Wasserversorgung am Sonnenberg verbessern
Publiziert in 37 / 2010 - Erschienen am 20. Oktober 2010
Vinschgau – Während der vergangenen Jahre waren die Niederschläge zwar relativ ergiebig, doch die Trockenjahre 2003 und 2005 sind nicht vergessen. Vor allem nicht am trockenen Vinschger Sonnenberg. Um die dortige Wasserversorgung zwischen Schnals und Mals langfristig und nachhaltig zu verbessern, hat die Bezirksgemeinschaft Vinschgau unter der Leitung des früheren Präsidenten und jetzigen Landtagsabgeordneten Sepp Noggler eine Studie in Auftrag gegeben. Erstellt hat sie Dipl. Ing. Matthias Platzer vom Unternehmen Abenis Alpinexpert GmbH. Das größte Problem sieht Andreas Tappeiner, Vizepräsident der Bezirksgemeinschaft und Bezirksobmann des Bauernbundes, in der Finanzierung. Die Gesamtkosten belaufen sich auf über 30 Millionen Euro.
Es waren vor allem die Trockenperioden von 2003 und 2005 und die dadurch verursachten Ernteausfälle, die den Anstoß gaben, die derzeitige Situation der Wasserversorgung am Vinschger Sonnenberg unter die Lupe zu nehmen, Schwachstellen und Lücken zu erheben sowie Fraktion für Fraktion Maßnahmenpakete vorzuschlagen. Als größtes Defizit in der derzeitigen Wasserversorgung am Sonnenberg zwischen Juval und Tartsch stellte sich die mangelhafte Wasserspeicherung heraus. Ausgehend von dieser Tatsache wurde Fraktion für Fraktion der Speicherbedarf erhoben. Auch mögliche Standorte für den Bau von Speichern wurden definiert. Am Sonnenberg in Schluderns zum Beispiel wurde ein Speicherbedarf von rund 71.000 Kubikmetern erhoben, in Tanas von 36.000, in St. Martin im Kofel von 27.000, am Sonnenberg in Schlanders von 25.000 und in Allitz sowie in Tartsch von jeweils 21.000 Kubikmetern.
In einem umfangreichen Maßnahmenkonzept unterbreitet Matthias Platzer Fraktion für Fraktion detaillierte Vorschläge, wo und wie bestehende Wasserfassungsstellen, Leitungen, Waale und Speicherbecken zu erneuern, zu erweitern bzw. neu zu errichten wären.
Auch die konzessionsrechtlichen Rahmenbedingungen wurden untersucht. Hierbei zeigte sich, dass für 2 Gebiete am Sonnenberg aufgrund der derzeitigen Bedingungen eine Verbesserung der jetzigen Wasserversorgung nur dann möglich ist, wenn bestehende Wasserrechte zeitweilig oder dauerhaft abgetreten werden. Eines diese Gebiete ist Allitz, wo es laut Untersuchung „aufgrund einer Sekundärkonzession bzw. geltender alter Wasserrechte zu einer nicht ausreichenden Versorgung mit Bewässerungswasser (vor allem in Oberallitz) kommt.“ Der Lösungsvorschlag lautet: Ausstellung einer neuen Konzession (80 bis 100 Sekundenliter aus dem Laaserbach) an die Wasserinteressentschaften Laas oder Kortsch bei gleichzeitiger Überlassung gleichwertiger Wasserrechte am Strimm- bzw. Gadriabach. Bezüglich der Wasserableitung und -verfügbarkeit am Laaserbach müsste natürlich vorab ein Einvernehmen mit dem Betreiber des Wasserkraftwerks Laas gefunden werden.
Ähnlich gestaltet sich die Lage im Bereich St. Martin im Kofel und Goldrain. Zumal der Tisserbach überkonzessioniert ist, leiden einige Höfe am Sonnenberg vor allem im Frühjahr vor dem Anspringen des Jochwaals, aber auch während der Zeit von Trockenperioden unter Wassermangel, so etwa die Höfe Ratschill und Pardatsch. Auch für dieses Problemgebiet wird eine Ersatzkonzessionierung vorgeschlagen: neue Konzession (30 bis 50 Sekundenliter aus dem Plimabach) für die Fraktion Goldrain bei gleichzeitiger Überlassung gleichwertiger Wasserrechte am Tisserbach für die betroffenen Höfe auf St. Martin im Kofel. Ein Einvernehmen müsste in diesem Fall mit dem Betreiber des Kraftwerks in Kastelbell gefunden werden.
Das Maßnahmenpaket ist zwar bis ins letzte Detail gut durchdacht, jedoch besteht es bislang nur auf dem Papier. Der größte Haken ist die Umsetzung, genauer gesagt die Finanzierung. Dass 30 Millionen Euro kein Pappenstil sind, besonders nicht in der derzeitigen Phase der allgemeinen „Einsparungswelle“, weiß Andreas Tappeiner nur zu gut. Er will daher keine falschen Hoffnungen nähren, hofft aber trotzdem, über EU-Finanzmittel aus Interreg-Töpfen das eine oder andere Baulos in absehbarer Zeit umsetzen zu können. Priorität sei unter anderem dem Tanaser Berg und den Höfen auf St. Martin in Kofel einzuräumen. „Wenn wir wollen, dass die Bergbauern ihre Höfe am Sonnenberg nicht verlassen, ist die Verbesserung der Wasserversorgung früher oder später unabdingbar,“ ist der Bauernbundbezirksobmann überzeugt.

Josef Laner