am 29. März angelaufen.

Besonderer Spielort

Das Besondere an diesem Musical ist neben der Wahl des Themas und die Art der Aufbereitung desselben auch der Aufführungsort. Gezeigt wird es nämlich in der Mehrzweckaula im ehemaligen Versorgungsgebäude in der Drusus-Kaserne, wo schon vor einiger Zeit die Sanierungsarbeiten für die Schaffung des Innovations- und Gründerzentrums BASIS angelaufen sind. In der Mehrzweckaula wurde u.a. eigens für die Musical-Aufführung eine Bühne errichtet. Daniel Trafoier und Nadja Senoner, die Obfrau des Theatervereins, danken der Gemeinde und dem Team von BASIS für die Bereitschaft, diesen besonderen Spielort zur Verfügung zu stellen. Zum genauen Inhalt von „9-11 Die Welt steht still“ will Daniel Trafoier nur so viel verraten, dass es sicher nicht darum gehen wird, die Terroranschläge von 2001 zu inszenieren: „Das wird nicht dargestellt, sondern nur erwähnt.“

Keine Inszenierung der Anschläge

Viel wichtiger sei, was in der Zeit nach dem 11. September geschah: „Die Anschläge verursachten den Tod von fast 3.000 Menschen. Zusätzlich zu dieser Tragik galt es damals, trotz allem wieder aufzustehen, zu retten, zu helfen, zusammen zu stehen und - vor allem - die Hoffnung nicht zu verlieren.“ Es sei in erster Linie dieser Aspekt, der mit dem Musical hervorgehoben werden soll. „Trotz aller Tragik und Angst ist das Musical kein Trauerspiel.“ Er werde zwar viele Gänsehautmomente geben, „aber im Vordergrund stehen die Menschen, vor allem auch die Helfer und die Millionen Menschen, die in New York eingeschlossen waren und sich organisieren mussten.“ Vieles taten sie gemeinsam. Man trauerte zusammen, feierte zusammen, schöpfte zusammen Hoffnung. Anlässlich des 10. Gedenktages der Anschläge heißt es im Stück wörtlich: „Wir denken an die Zeit zurück, wie es denn damals war, wir denken heute den ganzen Tag, was uns damals geschah. Heute Abend ehren wir, was wir verloren haben, wir gedenken aber auch, was wir gefunden haben.“

Bei aller Tragik auch Hoffnung

Auch Nadja Senoner meint, „dass es nicht nur darum geht, sich dessen zu erinnern, was geschehen ist, sondern auch darum, dankbar zu sein für das, was wir dazugewonnen haben.“ Die schrecklichen und tragischen Ereignisse von 2001 „ließen die Welt innehalten, aber sie ließen auch Neues entstehen, öffneten Türen und gaben neuen Welten und neuen Geschichten Raum.“ Bei „9-11 Die Welt steht still“ stehen 15 Oberschülerinnen und Oberschüler aus dem ganzen Vinschgau auf der Bühne. Rund ein Dutzend weiterer Jugendlicher hilft im Hintergrund mit.

Mehr als nur Theater

Wenn Jugendliche bereit sind, ihre Freizeit in intensive Probenarbeit zu investieren, Rollen einzulernen, zu singen und zu tanzen geht das laut Nadja Senoner weit über das klassische Theaterspielen hinaus. Die Mitwirkenden seien in vielen Bereichen gefordert. Mit einigen von ihnen hat der Vinschger gsprochen. Für Annalena Alber aus Göflan ist das Mitwirken beim Musical „pure Freude“. Sie tue nichts lieber als bei den Proben dabei zu sein. Die Erfahrungen, die sie im Vorjahr als Darstellerin beim Musical „Ouhne diar!“ machen durfte, „waren super, aber heuer ist die Begeisterung noch größer.“ Auch Philipp Fliri aus Prad war beim Musical 2018 dabei. Zu „9-11 Die Welt steht still“ meint er, dass die Probenarbeit zwar noch intensiver sei, „doch das bedeutet für mich keine Belastung. Im Gegenteil, ich kann mir nicht vorstellen, die Freizeit besser zu verbringen.“ Auch Matthias Haller aus Morter ist von Kopf bis Fuß mit Begeisterung dabei: „Es ist echt volle cool, mit so netten Leuten  zusammenzuarbeiten. Wir werden Probe für Probe besser.“ Auf die Zusammenarbeit und das gute Klima in der Gruppe verweist auch Alexander Klotz aus Schluderns: „Wir sind mittlerweile fast wie eine kleine Familie.“ Julia Horrer aus Schlanders, die für die musikalische Begleitung zuständig ist, bestätigt, dass alle Darstellerinnen und Darsteller mit Herzblut bei der Sache sind: „Sie haben das Herz am rechten Fleck. Das zeigt sich schon daran, dass zusätzlich zu den Gesangproben, die von September bis Dezember ein- bis zweimal pro Woche stattgefunden haben, auch zu Hause geübt wurde.“ Es erstaunlich, zu welchen Leistungen die jungen Menschen auch ohne musikalische Ausbildung fähig seien. Für Andrea Gurschler aus Göflan hat das Mitmachen fast schon etwas Therapeutisches an sich: „Wenn man einen schlechten Tag hat und dann zur Probe geht, fühlt man sich nachher sofort gut. Mir jedenfalls ergeht es immer so, egal, wie viele Stunden bei einer Probe draufgehen.“ Schon seit 10 Jahren Theater spielt Fabian Müller aus Naturns: „Ich liebe die Bühne und schlüpfe gerne in die Rolle anderer Charaktere.“ Außerdem sei das Mitwirken beim Musical „ein guter Ausgleich zum Schulstress.“ Hannes Tscholl aus Latsch erinnert daran, „dass einige von uns noch gar nicht auf der Welt oder ganz klein waren, als die  Terroranschläge am 11. September 2001 verübt wurden.“ Es sei wichtig, dass sich junge Leute mit diesem Kapitel der Geschichte, das die ganze Welt bewegt hat, eingehend befassen. Julian Gurschler aus Schlanders findet es gut, „dass etwas Tragisches gespielt nicht, und nicht irgendeine Komödie. Für uns ist es unvorstellbar, was damals geschah.“ Wie einschneidend die Terroranschläge waren, „zeigt schon die Tatsache, dass sich noch heute fast alle daran erinnern, wo sie am 11. September 2001 waren und was sie gemacht haben.“ Für Lara Peer aus Eyrs bedeutet das Mitwirken beim Musical vor allem eines: „Man kann den ganzen Alltagsstress vergessen. Wir sind alle mit Leidenschaft dabei und haben großen Spaß.“

„9-11 Die Welt steht still“

Premiere ist am Freitag, 29. März, um 20 Uhr im Kasernenareal Drusus in Schlanders. Weitere Aufführungen: 31. um 14.30 Uhr und um 18.30 Uhr, 2. April um 20 Uhr, 4. April um 20 Uhr, 5. April um 20 Uhr, 6. April um 14.30 Uhr und um 20 Uhr, 7. April um 14.30 Uhr und um 18.30 Uhr. Kartenreservierung: Tel. +39 348 74 39 724 (erreichbar auch über WhatsApp und SMS) bzw. E-Mail (theaterverein.schlanders@gmail.com). Weitere Infos im Internet (www.theaterverein-schlanders.it).

Josef Laner
Josef Laner

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