Der Sandsturm - Prad: Filz und Verflechtungen

Wird der rauhe Wind zum Orkan?

Publiziert in 3 / 2004 - Erschienen am 12. Februar 2004
Über den Rücktritt vom Prader VizeBM Josef Hofer ranken sich wilde Gerüchte. Bereichert soll er sich haben an den Geldern der Gemeindezeitung “Prader Nachrichten”. Stimmt nicht, sagt Hofer. Hofer ist politisch zerstört und menschlich enttäuscht. Noch heißer wird´s, wenn sich SVP-Gemeinderatskandidaten aus dem Gemeindezeitungskonto “bevorschussen” lassen. von Erwin Bernhart Es soll geklärt werden, ob mir das Geld zusteht oder eben nicht,” meint Josef Hofer. Es geht, laut Hofer, um rund 23.000 Euro, die er im Laufe der sechs Jahre seit Bestehen der Gemeindezeitung “Prader Nachrichten” als verantwortlicher Chefredakteur , als Lektor und Gestalter der Zeitung brutto für sich beansprucht hat. Das Geld hat er zurückgezahlt, auf das eigens für das Blatt vorgesehene Konto, vorerst. Der Vorwurf der Abzocke wurde in Prad laut und hält sich hartnäckig. [F] Vorwurf “Abzocke” [/F] Hofer seinerseits hat bereits Konsequenzen gezogen: Rücktritt vom Posten des Vizebürgermeisters und vorher Rücktritt als Präsident des Bildungsausschusses Prad. Sein Rücktritt sei in einer SVP-Fraktionssitzung vom BM Herbert Gapp bekannt gegeben und in diesem Gremium akzeptiert worden, ohne Wenn und Aber. In erster Linie sei er aus Arbeitsüberlastung und aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten, sagt Hofer. Die Ärzte hätten ihm dies bereits nach einem Herzinfarkt vor zwei Jahren geraten. Der Bürgermeister habe ihn noch gehalten. “Das andere ist noch als motivierendes Element dazugekommen,” so Hofer. [F] Das “Andere” [/F] Das “Andere” ist der Knackpunkt. Der Bildungsausschuss habe damals über das Konzept der Prader Nachrichten abgestimmt. Darunter war auch ein Punkt enthalten, der besagt, dass eine Bezahlung von redaktionellen Beiträgen vorgenommen werden kann. Das “Kann” hat Hofer in Anspruch genommen. In geringerem Maße auch andere. Der Bildungsausschuss habe nur unter der Bedingung zugestimmt, wenn Hofer die redaktionelle und die finanzielle Verantwortung übernimmt. “Die meisten wollten damit nichts zu tun haben,” so Hofer. Offiziell gilt der Bildungsausschuss als Herausgeber. Einige aus diesem Gremium haben auch gelegentlich redaktionell mitgearbeitet, mit kleinstem Entgelt. Im Bildungsausschuss gibt es zwei unterschiedliche Konten und Rechnungsgebaren: eines für die Bildungstätigkeit und eines für die Gemeindezeitung. Ersteres wurde vom Bildungsausschuss verwaltet und das Zweite von Hofer in Eigenregie. [F] Die “Eigenregie” [/F] Die Eigenregie ist ihm nun zum Verhängnis geworden. Über das Konto wurden die Auslagen der Zeitung beglichen. Auch die Druckerei, die Kofel AG, wurde über dieses Konto abgerechnet. Gleichzeitig hat Hofer an die Kofel eine jährliche Honorarnote von, so Hofer, “im Durchschnitt 2000 Euro” gestellt. Ein Teil der Auslagen ist damit zurückgeflossen, in Hofers Tasche. Hofer sieht darin kein Unrecht. Er habe alles schwarz auf weiß. Auch der Bildungsausschuss habe sich jüngst, so Hofer, mit seinem Gebaren einverstanden erklärt. Nachdem er den Sachverhalt von seiner Warte aus erklärt habe. 13.000 Euro steuert die Gemeinde dem Blatt jährlich bei, etwas weniger die Raiffeisenkasse Prad. Der Rest wird über Werbungen finanziert. Diese hat Hofer selbst an Land gezogen. “Abgerechnet wurde schon direkt,” will Hofer auch nicht den Hauch einer Veruntreuung aufkommen lassen. [F] “Scharfe” Trennung [/F] Und die Gemeindeverwalter trennen scharf. BM Herbert Gapp: “Eines ist die Gemeindeverwaltung und ein Anders ist der Bildungsausschuss. Wir haben doch keine Kontrollfunktion.” “Sonst müssten wir ja in jedem Verein, der einen Beitrag von der Gemeinde erhält, kontrollieren gehen, “ pflichtet Assessor Herbert Thoma bei. Gapp habe keine Rechnung angeschaut. “Das steht mir auch nicht zu.” Und er zeigt sich ob der Vorgangsweise enttäuscht. In Südamerika spreche man in diesen Zusammenhängen von “Putsch”. Zwei Gemeindebedienstete hätten sich als “Saubermänner” aufgespielt. Aber richtig losgegangen sei es im Bildungsausschuss. [F] Der “Putsch” [/F] “Wenn es ein Putsch wäre,” so Assessor Thoma, “dann geht es um die gesamte Mannschaft. Nicht um den Hofer Sepp und nicht um den Bürgermeister, sondern um den gesamten Ausschuss, wenn schon.” Es wäre schlimm, wenn aus der Affäre politsches Kapital geschlagen wird. Die Hosen scheinen gestrichen voll in der Prader Ratsstube, ein Jahr vor den Gemeindratswahlen. Zudem habe er, Thoma, sich informiert. Die Vorgangsweise, Honorarnoten an die Druckerei Kofel zu stellen, sei auch bei anderen Gemeindeblättern üblich. Nur weil Hofer VizeBM und Präsident des Bildungsausschusses sei, werde die Sache hochgespielt. SVP-Ortsobmann Luis Burger hat den Gemeindeausschuss aufgefordert, die Sache aufzuklären. Stutzig gemacht habe Burger die Rückzahlung von Seiten Hofers. Wenn Hofer es gerechterweise kassiert hätte, bräuchte er es auch nicht zurückzuzahlen, meint Burger. [F] “unscharf” und “filzig” [/F] In Worten scharf getrennt ist eines. Bei genauerem Hinsehen wird die Trennung dann doch unscharf und das Ganze wird filzig, zumindest was die SVP-Gemeinderäte und das Konto der Prader Nachrichten betrifft. Bei den Gemeinderatswahlen im Jahr 2000 wurde für die SVP-Kandidaten ein Prospekt erarbeitet. Es wurde fotografiert, getextet und das Produkt an die Bürger verteilt. Dabei, und das ist das Heikle an der Sache, hat das Gemeindeblattkonto als Vorschusskasse gedient. Die Wahlwerbung wurde über das Konto beglichen, damals 3 Millionen Lire, vorerst. “Veranlasst hat die Broschüre der Bürgermeister,” so Josef Hofer (“Ich kann doch mir nicht alles anlasten lassen”). Die Werbung sei ebenfalls bei der Kofel gedruckt worden. Gapp habe ihn, Hofer, gebeten, er solle doch inzwischen, wenn´s geht, den anfallenden Betrag über das Konto der “Prader Nachrichten” begleichen. So wurde es gemacht. “Ich habe damit nur dem Bürgermeister einen Gefallen gemacht,” so Hofer. Das Geld sei später, viel später, eingegangen. Die säumigen Kandidaten hätten gezahlt, in bar, in der Gemeindestube. [F] Die “Varianten” [/F] Die Vorgangsweise gibt im Wesentlichen auch BM Gapp zu. Mit einigen anderen Nuancen als es Sepp Hofer schildert. Er lässt seinen Vizesekretär Kurt Warger die Sachlage erklären. Hofer habe den Auftrag erhalten, den Fofografen und die Druckerei zu bezahlen. Dass das aus dem Konto der “Prader Nachrichten” beglichen wurde, zeige sich erst jetzt. Warger bestätigt die Barzahlung von Seiten der Kandidaten. Assessoren hätten mehr gezahlt als einfache Ratsmitglieder. “Belege haben wir keine, und das ist ein großes Problem.” Dem BM Gapp ist die Vorgangsweise im fernen Wahljahr 2000 nicht mehr geheuer. [F] Die “Wellen” [/F] “Ich werde den jetzigen Bildungsausschuss und den Bürgermeister zur Klärung auffordern, ob mir das Geld zusteht oder nicht,” harrt Sepp Hofer der Dinge. Zur unseligen Sachlage Hofers hat sich eine politsch hochbrisante dazugesellt. Die vergangenen Wahlen bzw. die Vorgangsweise der Wahlwerbung über das Gemeindeblattkonto könnte durchaus höhrere Wellen schlagen als Hofers Rücktrittskapriolen. Und im kommenden Jahr sind Gemeinderatswahlen, für Prad im Besonderen richtungsweisend.
Erwin Bernhart

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