Es ist soweit
Neues Suldenbach-Kraftwerk ist im Bau
Symbolischer Spatenstich (v.l.): Tobias Marseiler (Technischer Leiter Bezirksgemeinschaft), Walter Gostner (verantwortlicher Planer von Patscheider & Partner), Michael Hofer (Hofer Tiefbau), Franz Marx und Alexander Marx (Marx Hoch- und Tiefbau AG), Klaus Mair (Mair Josef KG), Michael Wunderer (EW Prad) und Alois Reinstadler (EW Stilfs)
Bei der Unterzeichnung des Werkvertrages (v.l.): Alois Reinstadler (Obmann EW Stilfs), Klaus Mair (federführend für die Bietergemeinschaft), Dieter Pinggera (in Funktion als Präsident der Bezirksgemeinschaft) sowie Klaus Wallnöfer und Michael Wunderer (Obmann und Vizeobmann EW Prad).
Der Obmann und Vizeobmann der Energie-Werk-Prad Genossenschaft, Klaus Wallnöfer (rechts) und Michael Wunderer im „Mühlbachkraftwerk 1“.

Vier Fliegen auf einen Streich

Arbeiten zur Errichtung der Druckleitung und Radroute sind angelaufen. Gebündeltes Maßnahmen-Paket mit vielen Vorteilen für viele.

Publiziert in 33-34 / 2021 - Erschienen am 12. Oktober 2021

Prad/Stilfs - Nach jahrelanger Vorlaufzeit war es kürzlich soweit: die Arbeiten für den Bau des neuen Suldenbach-Kraftwerkes und der Radroute im Abschnitt zwischen Stilfser Brücke und Prad haben begonnen. Zusätzlich dazu wird die Errichtung der Druckleitung auch dazu genutzt, die Beregnungsleitung für die Prader und Agumser Wiesen und Felder durch eine neue zu ersetzen. Außerdem wird im Auftrag der Gemeinde Prad eine Leerleitung verlegt, über die in Zukunft Trinkwasser aus Sulden in die Marktgemeinde fließen soll.

Vorzeigeprojekt in punkto Synergie

Schon allein aufgrund der Bündelung verschiedener Vorhaben, die gemeinsam und weitgehend zeitgleich umgesetzt werden, ist der Neubau des Kraftwerks ein Vorzeigeprojekt und zugleich ein Meilenstein. „Ein Meilenstein für die Prader Bevölkerung, für das E-Werk Prad, für das Beregnungskonsortium und auch für die Gemeinde“, stimmten kürzlich der Obmann und Vizeobmann der Energie-Werk-Prad Genossenschaft, Klaus Wallnöfer und Michael Wunderer, in einem Gespräch mit dem der Vinschger überein. „Läuft alles nach Plan, werden wir das neue Kraftwerk im Juni 2022 in Betrieb nehmen können“, präzisierte Michael Wunderer, seines Zeichens auch Projektverantwortlicher. Was sich jetzt so einfach anhört, hat eine jahrelange, komplexe und teilweise mit viel Bürokratie, Hürdenläufen und zahlreichen Verhandlungen und Treffen verbundene Vorgeschichte hinter sich.

Ein Erbe des Pioniers Georg Wunderer

Es war der weit über seine Heimatgemeinde Prad hinaus bekannte Vordenker und Energiepionier Georg Wunderer, der den Grundstein für das neue Suldenbach-Kraftwerk gelegt hatte. Für Wunderer, der am 1. Juni 2018 verstorben ist, war die ins Auge gefasste Erneuerung der ca. 3,3 Kilometer langen Druckleitung von Stilfser Brücke bis zum „Mühlbachkraftwerk 1“ in der Örtlichkeit Schmelz sowie die Potenzierung des Kraftwerks um das rund Dreifache ein weiterer Baustein seiner Mission „Energie von daheim“. Zusammen mit dem E-Werks Stilfs sollte die Stromproduktion aus sauberen und erneuerbaren Energiequellen weiter ausgebaut werden. Auch mit dem Beregnungskonsortium Prad bzw. dem Bonifizierungskonsortium Vinschgau wurden schon früh Kontakte geknüpft, um Hand in Hand mit der Erneuerung der Druckleitung auch die in die Jahre gekommene Beregnungsleitung durch eine neue zu ersetzen.

Rückschlag durch Konkurrenzprojekt

Einen Rückschlag musste die Energie-Werk-Prad Genossenschaft hinnehmen, als 2017 plötzlich ein Konkurrenzprojekt aus dem Pustertal auftauchte und der Dienststellenkonferenz zur Bewertung vorgelegt wurde. Zu dieser Zeit war der „Privathunger“ auf dem Sektor der Stromproduktion noch sehr groß. Im August 2018 hat die Dienstellenkonferenz jedoch das Projekt des E-Werks Prad positiv bewertet und als Siegerprojekt bestimmt. Als weiteres Vorhaben im Zuge der Errichtung der neuen Druckleitung kam später nach vielen Gesprächen mit der Bezirksgemeinschaft, den Gemeinden Prad und Stilfs, dem Tourismusverein, dem Nationalpark und weiteren Beteiligten die Radroute Prad-Gomgaoi dazu. Man wollte die Gelegenheit beim Schopf packen, um zwischen Prad und Stilfser Brücke auf der Trasse der Druckrohrleitung das erste Teilstück einer Radaufstiegsroute zu bauen. Die Weiterführung der Route von Stilfser Brücke nach Gomagoi soll im Rahmen eines zweiten Bauloses erfolgen. Das Ziel der Radroute ist es, für die vielen Radler, die von Prad in Richtung Stilfserjoch radeln, eine sichere und autofreie Aufstiegspur zu schaffen. Die Rückfahrt erfolgt weiterhin über die Straße. Für die Kosten der Radroute kommen die Bezirksgemeinschaft und das Land auf.

Radroute auf Trasse der Druckleitung

Zu den ersten Arbeiten bei der Errichtung der Radroute Prad-Stilsfer Brücke gehört die bergseitige Verschiebung der Staatsstraße an zwei Stellen, um ausreichend Abstand zum Suldenbach zu gewinnen. Die Straße wird begradigt, eine gefährliche Kurve wird beseitigt und zwei Straßenabschnitte werden sicherer gestaltet. Insgesamt werden rund 5 Millionen Euro in die Radroute und die Arbeiten entlang der Straße investiert. 4 Millionen kommen vom Land, 1 Million Euro zahlt die Landesabteilung Tiefbau an die Bezirksgemeinschaft für die Straßenverlegung und über 1 Million stellt die Bezirksgemeinschaft bereit.

21 Millionen Kilowattstunden

Mit dem neuen Suldenbach-Kraftwerk wird es laut Klaus Wallnöfer und Michael Wunderer möglich sein, pro Jahr fast 21 Millionen Kilowattstunden Strom zu erzeugen. Das ist in etwa das Dreifache der derzeitigen Leistung des „Mühlbachkraftwerks 1“. Die Rohre der alten Druckrohrleitung, die 1986 errichtet wurde, werden durch neue Rohre mit einem Durchmesser von 1,2 Metern ersetzt. Das Krafthaus wird etwas erweitert und umgebaut. Anstelle der bisherigen 3 Turbinen (Kaplan, Francis und Pelton) wird eine einzige große Turbine eingebaut. Die Gesamtkosten des Vorhabens (Leitung und Krafthaus) werden mit rund 10 Millionen Euro beziffert. Fast 7 Mio. davon stemmt das E-Werk Prad, den Rest das E-Werk Stilfs, das am Kraftwerk mit 33% beteiligt ist. Dank des neuen Kraftwerks kann die Gemeinde Prad für die nächsten 20 Jahre und vermutlich noch darüber hinaus ausreichend mit sauber erzeugtem Strom versorgt werden. „Das ist auch notwendig, denn Prad wächst“, so Wallnöfer und Wunderer. Zusätzlich zum Anstieg der Einwohnerzahl sei auch mit einem Wachsen der Wirtschaft bzw. der Betriebe zu rechnen. Apropos Betriebe: den Auftrag für die Ausführung der Arbeiten hat die Bietergemeinschaft Mair Josef & Co. KG, Hofer Tiefbau GmbH und Marx AG erhalten.

Neuartiges Entsandersystem

Zu den Neuheiten des Kraftwerks gehört u.a. ein neuartiges Entsandersystem bei der Wasserfassung in Stilfser Brücke. „Dieses ökologisch ausgerichtete System ermöglicht es uns, auf den herkömmlichen Schwallbetrieb zu verzichten“, so der Projekt-Verantwortliche. Die Landwirtschaft könne sich insofern freuen, als dass das Beregnungswasser mit einer eigenen Fassung dem Trametanbach entnommen wird, und nicht dem Suldenbach. Dass im Schacht, der nun schrittweise gebaut wird, nicht nur die neue Druckrohrleitung und die Beregnungsleitung verlegt werden, sondern noch eine dritte Leitung, ist das jüngste Novum des Synergiepaketes. Es handelt sich um Rohre einer Trinkwasserleitung, über die in Zukunft Trinkwasser aus den Rosim-Quellen in Sulden nach Prad fließen soll. Der Leitungsabschnitt Stilfser Brücke-Prad ist nur ein erstes Teilstück der Trinkwasserleitung Sulden-Prad, die von der Gemeinde Prad in Abstimmung mit der Gemeinde Stilfs errichtet wird.

Josef Laner
Josef Laner

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