„Wir haben es in der Hand“
SVP-Bezirksobmann Albrecht „Abi“ Plangger im Interview.
Vinschgau - „So spannend wie heuer war es noch nie“. Dieser Satz ist immer wieder zu hören, wenn von den anstehenden Landtagswahlen die Rede geht. Von 7 bis 21 Uhr können die Wahlberechtigten am 22. Oktober zu den Urnen gehen, um jenen Parteien und Leuten ihre Stimme zu geben, von denen sie glauben, dass sie das Land in den nächsten 5 Jahren am besten durch die Gewässer steuern können. Ruhige Gewässer werden es sicher nicht, denn es stehen starke „Wellen“ ins Haus, wie etwa der Klimawandel, die Preissteigerungen, die Niedriglöhne, die Mobilität, die gerechte Gesundheitsversorgung, das sündteure Wohnen und vieles mehr. Blickt man auf die Wahlen vor 5 Jahren zurück, so haben sich die Auswahlmöglichkeiten vergrößert. Mit 16 Listen ist die Zahl der Parteien und Bewegungen so hoch wie nie. 488 Kandidatinnen und Kandidaten buhlen um die 35 Sitze im Landtag. Die stimmenstärkste Partei im politischen Bezirk Vinschgau war 2018 die SVP mit 51%. Im Jahr 2013 waren es noch 54,8% gewesen. Das Team K (2018 noch Team Köllensperger) hatte vor 5 Jahren auf Anhieb 18,1% im Vinschgau geholt. Die Süd-Tiroler Freiheit hat leicht zugelegt (10,6% anstelle von 9,8% im Jahr 2013). Einen Einbruch erlebten die Freiheitlichen (22,9% 2013 und 7,3% 2028). Die Grünen haben in den 13 Vinschger Gemeinden vor 5 Jahren 6,9% der Stimmen auf sich vereinen können, 2013 waren sie bei 7,3% gelegen. Für die heurigen Wahlen sind zum Teil neue Listen dazugekommen, wie etwa „Für Südtirol mit Widmann“, „JWA – Wirth Anderlan“ und weitere mehr.
Abi’s ganz große „politische Schlacht“
Für den ehemaligen Grauner Bürgermeister, Parlamentarier und derzeitigen Bezirksobmann Albrecht „Abi“ Plangger sind die Landtagswahlen 2023 nun die ganz große „politische Schlacht“. Im Interview mit dem der Vinschger gibt er sich kämpferisch und „patriotisch“. Mehr „Patriotismus“ für den Vinschgau erhofft er sich auch von der Wählerschaft seiner Partei.
der Vinschger: Herr Albrecht Plangger, Wahltag ist Zahltag und der Zahltag naht. Was erwarten Sie sich für die SVP im Vinschgau?
Albrecht Plangger: Zunächst hoffe ich, dass die Vinschgerinnen und Vinschger unseren Einsatz während der vergangenen 5 Jahre entsprechend anerkennen. So schlecht, wie manchmal dargestellt, steht unser Tal wirklich nicht da, und zwar trotz aller Probleme und Dauerbrenner, die es zweifellos gibt.
Was genau meinen Sie mit „nicht schlecht“?
Unsere Partei stellt in 12 der 13 Gemeinden den Bürgermeister oder die Bürgermeisterin. In allen diesen Gemeinden ist sehr viel passiert. Schaut euch nur um in Martell, im Oberland, in Taufers im Münstertal oder fährt hinter Prad ins Tal hinein. Nicht zu vergessen ist, dass zum Beispiel der Schul- und Bildungsstandort Vinschgau gesichert ist. Das 21 Millionen Euro teure Heim für Schülerinnen und Schüler in Mals kommt ebenso, wie die dringend notwendige Tiefbauhalle für die Ausbildung der Lehrlinge im Tiefbausektor in Schlanders. Auch beim Krankenhaus in Schlanders haben wir nichts „anbrennen“ lassen. Wie alle anderen Bezirke haben natürlich auch wir das Problem des Personalmangels im Pflegebereich.
In puncto Mobilität gibt es aber oft harsche Kritik seitens der Bevölkerung. Kommt man in diesem Bereich im Vinschgau tatsächlich nicht weiter?
Wir stehen nicht für alles, was nicht gut geht, in der direkten Verantwortung. Wenn es zum Beispiel bei der Umfahrung Kastelbell-Galsaun oder bei der Sanierung der Bahntunnels zwischen Töll und Marling zu Baustopps und Unterbrechungen gekommen ist, ist das nicht uns zuzuschreiben. Im Gegenteil: Wir haben hart im Hintergrund gearbeitet, damit die Arbeiten fortgesetzt werden. Die Arbeiten an der Umfahrung laufen seit Ende August weiter und die Vinschger Bahn fährt seit dem 9. Oktober wieder auf der gesamten Strecke. Ausgenommen sind nur die Abendstunden, Wochenenden und Feiertage, weil die Arbeiten zur Elektrifizierung der Bahn noch voll im Gang sind. Es werden entlang der Strecke rund 1.500 Masten aufgestellt. Ab dem 10. Dezember wird außerdem der Direktbus Mals-Landeck fahren. An den Haltestellen in Graun und Pfunds (Kajetansbrücke) wird fleißig gearbeitet. Der Bus kommt dieses Mal wirklich.
Bei anderen Dauerbrennern gab es bislang aber kein Weiterkommen, etwa beim Thema Nationalpark.
Wir haben uns zwar bemüht, uns um alle Probleme im Vinschgau zu kümmern, aber es ist uns nicht überall gelungen. Eines der Beispiele ist eben der Nationalpark. Wir haben noch immer keinen genehmigten Parkplan und mit der Aufwertung des Stilfser Jochs sind wir auch noch nicht richtig weitergekommen. Aber wir werden nicht „lugglassn“. Viel Kraft und Energie stecken wir schon seit einiger Zeit in die Anliegen rund um das Thema Wasser. Wir brauchen zusätzliche Wasserspeicher im Vinschgau. Auch die Ausweisung sogenannter Trockenzonen ist unbedingt notwendig. In Bozen nimmt man diese und weitere wichtige Anliegen leider nicht sehr ernst.
Warum nicht?
Was uns am meisten fehlt, ist ein direkter Ansprechpartner in der Landesregierung. Der Landeshauptmann hat uns während der vergangenen Jahre zwar gut betreut und sein Bestes gegeben, aber er kann sich bei bestem Willen nicht mit allen Details und „Kleinigkeiten“, die aus unserer Sicht aber wichtig sind, befassen. Ohne direkten Draht in der Landesregierung kommen wir bei Themen wie Nationalpark, Aufwertung Stilfserjoch, Trockenzonen oder bei bestimmten Mobilitätsprojekten nicht richtig weiter. Es ist daher unser primäres Wahlkampfziel, dieses Mal wieder zwei Vinschger SVP-Leute in den Landtag zu bringen. Einer oder eine sollte dann in die Landesregierung kommen.
Halten Sie dieses Wahlziel angesichts der politischen Konkurrenz im Tal, die ja nicht schläft, überhaupt für realistisch?
Ich hoffe stark, dass unsere rund 10.000 Wählerinnen und Wähler von 2018 „mehr“ und nicht „weniger“ werden. Bedauerlich ist, dass diese genannten ca. 10.000 Wählerinnen und Wähler bei den letzten Landtagswahlen insgesamt gesehen nur 1 Vorzugsstimme im Tal gelassen haben. Noch dazu kam, dass anstelle von 4 Vorzugsstimmen im Schnitt nur 2,75 gegeben wurden. Das kann es nicht sein. Wir hatten Zeiten, als noch 2 von 4 Vorzugsstimmen für die Vinschger Kandidaten und Kandidatinnen im Tal geblieben sind. Dies müsste wieder möglich sein. Kurzum: Wir müssen viel „patriotischer“ werden. Wir müssen schon zuerst unsere Leute unterstützen.
Was heißt das konkret?
Bei den letzten Wahlen gingen über 5.000 Stimmen an die Burggräfler Kandidaten und Kandidatinnen. Im Gegenzug flossen nur ca. 2.000 vom Burggrafenamt in den Vinschgau. Genau das muss sich ändern. Natürlich stimmt es, dass die Wählerinnen und Wähler immer Recht haben, aber als Vinschger müssen wir auch ab und zu in den „Spiegel schauen“ und Zusammenhalt an den Tag legen. Mit einem Satz gesagt: Wir Vinschger müssen wieder vermehrt Vinschger wählen und in diesem Sinn viel „patriotischer“ werden. Wir haben es in der Hand!