Per Mausklick zur großen Liebe

Viele Partnerschaften beginnen „online“

Publiziert in 5 / 2008 - Erschienen am 13. Februar 2008
Die meisten Singles sind nicht gerne allein. Ob das zu Weihnachten, bei Feiern oder Hochzeiten, beim Einschlafen oder am morgigen Valentinstag ist. Der Wunsch, einen Lebenspartner zu finden ist so alt wie die Menschheit. Um aber die Liebe fürs Leben zu finden, müssen Singles überhaupt erst einmal potenzielle Partner kennen lernen. Neben den üblichen Flirtorten wie Disco, Party und Arbeitsplatz hat sich mittlerweile das Internet als Kontaktmedium etabliert. Immer mehr Menschen lernen ihren Partner übers Internet kennen. „Online-Dating“ heißt das neue Zauberwort. von Silvia Gasser Das Vorurteil, dass Menschen am Computer vereinsamen, wird widerlegt: Millionen von Menschen sind heute online – und viele hoffen, mit einem Mausklick den richtigen Partner zu finden. Im Netz finden sich Hunderte von Seiten, die versprechen diese Hoffnungen zu erfüllen. Die unzähligen professionell betriebenen Flirtseiten im Internet erleben einen Boom. Beim Flirtchat, wo sich in einem virtuellen Raum, dem so genannten Chatroom, Interessierte zu den verschiedensten Themen schriftlich austauschen können und alle Teilnehmenden die Beiträge lesen und selbst Beiträge schreiben können, lautet die Devise „Flirten“. Die diskutierten Themen sind nebensächlich. Doch wie im echten Leben müssen auch hier die Kontakte selbst geknüpft und gepflegt werden. Ohne Eigeninitiative findet man auch hier keinen Partner. Für Personen, die Schwierigkeiten mit der Eigeninitiative haben, die besonders schüchtern sind, oder Hemmungen haben, ist die Online-Partnervermittlung gedacht. Anhand von Vorlieben, Interessen und persönlichen Angaben werden mittels Programm oder persönlichem Vermittler passende Partner ausgewählt. Hier kann der perfekte Mann oder die perfekte Frau konfiguriert werden – theoretisch. Neben Angaben wie Alter, Beruf und ähnlichem können sogar Wünsche für Körpergröße, Gewicht, Haarfarbe, Wohnort sogar das Sternzeichen angegeben werden. Besonders interessant: Der Beziehungsstatus des Traumpartners steht auch zur Auswahl. Ob verheiratet, verwitwet oder gebunden – alles möglich. Die beiden Suchenden erhalten eine Mail mit den Kontaktadressen. Auch hier entfällt das mühsame und reizvolle „Heranflirten“. Die Tatsache, dass man im Netz anonym bleiben kann, solange man will, ist für viele von großer Bedeutung. Durch die Anonymität ist die Hemmschwelle, einen Menschen anzusprechen, deutlich niedriger. Geschützt durch einen Fantasienamen fühlen sich viele sicherer, haben mehr Selbstvertrauen. Das Aussehen spielt zunächst keine Rolle. Außerdem ist man zeitlich und örtlich ungebunden. Man lernt Menschen aus der ganzen Welt kennen, die man sonst aus „logistischen“ Gründen nie treffen würde. Das Internet ist zudem zu jeder Tag- und Nachtzeit verfügbar - praktisch vor allem für Menschen, die viel arbeiten, oder Arbeitszeiten haben, die wenig Möglichkeiten lassen, jemanden kennen zu lernen. Dass eine Kommunikation via Internet entspannter ist als ein Kennen lernen von „Mensch zu Mensch“ liegt auf der Hand: verbale Körbe sind leichter einzustecken, wenn man dem Gesprächspartner nicht gegenübersteht, über eine schriftliche Botschaft kann länger nachgedacht werden als über Gesprochenes. Gerade für Menschen, die nicht schlagfertig sind, bietet diese Form deutliche Vorteile. Die Flirtseiten bieten hier alles, was man sich nur vorstellen kann: flirten via Mail, Chat und SMS, Singlebörsen, Onlinetreffs, Flirt-Communities nicht nur für Singles, finden von Freizeitpartnern, Freunden oder Traumpartnern, Seniorentreffs, Suche mittels psychologischem Persönlichkeitstest und ausgewählten Partnervorschlägen, Erotikkontakte und vieles mehr. Eigentlich muss man sich „nur mehr“ durch den Dschungel der Singles wühlen. Auf vielen dieser Seiten kann man sich kostenlos registrieren und Menschen rund um den Globus kennen lernen. Auch Südtirol wartet mit einer eigenen Plattform auf: www.unbandln.com. Selbstverständlich stehen die Seiten den Usern mit zahllosen Tipps wie man zum Erfolg kommt, bzw. welche Fehler (z.B. falsche Selbstdarstellung, geschönte Selbstdarstellung, Vergabe von persönlichen Daten usw.) man meiden sollte zur Seite. Auch Ratschlage für das erste persönliche Treffen dürfen nirgends fehlen. Diese neue Art von Kennen lernen hat aber nicht nur Vorteile: findige Geschäftemacher wittern hier das leicht verdiente Geld, Spamer überfluten E-Mail-Postfächer und Professionelle suchen den leichten Kundenfang. Dass sich in diese Seiten auch Blender und teils auch Menschen mit kriminellen Hintergedanken einloggen, gehört zu den Nachteilen der Kommunikation via Internet. Und trotzdem gilt: wer sucht, der findet auch. Natürlich wird man (und frau) ab und zu von Fröschen gefunden, bis ein potenzieller Prinz oder Königin dabei ist. Aber das ist im Alltag nicht anders. Ein Beispiel aus dem Vinschgau R. (Name der Redaktion bekannt) hat ihren jetzigen Lebenspartner und Vater ihres Kindes via Internet kennen gelernt. Nach einer gescheiterten mehrjährigen Beziehung wollte sie nicht allein bleiben, hatte aber aus beruflichen Gründen kaum Zeit, andere Menschen kennen zu lernen. Anfangs gefiel ihr die Tatsache, mit fremden Menschen aus der ganzen Welt zu chatten. Die Partnersuche stand erst Mal im Hintergrund. Sie hatte sich damals bei ICQ registriert und lernte viele nette Leute kennen. M. (Name der Redaktion bekannt) erging es ähnlich. Auch ihm gefiel es, mit den verschiedensten Menschen zu chatten. Aber gleichzeitig war er auf der Suche nach der Traumfrau. Anhand des von ihm eingegebenen Profils und der Eingabe ihrer Suchkriterien erhielt er die Mail-Adressen mehrer potentieller Kandidatinnen. Unter ihnen war auch R. Nach mehreren Wochen des Chattens begannen sie miteinander zu telefonieren. 2 Monate darauf folgte ein erstes Treffen. Trotz der großen Distanz ihrer Wohnorte entwickelte sich eine Beziehung. Heute sind sie seit 6 Jahren glücklich. R. bestätigt, dass es durch die Technik leichter geworden ist, jemanden kennen zu lernen. Man wird nicht durch das Optische geblendet, nicht der visuelle Eindruck lenkt die weiteren Kontakte. Zuerst wird „geredet“, erst dann erfolgt das erste Date. Ein großer Vorteil des Online-Flirtens ist auch, dass das für viele so schwierige „Ansprechen“ wegfällt.
Silvia Gasser

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.