Kaffee-Projekt in Honduras
Richard Theiner bei den Ureinwohnern
Ureinwohner des Pech-Stammes bei einer Besprechung zum Kaffeeanbau.
Das Projekt zur Trinkwasserversorgung in einem Dorf von Tansania (eine aus Südtirol finanzierte Solarpumpe) wurde feierlich vorgestellt.
Die Erntezeit ist angelaufen
Die reifen Kaffee-kirschen werden geerntet und transportiert.
Richard Theiner und seine Frau Birgit beim Trocknen der Kaffeebohnen in Tansania.

Vinschger Hilfe für Pech-Stamm 

Wie Richard Theiner mit einem Kaffee-Projekt dem Ureinwohner-Stamm von Honduras helfen will. 

Publiziert in 2 / 2020 - Erschienen am 21. Januar 2020

LATSCH/HONDURAS - Was macht eigentlich der ehemalige Landesrat Richard Theiner nach seinem Leben als Politiker? Einerseits ist der Latscher viel unterwegs, hilft im Weltladen in Latsch selbst tatkräftig mit. Andererseits widmet sich der 61-Jährige nun voll und ganz einem neuen Projekt. Einem Projekt, welches dem so genannten Stamm der Pech (gesprochen Petsch), Ureinwohnern in Hondruas, weiterhelfen soll. 
Der Reihe nach: Die Pech sind ein indigener Stamm, der seit jeher in Honduras lebt. Von den Konquistadoren und Miskitos wurden sie aus ihren angestammten Gebieten vertrieben und größtenteils getötet. Heute gibt es laut eigenen Angaben der Indios, nur noch 6000 Pech, rund 900 von ihnen leben im Dorf Pueblo Nuevo Subirana im Biosphärenriservat Rio Platano im tropischen Regenwald. Dort war Richard Theiner Anfang Jänner zu Gast. Zusammen mit dem Naturnser Patrick Linser, der für die Rablander Kaffeerösterei Schreyögg „Alps Coffee“ tätig ist, machte sich Theiner ein Bild von den Lebensverhältnissen dieser Indio Gruppe und vom dortigen Anbau der Kaffeepflanzen.  „Die Pech – Indios wollen unbedingt ihre Lebenssituation verbessern und eine Perspektive für die Zukunft schaffen“, betont Theiner im Gespräch mit dem der Vinschger
Die Pech bauen ihren Kaffee, Arabica-Kaffee, teils im Tal auf einer Höhe von 700 Metern an, in erster Linie aber in höheren Lagen auf 1200 Metern. „Und er schmeckt ausgezeichnet, wie auch Fachleute bestätigen“, so Theiner. Erste Proben wurden bereits in den Vinschgau geliefert. 

Kaffee-Anbau als Chance 

„Es ist erstaunlich wie sich die Pech im Dorf zu helfen wissen“, erklärt der ehemalige Landesrat. Die Ureinwohner leben im Einklang mit Natur und Kosmos und sind sehr religiös. Das Volk habe seine Prinzipien. „Von denen weichen sie nicht ab“, weiß Theiner. So lehnen sie vom Grundsatz her für ihre Landwirtschaft jeglichen Einsatz von Chemie ab. Auch Monokulturen seien verpönt. Tropische Früchte wachsen neben Kaffeekirschen, die Mischkultur werde hier gelebt. Allerdings sieht das motivierte Volk im Kaffee-Anbau auch eine große Chance. Seit einigen Jahrzehnten baut das Volk bereits Kaffeesträucher an. „Sie sind gewillt, qualitativ hochwertigen Kaffee in größeren Mengen anzubauen. Das könnte dazu beitragen, dass das sehr spärlich vorhandene öffentliche Sozial- und Gesundheitssystem von den Pech – Indios ausgebaut wird“, erklärt Theiner.  
Derzeit ist die Kaffeeernte in vollem Gange. Während sich der Anbau im Tal noch als unkompliziert erweist, wird es auf einer Höhe von 1200 Metern bereits schwierig. „Hier kommen sie nach stundenlangen Märschen durch den Regenwald nur mit Tragtieren hin“, erklärt Theiner. In noch höheren Lagen können nicht mal die Tragtiere eingesetzt werden, alles wird von den Pech auf äußerst beschwerlichen Wegen selbst getragen.. Da es im Biospärenreservat Rio Platano sehr viel regnet, stellt die Trocknung der Kaffeebohnen eine große Herausforderung dar. 

Längerfristige Zusammenarbeit wird angestrebt

Was ein Kilogramm und dergleichen kostet, geschweige denn wie der Kaffee der Pech heißen könnte steht momentan freilich noch nicht fest. „Es gibt noch vieles zu tun, wir stehen erst am Anfang“, weiß Theiner. Noch in diesem Jahr soll der erste Kaffee der Pech – Indios hier in Südtirol angeboten werden. Für nächstes Jahr wird eine Fairtrade- und Biozertifizierung geprüft. „Die Zertifizierungskosten sind für eine so geringe Anzahl von Produzenten mit entsprechend niedrigen Erntemengen eine riesige Hürde“, erklärt Theiner. Gemeinsam mit Kontaktleuten vor Ort, erfahrenen Kaffeevermarktern und „Alps Coffee“ wolle er alle Möglichkeiten ausloten.  Das Bio-Zertifikat sei inhaltlich kein Problem. „Mehr Bio als eine solche Anbauweise geht nicht“, betont Theiner. Bereits in den kommenden Wochen und Monaten soll das Projekt weiter intensiv verfolgt werden. 

„Beeindruckendes Volk“ 

Überhaupt zeigt sich Theiner fasziniert vom Ureinwohner-Volk der Pech: „Der Arbeitsfleiß, die tragende Rolle der Frau, der Mut zur Innovation, das ist beeindruckend“. Die Frauen haben demnach in diesem Indiostamm nicht nur ein gewichtiges Wort, sondern arbeiten selbst tatkräftig und teils federführend bei den Projekten mit. „Das Volk hat mir imponiert“, erzählt der ehemalige Landtagsabgeordnete. Vom Geld für den Kaffeehandel hätten sie noch nicht konkret gesprochen. „Natürlich geht es auch ums Geld, sie wollen sich immerhin etwas aufbauen damit. Aber, in erster Linie betonten sie, dass es für das Volk eine Ehre wäre, ihren Kaffee der Welt zu präsentieren“, erinnert sich Theiner. 

Reise nach Tansania 

Die Reise nach Honduras war aber nicht die einzige, die Theiner zuletzt auf sich genommen hatte. Mitte November war er gemeinsam mit seiner Frau Birgit auf Einladung des Tisener Pfarrers Tumaini Ngonyani in Tansania. Dieser hat dort in seiner Heimatgemeinde im Süden Tansanias einige Hilfsprojekte am Laufen. Das Ehepaar Theiner entschied sich dafür, ein Projekt für die Trinkwasserversorgung zu unterstützen. „Pfarrer Tumaini hat bereits Gigantisches geleistet und war unter anderem für den Aufbau eines Kindergartens und einer siebenklassigen Grundschule mit englischer Unterrichtssprache verantwortlich“, lobt der frühere Landesrat. Auch ein Heim für Waisenkinder sei bereits entstanden. 
Tansania erlebt einen riesigen Bevölkerungszuwachs. Momentan leben hier 58 Millionen Menschen, in 30 Jahren soll sich die Einwohnerzahl mehr als verdoppeln. 

Kritik an Handelspolitik

„Zahlreiche junge Menschen haben schon jetzt keine Perspektiven“, erklärt Theiner. Hier gelte es zu intervenieren, auch um weitere Flüchtlingswellen vorzubeugen. Es gelte, den Menschen Perspektiven in ihren Ländern zu schaffen. „Und das ist möglich“, mahnt Theiner. Hierbei seien insbesondere die westlichen Länder gefordert. Das Land gilt in weiten Teilen als sehr fruchtbar. „Es kann deshalb nicht sein, dass nach wie vor subventionierte landwirtschaftliche Produkte aus Europa, USA und vor allem China auf den schwarzen Kontinent exportiert werden und den heimischen afrikanischen Markt zerstören“, kritisiert der Vinschger die Auswüchse der Globalisierungs-Politik. Es sei bekannt, dass unter anderem die subventionierten EU-Exporte Afrikas Wirtschaft torpedieren. 
Es gelte für mehr Gerechtigkeit zu sorgen. „Die afrikanischen Länder sind leider oft zu schwach, sich zur Wehr zu setzen, die Handelsstruktur ist arg ungerecht“, schimpft Theiner. Man müsse die Bedingungen vor Ort verbessern, den Landwirten gerechte Preise zahlen damit ihre Familien ein menschenwürdiges Leben führen können. „Alle möchten in ihrer Heimat bleiben und dort was auf die Beine stellen“, weiß der ehemalige Politiker. Dies sei ihm auf seinen Reisen einmal mehr klar geworden. „Und dies gilt es zu unterstützen“, sagt Theiner. 

Michael Andres
Michael Andres

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