Für Natur und Umwelt
Umweltschützer blicken zurück und nach vorne
30 Jahre lang haben Peter Gasser (2. v.l.) und Rudi Maurer (rechts) im Vorstand der Umweltschutzgruppe Vinschgau mitgearbeitet. Roman Altstätter (links) war 20 Jahre lang Vorstandsmitglied und Barbara Pichler (fehlt im Bild) 10 Jahre. Eva Prantl (2. v.r.) dankte den scheidenden Vorstandsmitgliedern für ihren ehrenamtlichen Einsatz für die Umwelt und die Natur.
Bei der gut besuchten Mitgliederversammlung im Hotel Greif in Mals.

Zu tun gibt es genug

Umweltschutzgruppe hält die Fühler immer ausgestreckt. „Urgesteine“ scheiden aus dem Vorstand aus.

Publiziert in 9 / 2018 - Erschienen am 13. März 2018

Mals - Seit 1981 setzt sich die Umweltschutzgruppe Vinschgau (USGV) ehrenamtlich für den Erhalt der Lebensqualität und für den Schutz der Natur und Umwelt ein. Dass der USGV die Arbeit auch 37 Jahre nach der Gründung nicht ausgeht, zeigte sich bei der heurigen Mitgliederversammlung am 9. März im Hotel Greif in Mals. Als Schwerpunkthemen des Vorjahres nannte die Vor-
sitzende Eva Prantl die Ökologisierung der Landwirtschaft, die im Auftrag des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz erstellte „Pestizidstudie 2017“, den Einsatz gegen eine skitechnische Verbindung von Langtaufers mit dem Kaunertal, die von der  Landesregierung mittlerweile abgelehnt wurde, sowie viele weitere Tätigkeitsfelder.

Hohe Kontamination

Koen Hertoge fasste noch einmal die Ergebnisse der „Pestizidstudie“ zusammen. Landesweit wurden 71 Grasproben im
Eisacktal, Etschtal, im Unterland, im Überetsch sowie im Vinschgau und Burggrafenamt gezogen. Bei 16 der 21 Proben, entnommen am 22. und 23. Mai 2017 zwischen Mals und Partschins, wurden Kontaminierungen festgestellt. Bei 8 Proben wurden mehr als 2 Wirkstoffe nachgewiesen. „Bei den 13 Proben zwischen Schlanders und Naturns waren 92% mit Wirkstoffen belastet“, so Hertoge. Die Abdrift sei
außerdem keine Frage von wenigen Metern. 

Alles okay?

Verwunderlich und unverständlich sei die Reaktion von Landesrat Arnold Schuler, „wonach alles okay ist.“ Die Kinderärztin und Homöopathin Elisabeth Viertler meinte, dass es nach der Vorstellung der Studie geheißen habe, dass für die Gesundheit der Menschen aufgrund der sehr geringen Mengen keine Gefahren bestünden. Sie sei aber anderer Meinung: „Grenzwerte bieten keine Sicherheit. Jeder Mensch reagiert anders, besonders empfindlich sind Kinder und Heranwachsende. Langzeitige Auswirkungen sind nicht auszuschließen.“ Zu behaupten, dass geringe Mengen für Kinder unschädlich seien, ist laut Viertler unverantwortlich.

„Es tut weh“

Wenngleich die Landesregierung das Ausführungsprojekt zur Verbindung der Skigebiete „Schöneben“ und „Haideralm“ mit nicht weniger als 50 Auflagen des Umweltbeirates genehmigt hat, „tut dieses Projekt jedem Umweltschützer weh, denn es werden viele Hektar Wald gerodet und wir werden während der Bauphase so einiges zu sehen bekommen“, sagte das scheidende Vorstandsmitglied Peter Gasser. Er erinnerte aber auch daran, dass man sich in der USGV schon vor 10 Jahren dazu durchgerungen hat, „in der peripheren Gemeinde Graun auf dieser Seite eine Entwicklung zuzulassen, sofern bestimmte Auflagen berücksichtigt werden.“ An dieser Position habe sich bis heute nichts geändert. Das sei auch der Grund, warum im Gegensatz zur Anbindung mit dem Kaunertal gegen dieses Projekt „nicht Sturm gelaufen wurde.“ Die 50 Auflagen beziehen sich auf die Wasserableitungen aus dem Fellatschbach, die ordnungsgemäße Durchführung der Erdbewegungs-, Rodungs- und Aushubarbeiten sowie die nachfolgende Begrünung. In Absprache mit dem Forstinspektorat Schlanders sind zudem ökologisch-landschaftliche Ausgleichsmaßnahmen im Wert von 330.000 Euro im Bereich der Schutzwaldsanierung, Lawinenverbauung und Lebensraumverbesserung der Wildtiere durchzuführen.

Die Taten fehlen

Eva Prantl verwies darauf, dass mittlerweile sehr oft von Nachhaltigkeit gesprochen wird, „aber das umweltrelevante Handeln lässt bei der Politik oft zu wünschen übrig.“ Als Beispiel nannte sie die Umwandlung des Tonner Mahds in der Gemeinde Kastelbell-Tschars als landwirtschaftliches Grün. „Hier hat sich die Landesregierung einmal mehr über das Gutachten einer Fachkommission hinweggesetzt. Bisher nicht nachgekommen sei das Land auch der Forderung, eine gesetzliche Regelung in Sachen Mountainbiken und Downhill einzuführen. Weiterhin am Ball bleiben will die USGV laut Prantl auch bei den Themen Verkehr, Elektrosmog, Ökologisierung der Landwirtschaft sowie Sensibilisierung für Umwelt- und Naturschutz durch Internet und Presseaussendungen.

Hecken „verschwinden“

Bereits im 5. Jahr fortgesetzt wird das Projekt „Heckenverbund Malser Haide“, wenngleich es laut Peter Gasser immer wieder vorkommt, dass Hecken und Sträucher, die auf öffentlichem Grund gepflanzt wurden, „verschwinden“, etwa beim Schneeräumen. Auf die Lehrfahrt „Das Große Walsertal – ein Modell für Langtaufers“ sowie auf das Projekt „Patenschaft für Schutzgebiete“ blickte Ingrid Karlegger zurück. Mittlerweile gibt es 20 Paten für 50 Biotope und Naturdenkmäler. Das scheidende Vorstandsmitglied Rudi Maurer bedauerte, „dass man es in der Gemeinde Prad verabsäumt hat, anlässlich der Errichtung einer großer Apfelanlage eine breite,
öffentliche Diskussion zum Thema Pestizide zu führen.“ Schließlich handle es sich nicht nur um ein „Malser Thema“. Bezüglich der geplanten Aufwertung der Stilfser-Joch-Straße brauche es auch ein „ordentliches Verkehrskonzept.“ Als die größte Enttäuschung seiner 30-jährigen Tätigkeit als Umweltschützer nannte Maurer das Roden von Palabirn-Bäumen in Lichtenberg. „Vom Anger ist fast nichts übriggeblieben.“

Lehrfahrt zur FiBL Schweiz

Zurückgeblickt hat die Vor-
sitzende auch auf großteils sehr gut besuchte Vortrags-, Film- und Diskussionsabende, etwa auf den Vortrags- und Diskussionsabend mit Lucius Tamm vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL Schweiz. Für heuer kündigte sie eine Lehrfahrt zur FiBL Schweiz mit Betriebsbesichtigung an. Außerdem werde man sich bemühen, in Zusammenarbeit mit Lucius Tamm bei einem Workshop einen Masterplan bezüglich Biodiversität in Obstbaugebieten mit Beteiligten aus den Gemeinden Mals, Glurns, Schluderns und Schlanders zu erarbeiten.

Viel Applaus für „alte Kämpfer“

Großen Applaus zollten alle Anwesenden den vier scheidenden Vorstandsmitgliedern. Peter Gasser und Rudi Maurer haben 30 Jahre lang im Vorstand mitgearbeitet und sich für den Natur- und Umweltschutz im Vinschgau eingesetzt. Roman Altstätter scheidet nach 20 Jahren als Vorstandsmitglied aus, Barbara Pichler nach 10. Erich Daniel ließ Höhen und Tiefen, welche die USGV in den vergangenen Jahrzehnten erlebt hat, mit Bildern Revue passieren. Bei der Neuwahl des Vorstandes wurden Albert Pritzi, Christoph Hohenegger, Dominik Greiss,
Erich Daniel, Eva Prantl, Helmut Schönthaler, Ingrid Karlegger, Pia Telser und Stephan Platzgummer bestätigt. Als neues Mitglied wurde Ingeborg Schgör gewählt.

„Wenn wir nichts tun, …“

„Während meiner langjährigen Tätigkeit in der Umweltschutzgruppe gab es mehrere Höhen und Tiefen. Die Erfahrungen dieser Zeit möchte ich nicht vermissen“, sagte Rudi Maurer, der im Rahmen des biologischen Abendessens auf 30 Jahre Umweltschutz zurückblickte. Besonders die Zusammenarbeit im Vorstand habe ihn immer wieder motiviert, Anliegen aufzugreifen und Vorhaben umzusetzen. So wie es Peter Gasser einmal auf den Punkt gebracht habe: „Wenn wir nichts tun, dann geht es uns selber schlechter“. Maurer behauptete mit Überzeugung, „dass der Vinschgau ohne die Umweltschutzgruppe Vinschgau ‚ärmer’ dastehen würde.“ Und es würde im Vinschgau landschaftlich „trauriger“ ausschauen. Daher wünscht sich Maurer, „dass diese wichtige Gruppe weiterhin an den bisherigen Werten festhält und sich dafür einsetzt. Dazu braucht sie weiterhin die große Unterstützung von uns allen.“ Folgenden Partnern der USGV hatte Prantl bereits im Zuge der Mitgliederversammlung für die Unterstützung und gute Zusammenarbeit gedankt: Dachverband für Natur- und Umweltschutz, Heimatpflegeverband Südtirol und lokale Heimatpflegevereine, Alpenverein Südtirol, Biologenvereinigung, Bioverbände. Auch allen Spendern wurde ein Dank ausgesprochen.

Josef Laner
Josef Laner

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