Seniorenbetreuung und Pflege
Beruf oder Berufung?
Bettina Thoma, Hannes Pohl, Kathrin Gander und Karin Niederegger (v.l.)
Elisabeth Tappeiner
Hannes Pohl
Tamara Platzer
Judith Prantl
Martin Renner
Siglinde Thöni

Weit mehr als nur Beruf

Berufsbegleitende Ausbildung für Pflegeberufe im Vinschgau geplant. 

Publiziert in 4 / 2025 - Erschienen am 25. Februar 2025

Schlanders - In einer Gesellschaft, die zunehmend älter wird, gewinnt die Pflege an Bedeutung und stellt sowohl Herausforderungen als auch Chancen dar. Die Freude im Umgang mit älteren Menschen ist oft der Antrieb für viele Pflegekräfte. Diese Begegnungen sind geprägt von Geschichten, Erfahrungen und einer einzigartigen Lebensweisheit, die es zu schätzen gilt. Die Dankbarkeit, die von den Pflegebedürftigen und ihren Familien zurückkommt, ist eine der größten Belohnungen in diesem Beruf.  Zudem bietet der Pflegeberuf eine wertvolle Möglichkeit zur Vereinbarkeit mit der Familie. Flexible Arbeitszeiten und verschiedene Beschäftigungsmodelle ermöglichen es vielen Pflegekräften, ihre beruflichen Verpflichtungen mit familiären Anforderungen in Einklang zu bringen. Dies ist besonders wichtig in einer Zeit, in der die Balance zwischen Beruf und Privatleben immer mehr an Bedeutung gewinnt. Der Pflegeberuf ist eine lohnende Wahl für all jene, die Freude am Umgang mit Menschen haben und bereit sind, sich den Herausforderungen dieses wichtigen Sektors zu stellen. der Vinschger hat mit pflegenden Menschen und Pflegeverantwortlichen in den Seniorenwohnheimen von Schluderns, Laas und Schlanders gesprochen und festgestellt, wie bereichernd der Pflegeberuf für das Leben der Pflegebedürftigen und auch der Pflegenden selbst ist.

Den Profis das Wort

Elisabeth Tappeiner hatte keine genaue Berufsvorstellung, verspürte jedoch während der Krankheit ihrer Oma das Bedürfnis, den älteren Menschen zur Seite zu stehen. Nach der Ausbildung als Pflegehelferin begann sie vor 13 Jahren im Wohn- und Pflegeheim von Laas zu arbeiten. „Ich bekomme Wertschätzung und Freude und empfinde große Genugtuung und ein gutes Gefühl bei meiner Pflegearbeit. Es hat noch keinen Tag gegeben, an dem ich ungern zur Arbeit gegangen bin.“ Sie ist begeistert, dass viele Weiterbildungsveranstaltungen wie z. B. Kinästhetics, Fußpflege u.a. direkt im Haus ermöglicht werden. Hannes Pohl ist ein Quereinsteiger. Er ist ausgebildeter Spenglergeselle, hat jedoch schon in jungen Jahren bei der Pflege einer beeinträchtigten Tante geholfen und Freude daran gefunden. „Zuerst lernst du ein Handwerk, danach kannst du machen, was du möchtest“, sagte seine Mutter zu Hannes. Jahrelang hat er seine Mutter zu den Meeraufenthalten mit der Arbeitsgruppe für Menschen mit Beeinträchtigung begleitet und so erkannte er früh, dass er in einem sozialen Beruf tätig sein möchte. Er ließ sich zum Sozialbetreuer ausbilden und sagt heute überzeugt: „Meine Arbeit gibt mir viel; für die Senioren da zu sein und ihnen zu helfen, ist sehr dankbar und erfüllend. Mir ist es vor allem wichtig, dass sie es im letzten Abschnitt ihres Lebens fein haben und sich gut aufgehoben und geborgen fühlen.“ Tamara Platzer arbeitet seit knapp zwei Jahren als Sozialbetreuerin im Alters- und Pflegeheim Schluderns. Aus familiären Gründen kam sie nach fünf Jahren in der Schweiz wieder in den Vinschgau zurück. „Als meine Oma ein Pflegefall wurde, habe ich die Berührungsängste gegenüber den Pflegebedürftigen und ihrer Intimsphäre verloren. Meine Arbeit macht mir Spaß, ich gehe gerne hin. Man schließt die Bewohner ins Herz, sie geben uns so vieles zurück, vor allem Dankbarkeit und strahlende Augen.“ Tamara schätzt sich glücklich, für ihre beiden Kinder die Großeltern zu haben, die ihre Familie unterstützen. Auch die Direktorin ist sehr entgegenkommend. „Ich habe flexible Schichtarbeit, manchmal Früh- oder Spätdienst und ich mache Fußpflege.  Judith Prantl, gelernte Krankenpflegerin, ist als Pflegedienstleiterin im Bürgerheim von Schlanders tätig und koordiniert seit über zwei Jahren das Mitarbeiterteam in der Pflege. „Jeder Tag bringt neue Herausforderungen, ist voller Abwechslung und reich an Wertschätzung und Anerkennung. Menschen zu begleiten, sie zu unterstützen ist eine erfüllende Erfahrung, die sich auch auf das eigene Leben positiv auswirkt. Man entwickelt eine höhere Belastbarkeit, Empathie und ein großes Verantwortungsbewusstsein. Unsere Arbeit ist krisensicher und stabil, und uns wird sehr viel berufliche Weiterbildung und Spezialisierung geboten“, so Judith Prantl. Wenn junge Menschen bei uns ein Praktikum machen, sind sie beeindruckt, und wir bekommen durchaus positive Rückmeldungen.  Martin Renner, Pflegehelfer im Wohn- und Pflegeheim Laas, ist erst kürzlich von einer dreimonatigen „kleinen“ Weltreise zurück. Dass ihm das die Direktorin genehmigt hat, erfreut den gelernten Hydrauliker und Bauspengler sehr. Der Quereinsteiger wollte lieber mit Menschen als mit Materialien arbeiten und machte vor 10 Jahren nach einem Vorpraktikum die Ausbildung an der Hannah Arendt. Nach einer 5-jährigen Tätigkeit im evangelisch geführten Haus Bethanien in Meran begann Martin in Laas zu arbeiten. Er macht einige Tagdienste, ist aber vorwiegend im Nachtdienst eingeteilt. „Viele wollen fixe Arbeitszeiten, aber mir gefällt das Flexible besser,“ sagt Martin. „Ich gehe sehr gerne zur Arbeit, sie erfüllt mich mit Zufriedenheit und der Genugtuung, etwas Sinnvolles für meine Mitmenschen zu tun. Wir erfahren in unserer Arbeit viel Wertschätzung, die sollte sich allerdings auch in unseren Gehältern niederschlagen. Wir betreuen Menschen auf ihrem letzten Weg und werden ständig mit dem Thema Tod konfrontiert; den Umgang damit kann man lernen. Es hilft, das eigene Leben bewusster zu betrachten und mit dem richtigen Blickwinkel zeigt dir dieser letzte Weg auch positive Seiten.“  Siglinde Thöni ist seit 1995 Wohnbereichsleiterin im Bürgerheim Schlanders. „Vieles hat sich in dieser Zeit im Haus und auch in der Pflege verändert. Kinästhetics bringt eine Erleichterung bei der Arbeit, sei es für das Mitarbeiterteam als auch für die Bewohnerinnen und Bewohner“, so die ausgebildete Peer-Tutorin. „Wertschätzung für meine Arbeit bekomme ich durch die Dankbarkeit der Heimgäste und deren Angehörige. Für ein gutes Arbeitsklima im Team ist es wichtig, die Wünsche und Anliegen meines Mitarbeiterteams wahrzunehmen und diese bestmöglich umzusetzen. Bei den jungen Menschen stelle ich fest, dass diese offen untereinander über die Gehälter und die Arbeitszeiten kommunizieren und vergleichen. Der Schichtarbeit und dem Wochenenddienst, welche unregelmäßige Arbeitszeiten mit sich bringen, kann nicht entgegengewirkt werden, scheint aber vielen ein negativer Apsekt unseres Berufes zu sein.“ Besonders hervorheben möchte Siglinde die Wichtigkeit der psychosozialen Betreuung und die Begleitung im letzten Lebensabschnitt, welche den Beruf neben der pflegerischen Tätigkeit besonders attraktiv machen. Für diese besonderen Aufgaben benötigt es Menschen, die den Pflegeberuf gerne erlernen und eine fachlich kompetente Ausbildung genossen haben.

Berufsbegleitende Ausbildung für Pflegeberufe im Vinschgau geplant

Um in dem anspruchsvollen Feld des Pflegeberufs erfolgreich zu sein, ist eine solide Ausbildung unerlässlich. Sie bildet das Fundament für eine kompetente und einfühlsame Arbeit. Die Ausbildung der verschiedenen Pflegeberufe wird in den Landesfachschulen für Sozialberufe in deutscher und italienischer Sprache angeboten. Gleichzeitig können private Trägerkörperschaften zusätzliche berufsbegleitende Ausbildungen und Kurse für die genannten Berufsbilder vor Ort anbieten, damit die Vereinbarkeit von Beruf und Familie während in der Ausbildung besser gewährleistet werden kann. Unter der Federführung von Jürgen Pircher (Direktor Seniorenwohnheim Partschins) und Sibille Tschenett (Direktorin der Wohn- und Pflegeheime von Laas und Schluderns) sind die Seniorenwohnheime im Vinschgau derzeit bemüht, eine berufsbegleitende Ausbildung für Pflegehelferinnen und Pflegehelfer im Vinschgau zu organisieren, welche im Herbst 2025 starten soll. Details zu dieser Ausbildung erfahren Interessierte in den Seniorenheimen von Mals, Schluderns, Laas, Schlanders, Latsch, Naturns und Partschins.

Ingeborg Rainalter Rechenmacher
Ingeborg Rainalter Rechenmacher

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.