Kurt Sagmeister Der Hoffnungsträger
Kurt Sagmeister ist designierter Direktor des Tourismusverbandes „Vinschgau Marketing“. Voraussichtlich wird er seinen Sitz in der Stadt Glurns haben.

Vinschger Touristiker setzen auf Kurt Sagmeister

Publiziert in 2 / 2012 - Erschienen am 18. Januar 2012
Von der Aussage „historischer Moment, weil das Tourismusschiff endlich in ruhigen Gewässern treibt“ bis hin zu einer Art Messias-Erwartung im Begriff „Supermanager am Vinschger Tourismushimmel“ reichte die Berichterstattung über den 31-jährigen Malser Kurt Sagmeister, der im November 2011 den Wettbewerb eines Tourismus-Direktors im Vinschgau gewonnen hatte. „Der Vinschger“ hat den Hoffnungsträger ­Sagmeister, der noch bis Ende Jänner Marketing-Chef im Meraner Land sein wird, am Freitag, 13. Jänner 2012 zu einem Gespräch eingeladen. von Günther Schöpf „Der Vinschger“: Herr Sagmeister, haben Sie Probleme mit Freitag, dem 13.? Kurt Sagmeister: (lachend) Ich hab‘s aus dem Radio erfahren. Sie haben aber gemeldet, dass es weniger Unfälle geben soll als an anderen Tagen. Sind Sie nun der lang ersehnte Tourismus-Messias? Sagmeister: Ich war nicht glücklich mit dieser Berichterstattung. Ich bin gar nicht der Typ dazu, ich bleib lieber fest auf dem Boden. Gottseidank war ich Tausende von Kilometern entfernt, als die Artikel erschienen sind. Ich war in Südafrika. Aber eine starke Erwartungshaltung oder sagen wir einen Erwartungsdruck haben Sie schon gespürt? Sagmeister: Dass es tatsächlich dazu gekommen ist, hab ich gemerkt, als mich alle möglichen Leute angesprochen haben, wo immer ich hinging, und auch solche, die mit dem Tourismus nichts am Hut haben. Auf der anderen Seite ist es ja positiv, wenn sich die Leute mit dem Thema Tourismus befassen. Sie haben ja mitbekommen, dass einiges nicht so gelaufen ist, wie es laufen könnte, und jetzt hoffen sie, dass es endlich weitergeht. Mit jeder Hand, die ich geschüttelt habe und die mich gratuliert hat, ist „a Scheifele“ mehr auf meine Schultern gekommen. Die Erwartungshaltung ist gigantisch, aber ich erhoffe mir Vertrauen und vor allem Geduld. Viele Maßnahmen, die ich mir vorstelle anzugehen, wirken sich vielleicht in drei, vier Jahren aus. Aber die Vinschger haben sehr wohl konkrete Sachen im Kopf. Die denken, dass jetzt neue Veranstaltungen organisiert werden, dass jetzt verbessert wird, dass… Sagmeister: Tatsächlich sind einige Organisatoren an mich herangetreten, um mit mir zu reden. Es freut mich ja auch, dass man sich an mich wendet, aber ich weiß genau, dass hier große Gefahren lauern. Die finanzielle Unterstützung von Veranstaltungen war mit ein Grund, dass der Verband in Schieflage geriet. Hier braucht es klare Regeln. Das Ausrichten von Veranstaltungen, die in unser Profil passen, ist Kompetenz der Tourismusvereine. Wir werden diese auf den Märkten bewerben. Ist das leidige „Obervinschgau“ und „Untervinschgau“ in den Hintergrund getreten? Sagmeister: Ja, inzwischen ist der Leidensdruck so angewachsen, dass man eingesehen hat, allein geht nichts mehr. Ob es miteinander geht, muss sich jetzt erweisen. Der Gast jedenfalls denkt nicht in selbst ­konstruierten Grenzen nach Vereinen und Verbänden. Verstehen Sie, dass ich – und nicht nur ich - schon Bedenken hatte, weil sie so hart­näckig jeden Gesprächstermin abgelehnt ­haben? Man hat sich gedacht: Ein junger Direktor, der erst dann etwas von sich gibt, wenn alles von hinten bis vorne abgesegnet und genehmigt worden ist, wird höchstens ein guter Büroangestellter. Sagmeister: Es war meine, meine ganz persönliche Entscheidung nichts zu übereilen. Ich bin ja von der Arbeitsgruppe kontaktiert worden und die Gruppe um Uli Veith hat sehr gute Vorarbeit geleistet, hatte aber keine definitive Entscheidungsbefugnis. Die anderen Akteure habe ich kaum gekannt. Wer wären die anderen Akteure? Sagmeister: Ich meine die Tourismuspräsidenten. Sicher, ich hatte Kontakt zum einen oder anderen, aber ich kannte die Stimmung oder die Beziehung der Arbeitsgruppe zu den Präsidenten ja nicht. Ich konnte ja nicht eine Geschichte von mir geben, ohne überhaupt im Sattel zu sitzen. Ich war Geschäftsführer ohne Firma. Daher hab ich mich zurückgehalten. Ganz bewusst. Aber seit der Sitzung vorgestern (Mittwoch, 11. Jänner) bin ich sehr zuversichtlich. Es waren harte Verhandlungen und sie sind sehr gut ausgefallen. Die Gesprächskultur war äußerst positiv, innovative Ideen sind vorgebracht worden. Ich bin angenehm überrascht. Es ist um die Satzungen gegangen und um die Quotenverteilung. Wir haben umgesetzt, was wir in Meran noch nicht imstande waren umzusetzen. Es bahnt sich an, dass der Verwaltungsrat aus drei Personen be­stehen wird. Das heißt, Sie haben mehr Gewicht und Spielraum…. Sagmeister: Das heißt, wir werden ein schlankes Unternehmen und wir können schneller unterwegs sein. Das Wichtigste aber: Wenn die sieben sagen, dass drei reichen, ist das ein Zeichen von Vertrauen. Etwas Neues im Vinschgau. Sagmeister: Es stand auch die Zahl fünf im Raum, aber das hätte bedeutet, dass alle außer zwei drinnen sind. Zum Verwaltungsrat kann es auch noch einen Beirat ohne Stimmrecht geben. Vertreter aus der Politik oder aus anderen Branchen, zum Beispiel aus der Landwirtschaft oder dem Handel, könnten ihn bilden. So könnte man den Tourismus mit anderen Bereichen vernetzen. Auch diese Über­legungen sind neu. Ist es möglich, die Namen der Verwaltungsräte zu nennen? Sagmeister: Noch nicht. Am Montag, 23. Jänner wird alles vom Notar überprüft und dann wird das Kind wohl das Licht der Welt erblicken. Bei einer der ersten Gesellschafterversammlungen wird dann der Verwaltungsrat gewählt. Ich muss wirklich sagen, ich war positiv überrascht von der Art und Weise, wie die Präsidenten mit­einander gesprochen haben. Es ist nur um die Sache gegangen. Man hat zum Beispiel jenen Passus aus den Satzungen gestrichen, der zum Präsidenten des Verwaltungsrates einen Vertreter vom Unteren und einen vom Oberen Vinschgau vorsah. Man war einstimmig der Meinung, die Besten sollen drinnen sein. Und auf die wartet eine intensive Sitzungstätigkeit. Nun fragt man sich, welche Autonomie hat der Kurt Sagmeister? Gibt er die Themen vor oder werden sie vom Verwaltungsrat vorgegeben und er darf diesen Vorgaben hinterher laufen? Sagmeister: Es wird in beide Richtungen gehen. Das meiste wird aus dem Büro kommen, aber da auch ein von den Vereinspräsidenten gesandter Experte oder eine Expertin im Verwaltungsrat sitzen könnten, wird auch die oder der Empfehlungen abgeben und Beobachtungen anbringen. Die Ideengeber werden wir sein. Es wird auf jeden Fall fünf bis sechs Treffen pro Jahr mit den Präsidenten der sieben Tourismusorganisationen geben. Regelmäßig zu treffen hat man sich mit den Büroleitern, die ja dem Gast am nächsten sind. Wir werden im Team dann überlegen und vorgehen. Was für ein Team? Sagmeister: Mir zur Seite werden drei Mitarbeiter stehen. Auf die Inserate haben sich über 30 Bewerber gemeldet, großteils aus dem Vinschgau. Zwei stehen schon mehr oder weniger fest, eine Stelle ist noch zu besetzen. Und das „Kind“ wird „Vinschgau Marketing“ heißen? Sagmeister: Das ist fast sicher. Wir möchten offen gegenüber allen Sparten sein. Der Begriff Tourismuskompetenzzentrum war uns im täglichen Gebrauch zu sperrig. Natürlich wollen wir in der Praxis das Tourismuskompetenzzentrum des Vinschgaus sein. Jetzt aber zu Ihrer Person. Wo stecken Ihre Kompetenzen? Sagmeister: Meine Grundlage ist sicher meine familiäres Umfeld. Ich bin im Gasthaus, im Hotel Greif aufgewachsen und bin in Spitzenzeiten schon mal meinem Bruder zur Seite gestanden, hinterm Pudel oder auch in der Küche. Dies habe ich vor Jahren auch meinem Noch-Arbeitgeber, der Marketinggesellschaft Meran, klar gemacht. Ich hätte am 16. Oktober beginnen sollen, aber da war Golli-Markt und sie mussten mich am 18. einsteigen lassen. Ich komme nicht mit abgehobenen Ideen aus der Top-Gastronomie, sondern aus einer kleinen Struktur mit allen Höhen und Tiefen. Mein Vater hat mir geraten, ja nichts anzupeilen, was mit Tourismus zu tun hat. Daher bin ich ins Realgymnasium nach Schlanders, aber dann hat mich der Tourismus doch interessiert und ich hab mich mit weiteren 129 Bewerbern um die Aufnahme an der Tourismus-Uni in Bruneck bemüht. 43 sind dann zugelassen worden. Allerdings stellt man sich unter einem Studium an der Uni Bozen nicht unbedingt das berühmte „Über den Tellerrand Schauen“ vor. Sagmeister: Einmal abgesehen, dass ich von Mals schneller in Innsbruck bin als in Bruneck, haben wir während des ganzen Studiums Top-Infrastrukturen im Alpenraum und in Südeuropa angeschaut. Dazu habe ich zwei Sprachenaufenthalte in England und Spanien verbracht. Aber das Wichtigste war das Pflichtpraktikum von einem halben Jahr, das außerhalb der Region absolviert werden musste. Ich bin zur Unternehmensberatung Grischc-Con­sulta nach Chur. Das waren meine wertvollsten Erfahrungen. Danach war ich acht Monate im Tourismusmanagement der EURAC beschäftigt und hatte dann das Angebot vor mir liegen, bei der EURAC zu bleiben oder zur Grischc-Consulta zurückzugehen. Ich hab mich für die Schweiz entschieden und konnte Projekte in Öster­reich, aber auch in Italien betreuen. Als Grischc-Consulta nach Zürich ziehen wollte, bin ich zurück und durfte zwischen einer Stelle als persönlicher Referent des damaligen Landesrates für Tourismus, Thomas Widmann, oder bei der Marketing-Gesellschaft Meran (MGM) wählen. Ich habe mich für die MGM entschieden, dort musste etwas ganz Neues aufgebaut werden. Fast gleichzeitig mit dem jetzigen Direktor Thomas Aichner bin ich dort eingestiegen. Jetzt bin ich natürlich froh darüber; ich konnte viel lernen. Wo ich immer auch wertvolle Erfahrungen sammle, sind meine eigenen Urlaubsreisen. Ich leg sie so an, dass ich immer etwas Neues ­sehen und erfahren kann. Daher Südafrika, Nordamerika, aber auch Toskana. Themenwechsel Richtung Hobbys. Sind Sie noch bei den Badminton-Spielern? Sagmeister: Ich bin noch im Sektions-Ausschuss und trainiere zwei Mal die ­Woche unseren besten Nachwuchs. Das macht mir sehr viel Spaß. Junge Leute zu motivieren ist wie die Mitarbeiter in einem Betrieb zu motivieren. Ich habe durch Badminton einen Ausgleich und kann wunderbar abschalten.
Günther Schöpf
Günther Schöpf
Vinschger Sonderausgabe

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