Autos raus, mehr Lebensqualität rein
Auf dem Trumsberger Weg werden derzeit 45 m tiefe geologische Probebohrungen für den Bau eines Fluchtstollens vorgenommen.

Weichen für Umfahrung sind gestellt

Publiziert in 15 / 2012 - Erschienen am 18. April 2012
Kastelbell-Galsaun - Die Umfahrung von Kastelbell-Galsaun ist einen deutlichen Schritt vorangekommen. In ihrer Sitzung vom 22. Februar 2012 hat die Landesregierung dem Planungsteam Pfeifer aus Eppan (Sieger des Ideenwettbewerbes) den Auftrag zur Erstellung des Vor- und Ausführungsprojektes erteilt, damit die Arbeiten an der Umfahrung in den nächsten Jahren angegangen werden können. von Oskar Telfser Mehrere Trassenstudien Für diese Umfahrung und auch für einen Neubau der Vinschgerstraße von Algund bis Latsch wurden seit 1970 mehrere ­Trassenuntersuchungen angefertigt. Bis 1992 war im Bauleitplan der Gemeinde ­Kastelbell-Tschars sogar eine vierspurige Trasse mit kreuzungsfreien Anschlüssen auf der orografisch rechten Etsch-Uferseite eingetragen. 1990 wurden Univ.Prof. Heinz Tiefenthaler und Ing. Stefan Winkler vom Land mit der Erstellung einer neuen ­Trassenstudie im Abschnitt Töll-Latsch beauftragt. Der Gemeinderat betraute dann die Ingenieurgemeinschaft Fritzer-Saurwein in Innsbruck und das Planteam Bozen mit der Ausarbeitung einer Studie für die Realisierung von Umfahrungen auf dem gesamten Gemeindegebiet. Dem reiht sich eine weitere, von Ing. Siegfried Pohl zusammen mit dem Ingenieurbüro für Tunnel- und Felsbau GmbH Müller und Hereth aus Freilassing im Auftrag des Landes angefertigte Machbarkeitsstudie für die Umfahrung von Kastelbell an. 2005 hat der Verkehrsexperte Hermann Knoflacher im Auftrag der Bezirksgemeinschaft ein Gesamtverkehrskonzept für den Vinschgau ausgearbeitet. Vorentwurf ­vorgestellt „Die Umfahrung Kastelbell-Galsaun hat ­Priorität Nr. 1 im Vinschgau“, erklärte der Abteilungsdirektor Ing. Valentino Pagani vom Landesamt für Tiefbau bei der Vorstellung des Zeitplanes für die Projektierung am 14. Februar 2012 im Ratssaal von Kastelbell. „Wir haben das Programm für dieses Jahr erstellt, darin sind alle notwendigen Finanzierungsbeträge vorgesehen, um mit der Projektierung (Gesamtkosten rund 2 Mio. Euro) fortzufahren und diese im Jahre 2013 abschließen zu können.“ Neben Abteilungsdirektor Pagani konnte Bürgermeister Gustav Tappeiner auch den Amtsdirektor vom Amt für Straßenbau West, Ing. Günther Kiem, den Planer Ing. Michael Pfeifer mit seinen Mitarbeitern, die Gemeindeausschussmitglieder, Gemeinderäte, Mitglieder der Verkehrskommission und Vertreter verschiedener Organisationen begrüßen. „Ich glaube es ist richtig und notwendig, dass die hier anwesenden Gremien vor der Hinterlegung des endgültigen Vorprojektes einen Zwischenbericht zum Stand der Projektierung für die Umfahrung Kastelbell-Galsaun erhalten.“ Diese Infor­ma­tion ist wichtig, weil nun die Richtung, in welche es gehen wird, dargelegt wird,“ ­führte der Bürgermeister aus. Zeitplan für die Projektierung „Das Vorprojekt sollte laut Zeitplan in ca. 1 ½ Monaten vorliegen, man rechnet, dass wir bis Mitte Juni ein genehmigtes Vorprojekt haben“, berichtete Ing. Kiem. Nach der Genehmigung des Vorprojektes wird von Amts wegen die Bauleitplanänderung eingeleitet. Diese läuft parallel zur Ausarbeitung des Einreichprojektes und müsste innerhalb 2012 genehmigt werden. Innerhalb September 2012 sollte das Einreichprojekt vorliegen. Ein wichtiger Schritt folgt mit der Baugenehmigung bzw. urbanistischen Konformität. Da sind Konsultationen mit den Ämtern, die ihr Gutachten zum Projekt abgeben müssen, notwendig: Denkmalschutz, Landschaftsschutz, Gewässerschutz, Gewässernutzung, Brandschutz, usw. Diese Prozeduren sollten bis Mitte März 2013 abgeschlossen sein. Nach der Genehmigung des Einreichprojektes, voraussichtlich Ende April 2013, wird mit der Ausarbeitung des Ausführungsprojektes die letzte Planungsphase eingeleitet. Die Genehmigung des Ausführungsprojektes dürfte voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2013 erfolgen. Baubeginn Mitte 2014 Sofern dieser Zeitplan eingehalten wird und die Finanzierung der Umfahrung gesichert ist, könnte Ende 2013 die Ausschreibung der Arbeiten vorgenommen werden. Frühester Baubeginn wäre dann Mitte 2014. Technische Details Die Gesamtlänge der Umfahrung beläuft sich auf 3.190 m, die reine Tunnellänge beträgt 2.400 m. Die Anschlussstrecke Ost weist eine Länge von 430 m auf. Die Anschlussstrecke West hat eine Länge von 360 m. Das Konzept der Umfahrung gleicht jenem von Naturns mit einem Kreisverkehr im Osten (vis a vis der Gewerbezone ­Galsaun) und einem sogenannten „T-Knoten“ im Westen. „Die Entwurfsgeschwindigkeit ist auf 90 Km/h festgelegt, das bedeutet, dass die Kurvenradien, Querneigungen usw. auf diese Geschwindigkeit ausgelegt werden. Theoretisch kann man, abgesehen von den Geschwindigkeitsbegrenzungen im Kreuzungsbereich, bis zu 90 Km/h fahren“, sagte Kiem. Die maximale Längsneigung beträgt 1,6 %, sodass die Tunneltrasse im Gegensatz zu Naturns komplett flach verläuft. Die Fahrstreifen zwischen Gehsteig und Gehsteig haben eine Breite von 2 x 3,75 m. Im ­Tunnel sind zudem zwei Randstreifen und Notgehsteige von je 0,85 m vorgesehen. Das Projekt sieht zudem alle 500 Meter vier begehbare (nicht befahrbare) Notausgänge und zwei Haltebuchten vor. Der Planer, Ing. Michael Pfeifer, legte die weitere Vorgangsweise bei der Erstellung des Vorprojektes dar und erläuterte die wichtigsten Details (Bauweise, Belüftung, Beleuchtung). Ein wichtiges Thema bei den Diskussionen zum Projektentwurf war die Beibehaltung des Kreisverkehrs im Osten. Dieser sei aus verkehrstechnischen Gründen und als wichtiges Verbindungselement für Tschars und Kastelbell unbedingt notwendig. Der Zeitplan wurde auch bei den Bürgerversammlungen in der Gemeinde Kastelbell-Tschars vorgestellt. „Wichtig ist auf jeden Fall, dass die Geldmittel für gesamte Planung genehmigt wurden“, erklärte Bürgermeister Tappeiner dabei. Danach müsse man versuchen, beim Land die Finanzierung für den Bau der Umfahrung zu er­reichen. „Ich bin zuversichtlich, aber aufgrund der derzeitigen Rahmenbedingungen ist eine sichere Prognose schwierig“, so ­Tappeiner. Vor Abschluss der Projektierung seien noch Gespräche und Verhandlungen mit den Grundeigentümern zwecks Ablöse der benötigten Grundflächen für die Anschlussstrecken (Tunnelzufahrten Ost und West) und für die zeitweilige Grundbesetzung während der Bauphase notwendig. Kurzfristige Maßnahmen für Tschars So wie die Bürger von Kastelbell-Galsaun drängt auch die Bevölkerung von Tschars auf eine Umfahrung. Eine diesbezügliche Vorhersage ist zurzeit nicht möglich. Vorerst sind für Tschars kurzfristig umsetzbare Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssituation vorgesehen. Vom Straßendienst „West“ wurde bereits eine Machbarkeitsstudie für die Neugestaltung der Kreuzung mit Fußgängerübergang in der Örtlichkeit „Sand“ ausgearbeitet. Diese sieht eine Straßenerweiterung auf der linken Seite vor, um in der Fahrbahnmitte eine ­Mittelinsel für die Fußgänger als Sicherheit zu schaffen und die Autolenker zur Temporeduzierung zu zwingen. Gleichzeitig werden auch die Bushaltebuchten neu angelegt. Eine sensorgesteuerte Ampelanlage soll den Verkehrsteilnehmern das Einbiegen von den beiden Seitenstraßen (Bruggweg und Mühlweg) in die Staatsstraße erleichtern und vor allem für mehr Sicherheit sorgen. Zudem liegt ein baureifes Projekt seitens der Gemeinde zur Errichtung eines Gehsteiges entlang der orografisch linken Straßenseite vom Bruggweg bis zur Defatsch-Kurve vor. Geplant ist auch die Optimierung der Kreuzung Tschars West (beim Etzthalerhof) und die Errichtung einer sogenannten Einfädelspur im Bereich der Obstgenossenschaft JUVAL (Lager Tschars). Bezüglich der mehrfach diskutierten Errichtung von Schallschutzwänden wurde noch keine Entscheidung getroffen. Diesbezüglich gibt es in der Bevölkerung von Tschars, besonders bei den Anrainern entlang der Staatsstraße geteilte Meinungen. Es wird befürchtet, dass dann die von ihnen ebenfalls geforderte Umfahrung fallen gelassen würde. ­Knoflacher hat in seiner Studie für Tschars ebenfalls eine Tunnelumfahrung oder alternativ dazu eine Unterflurtrasse vorgeschlagen.
Oskar Telfser
Oskar Telfser

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