Der Fahrplan steht - Der Vinschger Zug rollt an

Vinschger Bildungszug

Publiziert in 2 / 2005 - Erschienen am 3. Februar 2005
[F] SCHLANDERSER DORBILDUNGSTAGE [/F] Wer kann sich noch erinnern an das kleine Plakat mit dem stilisierten Schlanderser Kirchturm, der die erste “Dorfbildungswoche” in Schlanders ankündigte? Zehn Jahre ist es nun her, dass der Bildungsausschuss Schlanders diese veranstaltet hat. Damals waren es 50 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und dieser Zeitraum war es auch, der aus unterschiedlicher thematischer Sicht, wirtschaftlich, kulturell, kirchlich-religiös, politisch, beleuchtet wurde und an dem verschiedene Vereine, Freiwillige und Zeitzeugen teilnahmen. Den Anstoß zu diesem ersten Rückblick auf die Dorfgeschichte gab ein angesehener Mitbürger unserer Gemeinde, der schon viel in die Wege geleitet hat, nämlich Herr Karl Pobitzer. Es folgte zwei Jahre später eine Vorschau auf “Schlanders in den nächsten 50 Jahren”, wofür wir vor allem die Jugend gewinnen konnten, die einige kritische Blicke auf die Zukunft unserer Gemeinde warfen, die nicht allen unseren MitbürgerInnen genehm waren. Etwas Wichtiges jedenfalls ist daraus entstanden, nämlich der endgültige Anstoß zur Gründung des Jugendzentrums in Schlanders. Keine Fortsetzung fand bisher der Gedanke der Ausarbeitung eines Leitbildes für Schlanders. Vielleicht kann dies das Thema der nächsten “Dorfbildungstage” in zwei Jahren sein. Großen Anklang und große Hilfe von Seiten vieler Vereine und Frauen und Männer von Schlanders fanden die “Bildungstage” zur Jahrtausendwende, die einen langen Blick zurück auf “Schlanders um die Jahrhundertwende” warfen. Damals wurde mit Hilfe vieler aufgeschlossener Schlanderser eine erste Foto- und Dokumentenausstellung, betreut von Günther Vanzo, im Kulturhaus veranstaltet, durch die die ersten Jahrzehnte des vergangenen Jahrhunderts wieder zum Leben erwachten. Damit dieses wertvolle Gut, das wir geerbt haben, nicht ganz verloren geht, wurde in der Bibliothek Schlandersburg ein Fotoarchiv angelegt, das der Leiter der Bibliothek, Dr. Raimund Rechenmacher, seither in vorbildlicher Weise führt und das noch jede Menge Platz für weitere Fotos hat. Im Jahre 2002 gelang eine weitere Ausstellung mit Fotos und geschichtlichen Informationen zum Thema “Schlanders in der Zwischenkriegszeit”, die bereichert wurde von außergewöhnlichen Dokumentationen, Fotos und Gegenständen aus dieser Zeit, die vor allem Mittel- und OberschülerInnen von Schlanders gesammelt haben. Eine Klasse der Mittelschule Schlanders mit ihrem Geschichtelehrer Dr. Anton Rabensteiner hat sich vor allen anderen durch ihre Begeisterung, mit der sie an die “Spurensuche” herangingen, ausgezeichnet. Auch damals kamen wieder Zeitzeugen zu Wort und hat unser Dekan Dr. Josef Mair das Pfarrarchiv durchstöbert. Seine wertvollen Beiträge stehen demnächst den Interessierten als gebundene Broschüre in der Bibliothek Schlandersburg zur Verfügung. Die heurigen “Bildungstage” mit dem Titel “Geschichte und Geschichten” runden diese Reise in die Vergangenheit unserer Gemeinde ab mit einer Reihe von Veranstaltungen, die vorwiegend Zeitzeugen zu Worte kommen lassen sollen. Wir wollen mit ihrer Hilfe erkunden, wie man früher auf den Höfen unseres Sonnenbergs und Nördersbergs gelebt hat, wie die Ausbildung von Handwerkern war und wie sie noch “auf die Stör” gingen, wie kinderreiche Familien sich organisiert haben, wie ehemalige Schlanderser ihre Kindheit in Schlanders erlebt haben, Alltagsgeschichte, die in der offiziellen Geschichtsschreibung einen immer größeren Stellenwert bekommt. Ein besonderes Angebot ist die Uraufführung des Films über den “Gelatimann” von Valentin Platzgummer an dem Abend, der den Alt-Handwerkern gewidmet ist, und die Vorführung von Schmalfilmen des Hobbyfilmers Assessor Paolo Azzarone. Eingerahmt werden die “Bildungstage” mit der Präsentation von zwei wichtigen literarischen Werken zur Südtiroler Vergangenheit. Das erste ist der neue Roman von Josef Mall zur Zeit der “Bombenjahre”, nämlich “Wundränder”, das zweite ist ein Beitrag der Historikerin Margareth Lun zur Naziherrschaft in Südtirol. Etwas weiter zurück in die Geschichte führt der Vortrag von Manfred Haringer, der ein Erforscher des Ersten Weltkriegs ist. Veranstalter ist der Schützenbund Schlanders. Wieder waren SchülerInnen und LehrerInnen fleißig und haben mit Hilfe der Großeltern interessante Geschichten gesammelt. Diese werden im ersten Stock des Jugendzentrums in Schlanders für die Dauer der “Bildungstage” ausgestellt und sind für alle zugänglich. Die Prämierung der Schülerarbeiten findet am Samstag, den 26. Februar um 18:00 Uhr im Jugendzentrum statt. Auf Anregung einer ehemaligen Schlanderserin werden wir auch alte Wörter zu Blumen, Gemüse, Gegenständen des täglichen Bedarfs, Tieren, Gefühlen usw. sammeln, die heute nicht mehr im Gebrauch sind, um sie vor dem Vergessen zu retten. Wir bitten alle, da mitzumachen, denn nur der Beitrag vieler macht eine Sammlung reichhaltig. Eine andere Ausstellung bietet die Bibliothek Schlandersburg an; der Leiter hat eine Fotodokumentation vorbereitet, die dort allen zugänglich ist. Vielleicht nehmen Sie sich die Zeit, zwischen dem 26. Februar und dem 12. März die eine oder andere Veranstaltung zu besuchen. Ein eigenes Faltblatt, das wieder in Geschäften und Bibliothek aufliegen wird, wird genau über Termine und Themen informieren. [F] Literaturrunde in Schlanders [/F] Der nächste Termin, den Sie sich notieren sollten, ist Montag, der 14. Februar. Dr. Josef Feichtinger wird die Diskussion der TeilnehmerInnen moderieren. Außer dem schon im letzten Bildungszug vorgestellten Roman von Michael Kumpfmüller “Durst” wird auch über zwei ähnliche Texte von zwei jungen Autorinnen diskutiert. Der eine heißt “Meeresrand” (Verlag btb) der jungen Französin Veronique Olmi, der andere “Rosa” (dtv) von Heike Geißler. Von diesen Romanen stehen kurze Textauszüge zum Fotokopieren in der Bibliothek Schlandersburg zur Verfügung. Der Märztermin wurde auf Montag, den 28. Februar vorverlegt. Der Grund dafür ist gewichtig. Wie schon in der ersten Ankündigung bekannt gemacht wurde, haben wir “Wundränder”, den neuen Roman von Sepp Mall, als Lektüre vorgesehen. Nun konnten wir für diesen Termin den Autor Sepp Mall selbst gewinnen, der also mit uns über seinen Roman reden und diskutieren wird, eine Chance, die für eine Literaturrunde sicher ziemlich einmalig ist. [F] AUTORENLESUNG [/F] Siegfried Nitz “dazwischen” Am 18. Februar 2005, 20 Uhr Bibliothek Schlandersburg Das Buch “dazwischen” erzählt die Geschichte eines Dorfes, das dazwischen liegt. Der Autor erzählt aber auch die Geschichte von Menschen, die in vielfacher Hinsicht in ein Dazwischen geraten: in die grausamen Entscheidungsnöte der Geschichte oder in eine gesellschaftliche Zwischenlage: die einen, weil sie von Kleinbauern zu Fabrikarbeitern werden, die anderen, weil sie das Dorf verlassen - aus Studiengründen oder anderen.

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