„Wir haben unser Ziel erreicht“
Publiziert in 8 / 2006 - Erschienen am 20. April 2006
Roselinde Gunsch Koch, die Bezirksobfrau der SVP im Vinschgau, gibt sich mit dem Wahlergebnis trotz der teils herben Verluste ihrer Partei zufrieden. „Unser Ziel, wieder einen Kandidaten aus dem Vinschgau nach Rom zu schicken, haben wir erreicht. Das Wahlergebnis, das Manfred Pinzger im Wahlkreis West erzielte, ist durchaus respektabel. Zusätzlich zu einem starken Landesrat haben wir jetzt auch einen Senator,“ sagt die Bezirksobfrau.
„Der Vinschger“: Die SVP hat im Senatswahlkreis West von 67,4 Prozent vor fünf Jahren auf nunmehr 59,8 Prozent „abgewirtschaftet“. Die größten Verluste im Vinschgau hat Ihre Partei in Kastelbell-Tschars (minus 16,6 Prozent), in Naturns (minus 15,5), in Schnals (minus 12,8), in Martell (minus 12,4) hinnehmen müssen. Aber auch in Gemeinden wie Laas, Mals oder Schluderns hat die SVP zwischen 11,5 und 12,3 Prozent verloren. Warum?
Roselinde Gunsch Koch: Grundsätzlich ist festzuhalten, dass die Wahlbeteiligung dieses Mal in allen Gemeinden sehr hoch war. Sie lag fast überall bei weit über 80 Prozent, was natürlich sehr positiv ist. Weiters standen etliche Parteien zur Auswahl und es ist ganz klar, dass sich die Kräfte entsprechend verteilen. Die SVP hat landesweit Verluste eingefahren. Die Einbußen in unserem Wahlkreis halten sich in Grenzen. Im Senat zum Beispiel haben wir etwas mehr als 7 Prozent verloren, im Wahlkreis Ost waren es 9 Prozent. Auch das Wahlverhalten hat sich geändert. So manche können dem Argument, dass Südtirol in Rom auf Biegen und Brechen Geschlossenheit zeigen muss, nicht mehr allzuviel abgewinnen. Wir werden selbstverständlich noch genaue Wahlanalysen durchführen. Dies werden wir in aller Ruhe und ausführlich machen.
„Der Vinschger“: Hat die Verluste nur die SVP als Partei zu verantworten oder auch der Kandidat Manfred Pinzger?
Roselinde Gunsch Koch: Für uns im Vinschgau, im Partnerbezirk Burggrafenamt und auch in den Gemeinden Sarntal, Andrian, Jenesien, Mölten und Terlan war nach der erfolgten Nominierung klar, dass Manfred Pinzger unser Kandidat ist. Das Ergebnis zeigt, dass unsere Wählerschaft mit großer Mehrheit zu Pinzger gestanden ist. Wenn ich mir das Abschneiden der Senatskandidatin Helga Thaler Außerhofer im Bezirk Brixen/Pustertal anschaue, die als Kandidatin nie in Frage gestellt worden ist, stehen wir noch recht gut da.
„Der Vinschger“: Wohin sind Ihrer Meinung nach die Stimmen der Union für Südtirol geflossen?
Roselinde Gunsch Koch: Viele dieser Stimmen sind sicher zu den Freiheitlichen gewandert.
„Der Vinschger“: Georg Schedereit, der Senatskandidat der Liste „L’Unione per Prodi“, hat in etlichen Vinschger Gemeinden sehr gut abgeräumt. Hat es eine Rolle gespielt, dass Schedereit als Kandidat der deutschsprachigen Volksgruppe kandidiert hat?
Roselinde Gunsch Koch: Schedereit hatte sicher den Vorteil, als „Fernsehgesicht“ ein bekannter Mann zu sein. Weiters hat er auch Zuspruch bei italienischen Wählern gefunden, besonders natürlich in Meran als Kandidat von Mitte-Links. Im Vinschgau hat die SVP mehr an die Grünen verloren, in der östlichen Landeshälfte mehr an die Freiheitlichen.
„Der Vinschger“. Ein Blick auf die Ergebnisse der Kammerwahlen zeigt, dass die SVP in vielen Gemeinden stark abspecken musste. In nicht wenigen Gemeinden verlor die Sammelpartei mit dem Spitzenkandidaten Karl Zeller bedeutend mehr als im Senat. In Graun etwa verlor die SVP im Senat 4,1 Prozent, in der Kammer ganze 10,6. Ähnlich verhält es sich auch in Schlanders. Wie erklären Sie sich diese Unterschiede?
Roselinde Gunsch Koch: Eine Erklärung liegt sicher darin, dass die Leute bei der Wahl nur das Listenzeichen vor sich hatten und keine Namen. Einen weiteren Grund - das gilt aber teilweise sicher auch für den Senat - sehe ich darin, dass es uns als SVP nicht gelungen ist, das Bündnis mit Mitte-Links verständlich genug zu machen.
Interview: Sepp Laner

Josef Laner